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Möller: Religion und Demokratie herausforderndes Thema für Pfarrerinnen- und Pfarrertag / Erklärung des Verbandes zum Umgang mit Rechtsextremismus erhält viel Lob, aber auch Gegenwind 

Kaiserslautern, 23.9.2024 (cf). In seinem Vorstandsbericht vor der Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. am 23.9.2024 in Kaiserslautern stellte der Vorsitzende des Ver-bandes, Pfarrer Eckehard Möller (Dresden), die Situation des Verbandes angesichts gesellschaftlicher Umbrüche sowie den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche in den Vordergrund. 

„Als Motto unseres Pfarrerinnen- und Pfarrertages haben wir „Religion und Demokratie“ gewählt“, so der Vorsitzende vor den Delegierten: „Religion zuerst, denn das ist unsere Profession. Demokratie als Verhältnis dazu. Keinesfalls war religiöse Ausübung schon immer demokratisch geprägt“, sagte Möller. Auch sei Religion keine Voraussetzung für Demokratie. Es gelte, beide Ideale in Verbindung zu setzen, auch wenn ein Konsens hierbei gar nicht so schnell zu finden sei. 
Dabei seien Fragen zu stellen: „Wie demokratiebeflissen darf Kirche sein? Wie demokratisch soll Kirche sein? - Diskussionen hierüber führen wir schon einige Jahre, immer wieder und immer mehr, je mehr sich die Situation in unserem Land zuspitzt, je mehr unsere Demokratie grundsätzlich hinterfragt und auch zunehmend paradoxerweise mit demokratischen Mitteln untergraben wird“, so Möller vor der Mitgliederversammlung. 

Erklärung zum Umgang mit rechtsextremen Positionen in der Gesellschaft wichtiges Signal 

Angesichts dieser Diskussionen habe sich der Vorstand des Verbandes im Frühjahr 2024 entschieden, eine Erklärung zum Umgang mit rechtsextremen Positionen in der Gesellschaft zu erarbeiten, in der sich der Verband gegen Halbwahrheiten, Lügen, Ressentiments, Polemik und Polarisierung wendet. Dabei ging es, so Möller, ausdrücklich „nicht um ein rein politisches Statement, sondern um die Standards unseres Berufsstandes“. 

Eine deutliche und klare Mehrheit stehe zu der Erklärung, so Möller. Wohl zum ersten Mal seit vielen Jahren habe der Verbandsvorstand öffentlich Stellung bezogen. „Wir haben etliches Lob hierfür bekommen, aber auch starken Gegenwind. Auch inhaltlich wurden wir angegriffen: Warum wir uns zum Thema Rechtsextremismus äußern, aber nicht zur Frage von Abtreibung. Dass wir mit Stellungnahmen wie der unseren manche Menschen erst recht zum Rechtsextremismus drängen würden. Wir sollten Sündern die Gnade Gottes bezeugen, die Sünder im Evangelium versöhnt.“ Dieses Denken kritisiert Möller als Engführung: „Das finde ich einen gefährlichen theologischen Ansatz, weil er unsere Verantwortung zu wenig in den Blick nimmt. Ja, ich predige gern einen Gott der Vergebung. Aber noch lieber versuche ich, das später eventuell zu Vergebende im Vorfeld zu verhindern. Mit Gottes Hilfe“, sagte Möller vor den Delegierten.

Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung / „Ergebnisse als niederschmetternd empfunden“

Möller ging auch auf die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ein, deren Ansatz neu sei, weil auch nicht konfessionell gebundene Menschen befragt wurden. „Aber daran lag es gar nicht, dass die Ergebnisse als so niederschmetternd empfunden wurden. Es war einfach der Mitgliederschwund quer durch alle Regionen Deutschlands“, so Möller. Vor allem die Kassenwarte der Landeskirchen hätten aufgehorcht: „weniger Mitglieder? Achtung: weniger Einnahmen! Und sofort beginnen überall Sparkonzepte. Kirchliche Einrichtungen werden geschlossen, alles Mögliche auf den Prüfstand gestellt. Und es wird an Stellen über Fusionen nachgedacht, wo dies noch wenige Wochen vorher vehement bestritten wurde. Plötzlich geht doch alles. In rasanter Geschwindigkeit“, so der Vorsitzende des Verbandes.

Möller weiter: „Galt es bisher als fast sicheres Mittel gegen Austritte, wenn Gemeindeglieder ihre oder auch nur irgendeine Pfarrperson persönlich kannten, scheint das jetzt kaum noch eine Rolle zu spielen. Die Beziehungen zu Pfarrerinnen und Pfarrern können sogar gut sein – und trotzdem wird ausgetreten“. Auch der Bonus der diakonischen Arbeit scheine aufgebraucht – wenn nicht gar verspielt, so Möller. „Das schmerzt. Das kratzt an unserem Selbstverständnis und Selbstwertgefühl“, sagte Möller in Kaiserslautern.

Sexualisierte Gewalt in den Kirchen / Dankbar für Aufarbeitung der EKD

Zu alledem hätten auch die Skandale um sexuellen Missbrauch in der Kirche beigetragen. „Ich finde es gut und richtig, dass jetzt endlich ehrlich auch hierüber gesprochen und verhandelt wird. Aber dass dies eben bisher eher vertuscht wurde, hat uns als Kirchen sehr viel Ansehen genommen. Selbstverschuldet“, sagte Möller, der die Evangelische Kirche in Deutschland ausdrücklich für ihre Aufarbeitungsbemühungen lobte: „In der EKD hat man nun endlich sehr gut und behutsam versucht, diese Aufarbeitung in die Wege zu leiten. Ich bin den daran Beteiligten – auch aus unseren Reihen – sehr dankbar für ihre Arbeit, die gewisslich nicht einfach und oft belastend war.“ Die Geschädigten sollten endlich Gehör und Anerkennung finden und Schutzkonzepte erarbeitet werden. 

(Christian Fischer, Pressesprecher)     


Hinweise für Presseberichterstattung:
Den Wortlaut des Berichts von Pfarrer Eckehard Möller können Sie im Internet unter www.pfarrerverband.de lesen und herunterladen.
Das Pressereferat erreichen Sie während der Tagung telefonisch über: (0561) 34070
 


Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer beraten das Thema: „Religion und Demokratie“

Kaiserslautern, 19.9.2024. Mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden von Montag, 23., bis Mittwoch, 25. September 2024, zum 77. Deutschen Pfarrerinnen und Pfarrertag in Kaiserslautern erwartet. Zum ersten Mal in seiner Geschichte tagen die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Deutschland und einigen europäischen Partnerkirchen in Kaiserslautern, und damit mitten im Gebiet der Evangelischen Kirche der Pfalz. 

Für das diesjährige Thema „Religion und Demokratie" konnte als Hauptreferent Professor Gerald Kretzschmar vom Lehrstuhl für Praktische Theologie in Tübingen gewonnen werden. Am Dienstag, den 24. September 2024, wird er um 10 Uhr in der Fruchthalle in Kaiserslautern zum Thema „Religion und Demokratie“ sprechen. Am Nachmittag sollen die Thesen seines Vortrages in Arbeitsgruppen diskutiert werden. Dabei wird auch die aktuelle Situation nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg eine Rolle spielen.  

Das Thema „Religion und Demokratie“ rückt die aktuellen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft in den Mittelpunkt. Pfarrer Eckehard Möller, Vorsitzender des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V., aus Dresden schreibt in der Einladung zum Kongress: "Freie Wahlen, Pressefreiheit, Streikrecht oder das Recht auf freie Meinungsäußerung – viele Annehmlichkeiten der Demokratie scheinen heute selbstverständlich zu sein. Diese Freiheiten gelten gleichzeitig als hohes Gut. Für den Schutz dieser Rechte sind viele Bürger bereit zu demonstrieren. Häufiger spüren wir jedoch, wie verletzbar unsere Demokratie ist. Immer öfter versuchen unterschiedliche Kräfte, mit unterschiedlichen Mitteln die Demokratie auszuhebeln oder sogar abzuschaffen. Dies wird zunehmend zur Gefahr für unsere Gesellschaft und deren Zusammenhalt.“  

In Kaiserslautern soll u.a. folgenden Fragen nachgegangen werden: „Welche Rolle spielt Religion in der Demokratie? Soll Religion Einfluss auf die Demokratie nehmen? Haben Religion und Demokratie gleiche Werte und Ziele? Schließlich: Ist Religion, ist das Christentum, ist „Kirche“ überhaupt demokratisch?

Der Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag beginnt am Montag, 23.9., um 16:00 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst in der Stiftskirche in Kaiserslautern. Predigen wird Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Interessierte sind herzlich eingeladen den öffentlichen Gottesdienst mitzufeiern. 

Um die Tagung herum finden Versammlungen der Gremien des Verbandes, unter anderem die Mitgliederversammlung (Montag, ab 9 Uhr) statt. Auch das Präsidium der KEP, der Konferenz Europäischer Pfarrverbände, tritt zusammen.

Hintergrund:
Zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag kommen alle zwei Jahre Pfarrerinnen und Pfarrer aus Deutschland und europäischen Nachbarländern zusammen. Die letzte Tagung fand im Jahr 2022 in Leipzig statt, der nächste Kongress ist für 2026 geplant. Veranstaltet wird der Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag vom Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V., in dem 20 Einzelvereine mit etwa 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrern in den evangelischen Kirchen in Deutschland organisiert sind. 
Das ausführliche Programm finden sie unter www.pfarrertag.de

(Christian Fischer)


Sie erreichen das Pressebüro auch während der Tagung unter: 0561-34070 und: pressesprecher(at)pfarrerverband.de


Religion und Demokratie

Freie Wahlen, Pressefreiheit, Streikrecht oder das Recht auf freie Meinungsäußerung – viele Annehmlichkeiten der Demokratie scheinen heute selbstverständlich zu sein. Diese Freiheiten gelten gleichzeitig als hohes Gut. Für den Schutz dieser Rechte sind viele Bürger bereit zu demonstrieren.
Häufiger spüren wir jedoch, wie verletzbar unsere Demokratie ist. Immer öfter versuchen unterschiedliche Kräfte, mit unterschiedlichen Mitteln die Demokratie auszuhebeln oder sogar abzuschaffen. Dies wird zunehmend zur Gefahr für unsere Gesellschaft und deren Zusammenhalt.
Welche Rolle spielt Religion hierbei? Christentum und Demokratie sind in unserem Denken häufig verbunden. Dabei haben sie keinen gemeinsamen Ursprung. Und andere Religionen in unserem Land haben teilweise ein ganz anderes Verhältnis zur Demokratie. Ist Demokratie überhaupt theologisch ableitbar?

Die offensichtliche Verletzlichkeit einer bisher als selbstverständlich vorausgesetzten Demokratie bereitet uns zunehmend Sorge. Kann unser Glaube helfen, demokratisch zu streiten? Soll Religion Einfluss auf die Demokratie nehmen? Haben Religion und Demokratie gleiche Werte und Ziele – oder sind sie gar Kontrapunkte? Ist Religion, ist das Christentum, ist „Kirche“ überhaupt demokratisch?

Religion und Demokratie. Bewusst haben wir die „Religion“ bei unserem Motto des Pfarrerinnen- und Pfarrertages vor den Begriff der „Demokratie“ gesetzt. Religion und Religiosität sind die Ausgangspunkte unseres Denkens und Handelns als Pfarrerinnen und Pfarrer.

Für unseren Pfarrertag in Kaiserslautern Ende September 2024 haben wir Professor Gerald Kretzschmar vom Lehrstuhl für Praktische Theologie in Tübingen gewinnen können, das Hauptreferat zu halten. Am Dienstag, den 24. September 2024, wird er um 10 Uhr in der Fruchthalle zum Thema „Religion und Demokratie“ sprechen. Am Nachmittag sollen die Thesen seines Vortrages die Grundlage für die einzelnen Arbeitsgruppen bilden. Wie wird die aktuelle politische und demokratische Situation nach den Landtagswahlen in den drei deutschen Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg aussehen? 

Lassen Sie uns auf die vielen offenen Fragen gemeinsam Antworten zu finden!

Eckehard Möller, 
Vorsitzender des Verbandes Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V.


Programm

Montag, 23. September

16.00 Uhr - Stiftskirche
Eröffnungsgottesdienst
Predigt: Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst

19.00 Uhr - Fruchthalle
Festlicher Abend des Verbandes Evangelischer Pfarrerinnen und
Pfarrer in Deutschland e.V.


Dienstag, 24. September

09.30 Uhr - Fruchthalle
Andacht: Dekan Richard Hackländer, Kaiserslautern

10.00 Uhr - Fruchthalle
Hauptvortrag: Prof. Dr. Gerald Kretzschmar, Eberhard Karls Universität Tübingen, Lehrstuhl für Praktische Theologie

11.15 Uhr - Fruchthalle
Rückfragen und Vorstellung der Gruppen für die Arbeit am Nachmittag

12.15 - 15.00 Uhr Mittagspause
individuell

15.00 - 16.30 Uhr
Gruppenarbeit an unterschiedlichen Orten
Die Themen der einzelnen Arbeitsgruppen werden sich aus den Thesen des Hauptvortrages von Prof. Dr. Gerald Kretzschmar und auch aus der dann aktuellen politischen und demokratischen Situation nach den Landtagswahlen in den drei deutschen Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg ergeben.

18.00 Uhr - Kammgarn
Pfälzer Abend des Vereins Pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer e.V. in der Kammgarn in Kaiserslautern
Unterhaltungsprogramm: Chako Habekost


Mittwoch, 25. September

09.30 Uhr - Stiftskirche
Andacht: Pfarrerin Dr. Margarethe Hopf
Kollekte für die Kirchgemeinde der Stiftskirche

10.00 - 12.00 Uhr - Kaiserslautern
Ausflüge und Führungen (zur Anmeldung)


Die sieben Aussteller auf dem Pfarrtag sind:


Veranstaltungsorte

Fruchthalle Kaiserslautern
Fruchthallstraße 10
67655 Kaiserslautern

Alte Eintracht / Unionskirche – Tagungsbüro
Unionsstraße 2
67657 Kaiserslautern

Stiftskirche
Stiftsstraße 2
67655 Kaiserslautern

Kammgarn
Schoenstraße 10
67659 Kaiserslautern