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Rückblick

Thema: "Ende der Sicherheit"
Deutscher Pfarrerinnen- und Pfarrertag 2022 in Leipzig

Leipzig (cf/epd). Drei Tage lang haben sich über 350 Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Deutschland und einigen Nachbarländern über das Thema „Ender der Sicherheit“ ausgetauscht. im Eröffnungsgottesdienst forderte Sachsens Landesbischof Tobias Bilz dazu auf, angesichts wachsender Erwartungen und Herausforderungen mit Besonnenheit zu reagieren. 

Thomas de Maizière: Krisenzeiten als Chance zu verstehen

Am Dienstag stand der Vortrag von Kirchentagspräsident de Maizière im Mittelpunkt. Er plädierte dafür, Krisenzeiten als Chance zu verstehen. „Auch wenn es unsicher ist, es ist nicht das Ende, wir können losgehen“, sagte de Maizière. Christlicher Glaube sei mit einem Auftrag verbunden. Dieser laute: Verantwortung übernehmen.

„Wir als Christen müssen mit Unsicherheiten umgehen und in Chancen drehen und in Kreativität verwandeln“, sagte er. Es gehe nicht darum, „das Jammertal zu beschreiten“, sondern sich zuzumuten, etwas zu tun - beispielsweise dem Nächsten zu helfen, notwendige Veränderungen anzupacken oder klassische Strukturen aufzubrechen. „Freiheit führt zwingend zu Ungewissheit“, führte de Maizière weiter aus: „Wer Freiheit will, muss Unsicherheit wollen“. Sicherheiten und Gewissheiten seien dagegen Illusionen. „Wenn wir Freiheit ernst nehmen, dann ist Zukunft ungewiss“, betonte der CDU-Politiker. Was immer, aber besonders auch in Krisen helfe, seien Streit und Debatte.

Podiumsdiskussion: Sicherheit ist verloren gegangen 

Auf einem Podium diskutierten am Nachmittag Experten aus Polizei, Justiz, Pflege und Theologie zum Thema „Ende der Sicherheit“.

„Meine Sicherheit ist verloren gegangen“, sagte die Strafverteidigerin Seda Basay-Yildiz. „Wo soll ich hin gehen, wenn ich von denen, die mich schützen sollen, bedroht werde“, sagte die Anwältin aus Frankfurt am Main mit Blick auf in der Vergangenheit aufgetauchte rechtsextremistische Chats von Polizistinnen und Polizisten in Hessen. Basay-Yildiz wurde als Anwältin der Nebenklage im NSU-Prozess bekannt.

An dieser Thematik müsse intensiv gearbeitet werden, sagte Sachsens Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa. Es sei nicht mit einer Ausbildung oder mit einem Schwur getan. Mit Blick auf den Rechtsextremismus innerhalb der Polizei sagte er: Es müsse immer wieder betont werden, was zur DNA der Sicherheitsbehörde gehört und was nicht.

Der frühere Magdeburger evangelische Bischof, Axel Noack, ging auf Unsicherheiten innerhalb der Kirche ein. „Dass die Kirche kleiner wird, macht viele unsicher“, sagte er. Es gelte zu überlegen: „Wie kann man fröhlich kleiner werden?“ Demokratie brauche den unbedingten Diskurs, das versuche die Kirche aufzugreifen, so Noack. Dabei sei es „eine ganz schwere Aufgabe, über den eigenen Tellerrand und Chatgruppenrand hinauszuschauen“.

Der Würzburger Theologieprofessor und Autor Klaas Huizing gab mit Blick auf Kirche und Religion zu bedenken, dass selbst in der Universität die Krise angekommen sei. Junge Leute wollten Ethik und Philosophie studieren, aber nicht Religion.
 


Thema: „Religion und Gewalt“
Deutscher Pfarrerinnen- und Pfarrertag 2018 in Augsburg

Prof. Dr. Heribert Prantl
(Foto: Christian Schauderna)

Augsburg (cf/epd). Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Deutschland trafen sich von Montag, 17., bis Mittwoch, 19. September in Augsburg zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag. Tagungsort war der „Kongress am Park“. Das Thema „Religion und Gewalt“ schien vielen erschreckend aktuell.

In einer Zeit, in der die Religionen in vielen Gegenden der Welt feindlich aufeinandertreffen, in der sie missbraucht werden für Ziele wie Macht und wirtschaftlichen Vorteil, in der das Miteinander der Religionen in Deutschland und Europa populistisch aufgeheizt und vergiftet wird, in solcher Zeit bedarf es einer kritischen und zugleich konstruktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Religion und deren Gewaltpotential ebenso wie mit den Religionsgemeinschaften, in deren Nachbarschaft die christlichen Kirchen leben, sagte der Verbandsvorsitzende, Pastor Andreas Kahnt. Zum Hauptvortrag begrüßte er Professor Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung.

Journalist Prantl warnt Kirchen vor politischer Vereinnahmung

Heribert Prantl rief in Augsburg die Kirchen dazu auf, sich gegen zunehmende politische Vereinnahmung zu wehren. Während in der Gesellschaft die "ausgeübte Religiösität" zurückgehe, nehme zugleich die "Politisierung von Religion" zu, sagte Prantl am Dienstag.

Prantl, der Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) ist, nannte als Beispiel die von der bayerischen Staatsregierung im Juni 2018 eingeführte Regelung, im Eingangsbereich aller Behörden Kreuze aufzuhängen. "Dies ist keine Respektsbezeugung, das ist ein Missbrauch", so Prantl: "Das ist die politische Instrumentalisierung einer religiösen Kernbotschaft."

Das Kreuz sei "nicht Folklore, es ist kein religiöses Hirschgeweih", erläuterte der Journalist. Es sei das "Symbol für Erlösung, Sinnbild des Leidens und der Herrschaft Christi." Die CSU habe daraus eine "Mia san mia"-Botschaft gemacht. "Das ist nicht christlich, das ist Ketzerei - weil es das Kreuz verstaatlicht und säkularisiert." Prantl forderte die Kirchen auf, "sich gegen die blasphemische Vereindeutigung des Kreuzes zu wehren".

Der SZ-Journalist sprach in Augsburg vor über 400 evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern, die sich bei ihrem dreitägigen Kongress mit dem Thema "Religion und Gewalt" auseinandersetzten. Prantl ermutigte die Kirchen dabei auch, sich "nicht einschüchtern zu lassen in Sachen Kirchenasyl - auch wenn es welche gibt, die schimpfen, den Flüchtlingen würde alles nachgeschmissen".

Er mahnte aber zugleich dazu, andere Benachteiligte in der Gesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Die Kirche habe Gesten und Rituale, die Menschen groß machen: "Lassen sie diese Worte und Gesten die Menschen spüren." Kirchen müssten der Ort sein, "an dem der Himmel offen ist", erklärte Prantl: "Nicht nur für die, die sich in der angeblich richtigen und wahren Kirche wähnen, sondern für alle, die an Gott glauben."

Exkursionen am Nachmittag und viele Begegnungen

Diese Anregungen aus dem Hauptvortrag wurden am Nachmittag durch Exkursionen vertieft. Unter der Überschrift „Was dem Frieden dient“ besuchten die Teilnehmenden Gemeinden verschiedener Religionen und Konfessionen, Betriebe und Ausbildungsstätten mit Mitarbeitenden unterschiedlicher kultureller, religiöser und ethnischer Herkunft, soziale Brennpunkte und diakonische Einrichtungen. Themen wie Mission, Wahrheit und Toleranz, aber auch Asyl, Gewalt und Schutz vor Gewalt spielten in den Begegnungen eine wichtige Rolle.

Neben der Auseinandersetzung mit dem Thema „Religion und Gewalt“ gab es in Augsburg auch viel Gelegenheit zum Austausch untereinander. Beim festlichen Abend des Verbandes wurde unter anderen der langjährige Verbandsschatzmeister Reinhard Sutter verabschiedet und zahlreiche Gäste aus Kirche und Politik sowie aus befreundeten Pfarrvereinen europäischer Nachbarländer begrüßt. Beim Bayerischen Abend des Pfarrvereins am Dienstagabend freuten sich die vielen Gäste über den Auftritt des Sängers und Gitarristen Wolfgang Buck.

Festlicher Gottesdienst und großes Besichtigungsprogramm

Der Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag begann am Montag mit einem festlichen Gottesdienst in der St. Anna-Kirche. Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender Professor Dr. Heinrich Bedford-Strohm predigte und Popkantor Hans-Georg Stapff zeichnete für die Kirchenmusik verantwortlich.

Nach dem Gottesdienst waren alle Teilnehmenden von Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl zu einem Empfang in den Goldenen Saal des Rathauses eingeladen worden. Am Mittwoch klangen die Tage in Augsburg aus mit einer Andacht in der St. Ulrich-Kirche und mit einem großen Besichtigungsprogramm, das allen diese für die Reformationsgeschichte, für Handel und Wandel seit den Zeiten der Fugger, für moderne Industrie und Gewerbe, für bedeutende Bauten und nicht zuletzt für die Augsburger Puppenkiste berühmte Stadt näher brachte.


2016 Pfarrertag in Lübeck-Travemünde: "Endlich leben"

Plakat zum Pfarrertag

Der Verband Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland lädt zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag ein. Vom 26. bis 28. September 2016 findet dieses große Treffen von Theologinnen und Theologen aus allen Landeskirchen Deutschlands, das alle zwei Jahre veranstaltet wird, in Travemünde statt. Gemeinsam mit dem Verein der Pastorinnen und Pastoren in Nordelbien stellt der Verband derzeit ein interessantes und abwechslungsreiches Programm aus Gottesdiensten, theologischen Themen, festlichen Abenden und touristischen Ereignissen zusammen. Travemünde als Veranstaltungsort auf dem Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland bietet sich an, "die Seele baumeln zu lassen"! Das Tagungshotel liegt direkt an der Lübecker Bucht, dort, wo die Trave in die Ostsee mündet, und gibt den Blick frei auf die Weite des Meeres.

Die Lage der Stadt ist ideal für den Pfarrerinnen- und Pfarrertag. Denn das Motto "endlich leben" braucht Weite. Es stellt sich der Verunsicherung in der Kommunikation des Evangeliums angesichts von Sterben und Tod. Während die Kirche lange die Deutungshoheit über die existentiellen Fragen des Menschen hatte, werden zunehmend andere Deutungen angeboten, und dies besonders im Film und im weltweiten Netz. Sie erzählen von Sterben und Tod in ganz eigener Weise, stellen neue Symbole und Rituale vor und beeindrucken viele Menschen durch die Macht der Bilder. Pfarrerinnen und Pfarrer sind herausgefordert, sich den Veränderungen zu stellen und ansprechend überzeugend vom Gott des Lebens zu erzählen.

Hauptreferent wird der Leiter der Evangelischen Akademie Hamburg, PD Dr. Jörg Herrmann sein, der sich in besonderer Weise dem Thema Sterben und Tod in den Medien gewidmet hat und damit als herausragender Kenner der Erzählungen gilt, von denen die Mediengesellschaft zunehmend geprägt ist. In Arbeitsgruppen soll die Herausforderung einer zeitgemäßen Erzählung christlicher Hoffnung angesichts des Endes besprochen und der Blick geweitet werden. Dabei wird es unter anderem um den "nassen Tod" gehen und damit die Situation von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer, um die Verkündigung des Gottes des Lebens, um die Schnittstelle von Verkündigung und Bestattungskultur, um Leben mit fremden Organen und die Frage, wann der Mensch tot ist, und um die große Herausforderung, Sterben und Tod ins Leben zu holen. Außerdem geht der Blick hinüber nach Dänemark und zu den Märtyrern Lübecks im Nationalsozialismus. Alle Arbeitsgruppen werden durch Kurzreferate von hochrangigen Fachleuten eingeleitet und begleitet.

Tagungsort ist das Hotel "Maritim" direkt am Ostseestrand. Hier finden die meisten Veranstaltungen, die festlichen Abende und gemeinsamen Mahlzeiten statt. Der Gottesdienst zu Beginn wird in der Evangelischen St. Lorenz-Kirche in Travemünde und die Andacht zum Beschluss des Pfarrerinnen- und Pfarrertages in der Evangelischen Marienkirche in Lübeck gefeiert. Erwartet werden - neben den an der Tagung Teilnehmenden - Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft aus der Ökumene und aus dem In- und Ausland. Nach der Schlussandacht am Mittwoch sind Führungen in der bemerkenswerten Altstadt Lübecks und kleine Exkursionen zu Wasser und zu Land vorgesehen. Um die Tagung herum finden Versammlungen der Gremien des Verbandes, unter anderem die Mitgliederversammlung statt, und das Präsidium der KEP, der Konferenz Europäischer Pfarrverbände, tritt zusammen.

Andreas Kahnt


2014 Pfarrertag in Worms: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders – Manchmal musst du nein sagen!"

Dr. Heiner Geißler (Foto: Christian Schauderna)

Worms (epd). Der CDU-Sozialpolitiker Heiner Geißler hat die Kirchen dazu aufgerufen, energischer gegen die Auswüchse der neoliberalen Finanzwirtschaft zu Felde ziehen. Statt deutlicher Worte zu den herrschenden Missständen lese er immer häufiger kirchliche Texte, die wie von Betriebswirtschaftlern verfasst klingen würden, sagte er am Dienstag beim 73. Deutschen Pfarrertag in Worms. Selbst Diakonie und Caritas betrachteten notleidende Patienten mittlerweile als «Kostenfaktor».
Statt von den Idealen der biblischen Nächstenliebe werde die Gesellschaft heute von Geld, Gier und Geiz dominiert, sagte der katholische CDU-Politiker, der vom deutschen Pfarrerverband als Hauptredner zu dem Pfarrertag eingeladen worden war: «Jeder sorgt für sich selber - das ist die moderne heidnische Parole, das Gegenteil von dem, was das Evangelium sagt.» Auch die Kirche sei mittlerweile mit diesem «Virus infiziert».

Die soziale Marktwirtschaft, die in den Nachkriegsjahrzehnten in Deutschland so gut funktioniert habe, existiere mittlerweile auch in der Bundesrepublik nicht mehr, kritisierte Geißler. Sie müsse wiederhergestellt werden. «Es gibt auf der Welt Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute», sagte der frühere Bundesfamilienminister vor mehreren hundert Teilnehmern des evangelischen Pfarrertreffens. Die Kirche müsse deutlich «Nein sagen zu dieser Form des inhumanen, Menschen zerstörenden Kapitalismus».

Geißler berichtete bei seiner Rede im Wormser Tagungszentrum auch davon, dass er zurzeit an einem Buch über den Kirchenreformator Martin Luther arbeite. Ihn interessiere die Frage, wie Luther wohl über eine Reihe von Problemen der modernen Gesellschaft denken würde.

In Worms sprechen über 300 angemeldete evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Deutschland noch bis Mittwoch über die Zukunft ihres Berufes. Der alle zwei Jahre vom Pfarrerverband veranstaltete Kongress steht 2014 unter dem Motto «Manchmal musst Du Nein sagen!». In der Bundesrepublik gibt es rund 24.000 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, von denen etwa 21.000 über die Pfarrervereine der jeweiligen Landeskirchen im deutschen Pfarrerverband organisiert sind.

Kahnt freut sich über Wertschätzung an Pfarrerinnen und Pfarrern / Kritik an EKD

Auftakt zum Pfarrertag in Worms: Pfrin. Anita Nowak-Neubert (stv. Vors. Verein EKHN), Pfr. Christian Fischer (Pressereferent) und Pfr. Andreas Kahnt (Vorsitzender Verband). Foto: Kerstin Neubert

Worms, 22.9.2014 (cf). In seinem Vorstandsbericht vor der Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. am 22.9.2014 in Worms stellte der Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Andreas Kahnt (Westerstede), die Folgen der aktuellen EKD-Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) für den Pfarrberuf sowie die anstehenden Herausforderungen für den Verband in den Mittelpunkt.

Die 5. Erhebung der Evangelischen Kirche in Deutschland über die Kirchenmitgliedschaft zeige eindrucksvoll, „dass unter den Kirchengliedern die Bedeutung von Pfarrerinnen und Pfarrern hoch geschätzt wird“, so Kahnt. Es komme auch in Zukunft auf den Pfarrer und auf die Pfarrerin an, so der Vorsitzende, denn die Evangelische Kirche sei für ihre Mitglieder vor allem durch ihre gottesdienstliche Praxis bedeutsam. „Das Bild von Kirche vermittelt sich für einen großen Teil der Befragten über konkrete Personen, nämlich eine Pfarrerin oder einen Pfarrer, die Sie persönlich kennen, denen sie anlässlich eines kirchlichen oder öffentlichen Ereignisses begegnet sind oder deren Namen sie mit einer Pfarrperson verbinden,“ betonte der Vorsitzende vor den 100 Delegierten aus den Mitgliedsvereinen.

Schluss mit dem Aufbürden neuer Aufgaben / Manches EKD-Leuchtfeuer ein Irrlicht

Pfarrer Andreas Kahnt (Foto: Christian Schauderna)

Kahnt folgert aus diesem Ergebnis: „Es muss endlich vorbei sein damit, dass Pfarrerinnen und Pfarrern unablässig neue Aufgaben aufgebürdet werden und sie allein bleiben mit der Notwendigkeit, diese Aufgaben in ihre Arbeitswoche zu integrieren oder durch Weglassung anderer Aufgaben zu kompensieren.“ Beides sei auf Dauer nicht möglich, sondern werde zur Belastung für das eigene Selbstverständnis, für die Familie, für die Gesundheit und nicht zuletzt für das Miteinander in Gremien und Aufgabenbereichen. Niemandem sei damit genützt, dass Pfarrerinnen und Pfarrer sich in der Wahrnehmung unzumutbar vieler Aufgaben verzehren und darüber krank werden, so Kahnt.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland habe mit ihrem Reformprogramm einiges zu diesen Fehlentwicklungen beigetragen: Manche Vorgaben zeigten in die falsche Richtung und manches Leuchtfeuer hätte sich als Irrlicht erwiesen, so Kahnt. „Die Vorgabe, ‚gegen den Trend zu wachsen‘, war und ist eine Anleitung zum Unglücklich sein; sie hat nicht wenige Pfarrerinnen und Pfarrer nicht nur unglücklich, sondern sogar krank gemacht“, unterstrich der Vorsitzende. Es wäre hilfreich gewesen, den Verband zum sogenannten Zukunftskongress der EKD im Mai dieses Jahres einzuladen, um Fehlentwicklungen offen anzusprechen. „Aber vielleicht wollte dort niemand hören, was der Verband schon seit langem sagt und einfordert. Nun haben es eben die Kirchenmitglieder gesagt“, so der Vorsitzende in Worms wörtlich.

In diesem Zusammenhang unterstrich Kahnt, dass die Kernaufgaben der Pfarrerinnen und Pfarrer die Verkündigung in Wort und Sakrament, der Unterricht, die Seelsorge und die geistliche Leitung seien. Auch wenn zukünftig vieles in der Kirche nur möglich sein werde, wenn sich Menschen ehrenamtlich engagieren, so dürften Pfarrerinnen und Pfarrer nicht zu Anleiterinnen und Anleitern von Ehrenamtlichen werden, sondern müssten diese Kernaufgaben weiterhin selbst wahrnehmen, so der Vorsitzende.

Theologischer Nachwuchs braucht mehr Durchlässigkeit zwischen Landeskirchen

Angesichts der Nachwuchsprobleme beim Pfarrberuf beklagte Kahnt, dass trotz eines Eckpunkte-Papiers der EKD zur Ausbildung, immer noch keine volle Durchlässigkeit zwischen den Landeskirchen bestehe. „Nicht einmal in den Kirchen, die sich auf ein gemeinsames Ausbildungsprogramm geeinigt haben, erwerben erfolgreiche Examenskandidaten und Examenskandidatinnen die Anstellungsfähigkeit in allen diesen Kirchen“, monierte der Vorsitzende. Dem Verband liege an einer Vergleichbarkeit der Ausbildung in den Evangelischen Kirchen in Deutschland. Darin teile der Verband die Linie der EKD, unterstrich Kahnt vor den Delegierten. Beste Werbeträger für den Pfarrberuf seien zudem Pfarrerinnen und Pfarrer, die Zeit haben und nicht über Geld reden müssen, so Kahnt.

Deutliche Kritik am Besoldungs- und Versorgungsgesetz der EKD: „Ziel verfehlt!“

Enttäuscht zeigte sich Kahnt von dem vorliegenden Entwurf zum Besoldungs- und Versorgungsgesetz der EKD (BVG.EKD). Seit langem habe der Verband eine einheitliche Besoldung und Versorgung der Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland gefordert. Nun zeige der Entwurf, dass „das BVG.EKD bestenfalls einen gemeinsamen Rahmen für diejenigen Kirchen bietet, die es anwenden wollen, und darüber hinaus den Gliedkirchen weitreichende Möglichkeiten eröffnet, wesentliche Teile der Besoldung und Versorgung nach eigenem Ermessen zu regeln“. Damit werde das als vorrangig dargestellte Ziel einer allgemeinen Anwendung von Bundesrecht faktisch wieder verworfen.

Kahnt unterstrich das Befremden des Verbandes, nicht von Anfang an bei der Vorbereitung des Gesetzes beteiligt worden zu sein, obwohl es sich bei der Materie um „ureigene Interessen von Pfarrerinnen und Pfarrern handelt“. Aus Sicht des Verbandes werde das Ziel einer möglichst einheitlichen Besoldung und Versorgung für Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland verfehlt, beklagte Kahnt in Worms vor den Delegierten.

Deutscher Pfarrerverband vor Klärung: Freier Berufsverband oder Pfarrvertretung?

Mit der Entscheidung, sich zukünftig verstärkt Pfarrvertretungsaufgaben in der EKD zu widmen, sei der Verband in zwei Richtungen gefordert: „Einerseits ist er ein freier Berufsverband, der seine Aufgaben, Themen, Vorhaben, Verlautbarungen und Ziele selbständig und ungebunden festlegt und sich zu allem, was ihm im Sinne seiner satzungsgemäßen Festlegungen wichtig erscheint, äußern kann“, andererseits nehme er mittlerweile Aufgaben wahr, die ihn an Vorgaben von Gesetzen und Gremien der EKD sowie eigene Verpflichtungen binden. In der Zukunft sei daher zu klären, ob der Verband weiterhin ein „Zwitterdasein“ zwischen freiem Berufsverband und von außen reglementiertem Gremium führen wolle, oder ob er sich von den Möglichkeiten, die ihm durch das Pfarrerdienstgesetz der EKD gegeben sind, zugunsten seiner Kernaufgaben verabschieden solle, so Kahnt.
Kahnt kündigte an, diese für die Zukunft des Verbandes wichtige Klärung weiter voranzutreiben und ergänzte: „Wie immer aber die Entscheidung ausfällt: Sie wird nur mit entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen zu füllen sein. Denn beide Alternativen erfordern die Hauptamtlichkeit des Verbandsvorsitzenden.“

„EKD nicht interessiert an funktionierendem Verband“ / Ziele aus eigener Kraft erreichen

Kahnt beschrieb die derzeitige Situation, in der der Verband auf die Unterstützung einzelner Gliedkirchen oder das finanzielle Engagement einzelner Vereine angewiesen ist. Die EKD vergleiche den Verband mit einer Gewerkschaft, die ihr Arbeit selbst finanziere. „Die EKD ist nicht interessiert an einem funktionierenden Verband. Das hat die äußerst verhaltene Bereitschaft des scheidenden Ratsvorsitzenden, regelmäßig mit dem Verband zu sprechen, über Jahre eindrucksvoll gezeigt“ erklärte der Vorsitzende.

Kahnt forderte daher die Delegierten der Vereine auf, die Finanzierung durch eine Umlage der Vereine sicher zu stellen, und damit den Verbandsvorsitzenden in die Lage zu versetzen, die vielfältigen Aufgaben des Verbandes verlässlich zu erfüllen, neue Herausforderungen uneingeschränkt anzunehmen und die Ziele des Verbandes zu erreichen. In diesem Zusammenhang habe der Vorstand die Einrichtung einer zentralen Geschäftsstelle in Kassel als ersten Schritt zur Konzentration der Arbeit beschlossen. Der Verband erhalte damit erstmalig eine bleibende Adresse. Kassel sei gut zu erreichen und der zentrale Ort, an dem sich die Gremien des Verbandes vornehmlich treffen. In der Geschäftsstelle werde es Mitarbeitende geben, die bleiben, auch wenn die Vorsitzenden wechseln. Damit sei die Kontinuität der Arbeit der Verbandes und der Geschäftsstelle gewährleistet. (Christian Fischer)


Berufsbild im Mittelpunkt
2012 Pfarrertag in Hannover: "Welche Pfarrerinnen und Pfarrer braucht das Land?"

Pfarrerverbandsvorsitzender Thomas Jakubowski vor der Mitgliederver-
sammlung in Hannover. (Foto: Schauderna)

Hannover, 17.9.2012. In seinem Vorstandsbericht vor der Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. am 17.9.2012 in Hannover stellte der Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Thomas Jakubowski (Schifferstadt), das in der Entwicklung befindliche neue Berufsbild für Pfarrerinnen und Pfarrer in den Mittelpunkt.

"Pfarrerinnen und Pfarrer brauchen Freiheit und Begrenzung in ihrem Dienst, damit die Hingabe im Dienst nicht die Substanz verzehrt", sagte Jakubowski vor den 100 Delegierten aus den Mitgliedsvereinen. Der Pfarrdienst müsse "interessant für die Zukunft, erträglich für die Gegenwart und erfolgreich im Rückblick" sein, forderte Jakubowski und fügte hinzu: "Ich warne aus eigener Erfahrung vor einer ständigen Unterordnung der eigenen Bedürfnisse unter die Notwendigkeiten des Pfarrdienstes. Ich warne aber auch vor einer Funktionalisierung und zeitlichen Eingrenzung des Dienstes". Jakubowski rief demgegenüber dazu auf, die Balance zwischen Arbeit und Leben in aller protestantischen Freiheit zu finden. Ziel müsse eine stärkere Berufszufriedenheit sein.

Jakubowski: Plädoyer für Freiheit und Begrenzung im Pfarrdienst

Berufsbild "Pfarrerin und Pfarrer" gibt Anstoß zur Diskussion in Vereinen

Der Pfarrdienst benötige eine "positive Definition", so der Vorsitzende in Hannover. Es könne nicht darum gehen, die eigene Kraft in der Hingabe zu verbrauchen, sondern nötig seien "sowohl innere als auch äußere Kräftigung". Auch Pfarrerinnen und Pfarrer hätten ein Anrecht auf "Berufszufriedenheit". Aus diesen Gründen hätte der Vorstand auch das Thema des "Berufsbildes" aufgegriffen und den Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Hannover unter das Motto: "Welche Pfarrerinnen und Pfarrer braucht das Land?" gestellt.

Ganz bewusst habe sich der Verband gegen ein Leitbild für den Pfarrberuf entschieden. Ein Leitbild werde "von einer Unternehmensführung vorgegeben, als Vorgabe kommuniziert und dann unter Androhung von Sanktionen eingefordert", so Jakubowski. Demgegenüber entstehe ein Berufsbild "diskursiv in der Beschreibung von Situationen und Problemen" und werde somit der Wirklichkeit gerechter. Der Verband werde eine Diskussion zum Berufsbild anregen. Dieses Berufsbild solle zunächst in den Vereinen beraten und dann zu einer Vorlage des Verbandes weiterentwickelt werden. Mit dieser Vorlage wolle man dann mit den Kirchenleitungen ins Gespräch kommen, sagte der Vorsitzende.

"Pflichtenraum", "Bildungsraum" und "Freiraum" als Bedingungen für Gelingen des Dienstes

In der gegenwärtigen Diskussion um das Berufsbild werden im Verband "drei Räume" der Existenz eines Pfarrers und einer Pfarrerin unterschieden, erläuterte Jakubowski. Neben dem "Pflichtenraum" werde vom einem "Bildungsraum" und einem "Freiraum" gesprochen.

Der "Pflichtenraum" erinnere an die konstitutiven Elemente des Pfarrdienstes, die in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern immer ein zentrales Ziel hätten, nämlich die Kommunikation des Evangeliums in Wort und Tat, referierte der Vorsitzende.

Der "Bildungsraum" stehe für die Möglichkeit und zugleich Notwendigkeit der persönlichen Schwerpunktsetzung, der Fort- und Weiterbildung sowie der Spezialisierung. Dieser zweite Raum benötige Absprachen und Vereinbarungen mit Vorgesetzten bzw. Kirchenleitungen, erläuterte er.

Der "Freiraum" schließlich thematisiere die "Notwendigkeit, Freiräume zu erleben, Zeit und Möglichkeiten zu haben, um als (Christen-)Mensch ganzheitlich verantwortlich für Familie und Gesellschaft in Beziehungen leben zu können". Die drei Räume ordneten sich nicht einander unter, sondern bedingten sich gegenseitig, erklärte Jakubowski.

Gelingende Bedingungen für den Pfarrerdienst

Zusammenfassend sagte Jakubowski, ein solches Berufsbild trage der Erkenntnis Rechnung, dass die Zeit- und Kraftressourcen der Pfarrerinnen und Pfarrer begrenzt seien. Es gelte, die Pfarrerinnen und Pfarrer vor unmenschlicher Arbeitsverdichtung aufgrund fortschreitender Reduzierung von Pfarrstellen zu schützen und zugleich die Konzentration auf die Kernaufgaben des kirchlichen Dienstes zu erleichtern, so Jakubowski. Nur so könne die geistliche Dimension des Pfarrdienstes erhalten und gestärkt werden. Durch das Berufsbild sollten unterschiedliche Arbeitsbereiche und Arbeitsstile im Pfarrdienst ermöglicht werden. In der Zukunft würde damit der Pfarrberuf für die aktiven Pfarrerinnen und Pfarrer so gestaltbar, "dass möglichst niemand am Amt bzw. im Dienst zerbricht oder ausbrennt!" sagte der Vorsitzende.

Der Pfarrdienst könne dann gelingen, wenn Pfarrbezirke und Arbeitsbereiche von Pfarrerinnen und Pfarrern einen zumutbaren Umfang hätten, die gestiegenen Anforderungen an Pfarrerinnen und Pfarrer anerkannt und gewürdigt würden und Pfarrerinnen und Pfarrer von der Kirchenleitung vor übersteigerten Erwartungen im Dienst in Schutz genommen werden, so der Vorsitzende. Er forderte dazu auf, Freiräume zu gewährleisten, damit Pfarrerinnen und Pfarrer sich von den Folgen des Dienstes erholen und gestärkt den Dienst bis zur Pension ausfüllen können und wollen. Pfarrstellenstreichungen und Pfarrstellenkürzungen dürften nicht länger zur Konsolidierung kirchlicher Haushalte eingesetzt werden. Mehreinnahmen durch Kirchensteuern sollten "zur (Wieder-)Einrichtung von Pfarrstellen" verwendet werden, so Jakubowski.

Pfarrerdienstgesetz der EKD: Ziel der Vereinheitlichung steht auf dem Spiel

Jakubowski würdigte das Pfarrdienstgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als "großes Werk", äußerte aber zugleich die Befürchtung, dass aufgrund sehr langer Ausführungsgesetze in einzelnen Gliedkirchen der EKD schließlich doch keine Vereinheitlichung stattfinde und das eigentliche Ziel daher nicht erreicht werde. "Es ist bedauerlich, dass sowohl die theologische Klärung, was eigentlich der Pfarrberuf sei, als auch die Reduzierung auf die wesentlichen Punkte eines Minimalkonsenses nicht angestrebt und erst recht nicht erreicht wurden", bilanzierte der Vorsitzende. Er äußerte aber zugleich die Hoffnung, dass dies doch noch möglich sei. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste allerdings in den Gliedkirchen mehr auf die Gemeinsamkeiten geschaut werden als auf die Unterschiede, so der Vorsitzende in Hannover.

Es gelte beim Pfarrdienstgesetz der EKD daran zu arbeiten, dass das Gesetz und die Ausführungsbestimmungen "entschlackt werden": "Es kann nicht sein, dass Landeskirchen mehr Bestimmungen brauchen, um das Pfarrdienstgesetz zu implementieren, als andere, die mit weniger Paragraphen das Pfarrdienstgesetz aus grundsätzlichen Erwägungen zwar ablehnen, aber insgesamt sogar gesetzestreuer sind", sagte Jakubowski.

Auch bei der Diskussion um die Zulassung von eingetragenen Lebenspartnerschaf-ten als Ausnahmeregelung im Pfarrhaus zeige sich, dass der Dissens gepflegt werde anstatt den Konsens zu suchen. "Lebensordnungen sind nicht dazu geeignet, die Krise der Kirche zu bearbeiten, geschweige denn zu lösen", sagte der Vorsitzende. Insbesondere die bewusste Zuspitzung der Diskussion um eingetragene Lebenspartnerschaften im Pfarrhaus in der Landeskirche von Sachsen zeige die Konfliktlinien. Die Krise der Institution Kirche, die auch das Pfarramt in den Strudel der vielfältigen Reformen mit hineinziehe, werde nicht im Pfarrhaus gelöst, sondern durch Menschen, die bereit sind, gemeinsam die Herausforderungen anzunehmen, betonte der Vorsitzende vor der Mitgliederversammlung.

20 Jahre Evangelische Partnerhilfe: Spenden gezielter verteilen

In seinem Bericht würdigte Jakubowski auch die Arbeit der Evangelischen Partnerhilfe, die 2013 zwanzig Jahre alt wird. Hervorgegangen aus der 1957 ins Leben gerufenen Spendenaktion "Kirchlicher Bruderdienst", wurde sie nach der "Wiedervereinigung" unter dem Namen "Evangelische Partnerhilfe" tätig und konnte mit inzwischen über 60 Millionen Euro Pfarrerinnen und Pfarrer sowie kirchliche Mitarbeitende und deren Familien in protestantischen Minderheitskirchen in Mittel- und Osteuropa wirksam und ohne großen bürokratischen Aufwand direkt von Mensch zu Mensch unterstützen, so der Vorsitzende. Zum Kreis der Trägerorganisationen gehörte von Anfang an der Deutsche Pfarrerverband.

Zur aktuellen Situation erläuterte Jakubowski, dass sich mittlerweile die Lebenssituation in manchen Partnerkirchen spürbar verbessere, in anderen Kirchen jedoch nicht. Steigenden Lebenshaltungskosten ständen stagnierende, teilweise – wie in Rumänien – sogar sinkende Einkommen gegenüber. Deshalb sehe die Partnerhilfe eine ihrer aktuell wichtigsten Aufgaben darin, die Spenden gezielter zu verteilen. Bei einem Treffen mit vierzehn Partnerkirchen im Oktober in Wien solle das neue Verteilsystem erörtert werden, erklärte der Vorsitzende, der angesichts zurückgehender Spenden darum bat, die Brüder und Schwestern in Mittel- und Osteuropa nicht zu vergessen.

Theologieprofessorin warnt vor Überlastung der Pfarrer

Hannover (epd). Die Bochumer evangelische Theologieprofessorin Isolde Karle hat von den Kirchenleitungen bessere Arbeitsbedingungen für Pfarrer verlangt. «Pfarrerinnen und Pfarrer sollten mit einem freien Tag und guten Vertretungsregelungen rechnen können», sagte sie am Montag beim 72. Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Hannover. Bei dem Kongress diskutieren rund 250 evangelische Pfarrer bis zum Dienstag über den Wandel ihres Berufsbildes.

Karle wandte sich laut Redemanuskript gegen standardisierte Arbeitsanweisungen für Pfarrer. Durch sie werde die berufstypische Handlungsfreiheit der Seelsorger aufs Spiel gesetzt. Pfarrer hätten ein hohes Berufsethos und versuchten, notfalls auch zu ungelegener Zeit für diejenigen da zu sein, die sie brauchten. Gegenwärtig aber hätten sie durch steigenden Ansprüche der Verwaltung mit einer deutlich vermehrten Arbeitsbelastung zu kämpfen.
 
«Pfarrerinnen und Pfarrer sind Kontaktpfleger von Beruf», unterstrich Karle. Unter den Bedingungen einer anonymisierten und vereinzelten Gesellschaft gewönnen überschaubare Sozialgebilde wie Kirchengemeinden heute neu an Attraktivität. «Menschen brauchen die Vertrautheit von Zeiten, Orten und Gesichtern.» Nur in persönlichen Begegnungen entstehe Vertrauen, gerade im Zeitalter der medialen Kommunikation. Deshalb seien die vielen Begegnungen des Pfarrers oder der Pfarrerin mit Gemeindemitgliedern kaum hoch genug einzuschätzen.
 
In Deutschland gibt es nach Angaben des Verbandes derzeit rund 24.000 aktive Pastoren, unter ihnen ein Drittel Frauen. Die Pfarrerschaft sehe sich jedoch einem akuten Nachwuchsmangel gegenüber, hieß es. Die Zahl der Theologiestudierenden sei stark gesunken. Dies werde sich ab 2015 als Pfarrermangel bemerkbar machen. Der evangelische Pfarrerverband hat in Deutschland rund 21.000 Mitglieder. Die katholische Kirche beschäftigt rund 14.000 Priester. (18.09.2012)

Theologin Karle für Zusammenleben homosexueller Paare im Pfarrhaus

Hannover (epd). Die Bochumer Theologieprofessorin Isolde Karle befürwortet das Zusammenleben von homosexuellen Pastoren mit ihren Partnern im Pfarrhaus. «Wenn der Kirche daran gelegen ist, dass Menschen in verbindlichen Paarbeziehungen leben, verlöre sie an Glaubwürdigkeit, wenn sie genau diese Verbindlichkeit und damit zugleich den kirchlichen Segen einer bestimmten Gruppe von Pfarrerinnen und Pfarrern vorenthielte», sagte die evangelische Theologin beim 72. Deutschen Pfarrertag, der am Dienstag in Hannover zu Ende ging.

Die EKD hatte 2010 eine Öffnung der Dienstwohnungen für eingetragene homosexuelle Lebenspartnerschaften zugelassen. Das Zusammenwohnen von gleichgeschlechtlichen Paaren im Pfarrhaus ist allerdings noch nicht in allen Landeskirchen offiziell möglich. Zuletzt ist im Juli in Sachsen das EKD-Gesetz in Kraft getreten.
 
Bei dem Kongress diskutieren rund 250 evangelische Pfarrer unter dem Thema «Welche Pfarrerinnen und Pfarrer braucht das Land?» über den Wandel ihres Berufsbildes. Die Menschen erwarteten von ihrem Pastor Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit, unterstrich Karle. Sie wollten an der Lebensführung ablesen können, ob sie ihm oder ihr vertrauen könnten. Das sei besonders wichtig in Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen, aber auch im Umgang mit Tod und Sterben.
 
In Deutschland gibt es nach Angaben des Verbandes derzeit rund 24.000 aktive Pastoren, unter ihnen ein Drittel Frauen. Der evangelische Pfarrerverband hat in Deutschland rund 21.000 Mitglieder. (18.09.2012)

Theologieprofessorin Isolde Karle während ihres Vortrags auf dem 72. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Hannover und mit dem Verbandsvorsitzenden, Pfarrer Thomas Jakubowski. (Fotos: Schauderna)


Weber: Kritik an Stellenabbau gleichzeitig steigenden Erwartungen
2010 Pfarrertag in Rostock: "Die Evangelische Kirche und die soziale Frage"

Armes Deutschland? Dieser Frage gingen Pfarrerverbandsvorsitzender Klaus Weber und die über 400 teilnehmenden Pfarrerinnen und Pfarrer in Rostock nach. (Foto: pfarrerverband/ schauderna)

Rostock, 20.9.2010 (cf). In seinem Vorstandsbericht vor der Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. am 20.9.2010 in Rostock stellte der Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Klaus Weber (Altenkunstadt), die Lage der Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland und das neue Pfarrerdienstgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in den Mittelpunkt. "Die Bandbreite pfarramtlicher Dienste hat in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen, weil sich die Gesellschaft immer weiter ausdifferenziert und deshalb die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise angesprochen werden müssen", stellt Weber in seinem Bericht fest.

Zu diesen neuen Herausforderungen komme der "enorme Traditionsabbruch" in den vergangenen Jahrzehnten, der die Arbeit erschwere. Gleichzeitig würden in den Landeskirchen immer stärker Pfarrstellen abgebaut. "Das geht nicht zusammen!", sagte Weber vor den 100 Delegierten aus den Mitgliedsvereinen.

Weber forderte die Landeskirchen auf, die statistischen Berechnungen zu hinterfragen und nicht "rigoros auf einen Stellenabbau" zu setzen. "Wir können nicht erkennen, dass in den Landeskirchen ebenso viel Mühe in die Erarbeitung von Konzepten investiert wird, um einerseits die finanziellen Grundlagen zu stärken und andererseits neue Wege zu den Menschen zu finden", sagte Weber weiter. Der Frage der Mitgliederbindung muss in Zukunft mehr Beachtung geschenkt werden.

Um das Profil des Pfarrberufs zu stärken, kündigte Weber eigene Initiativen des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland an. Das vom Verband entwickelte Pfarrerleitbild solle fortgeschrieben und aus dem "Gegen- und Nebeneinander" von pastoralem Profil und Berufen im theologisch-pädagogischen Bereich müsse ein konstruktives Miteinander mit klaren Aufgabenbeschreibungen werden. Als zentrale Aufgaben des Pfarrberufs nannte Weber den Gottesdienst, die Kasualien, Seelsorge, Bildungsarbeit und den Unterricht. Die Aufgaben Organisation, Verwaltung und Immobilienbetreuung müssten demgegenüber klar als nachrangig ausgewiesen werden.

Pfarrerdienstgesetz der EKD: Endlich gleiche Arbeitsbedingungen

Weber zeigte sich erfreut darüber, dass jetzt der Entwurf eines einheitlichen Pfarrerdienstgesetzes in der EKD vorliege und nannte das Gesetz einen "richtigen und zukunftsweisenden Schritt für das weitere Zusammenwachsen der Kirchen". Er hoffe, dass das Gesetz auf der EKD-Synode im November beschlossen werde und damit die "Arbeitsbedingungen für Pfarrerinnen und Pfarrer in den einzelnen Landeskirchen vergleichbarer werden und es in Zukunft leichter möglich sein wird, von einer Landeskirche in die andere zu wechseln".

Der Verband sei durch die Mitarbeit in der Dienstrechtlichen Kommission bei der Formulierung des Gesetzes beteiligt gewesen und konnte so eine Reihe von Impulsen einbringen. Die jetzt vorliegende Fassung des Gesetzentwurfes hätte von den vielen praktischen Erfahrungen und durch die theologischen Überlegungen aus der Pfarrerschaft spürbar gewonnen. "Wir sind sehr dankbar für die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Dienstrechtlichen Kommission, die bei der Arbeit an diesem Gesetz erneut deutlich geworden ist", bilanzierte Weber. Der Verband habe erneut unter Beweis gestellt, dass die Pfarrerschaft auf EKD-Ebene mit einer Stimme sprechen könne.

Ausdrücklich wies Weber auf vier Punkte des Entwurfs für ein EKD-Pfarrerdienstgesetz hin, die der Verband maßgeblich mitgeprägt habe. Bei den Regelungen zur Präsenzpflicht und zum dienstfreien Tag sei man sich einig gewesen, dass die Erreichbarkeit auch durch eine Anrufweiterschaltung, den regelmäßig abgehörten Anrufbeantworter oder die zügig bearbeitete E-Mail gewährleistet wird. Beim "dienstfreien Tag" seien nun auch Vertretungsregelungen durch Kolleginnen und Kollegen möglich. Bei den Regelungen zur "nachhaltigen Störung in der Wahrnehmung des Dienstes" werden erstmals nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch die Vertretungsgremien, wie etwa ein Kirchenvorstand, in die Verantwortung genommen.

Bei der Frage der Amtszeitbegrenzung konnte die Einführung einer Zehn-Jahresfrist für den Verbleib auf Gemeindepfarrstellen abgewendet werden. Der Entwurf gestehe allerdings den Gliedkirchen zu, jeweils ein gesondertes Verfahren zu beschließen. Als letzten Punkt nannte Weber, dass es gelungen sei, im Pfarrerdienstgesetz den Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer als Verhandlungs- und Ansprechpartner für den Rat der EKD, die Kirchenkonferenz und das Kirchenamt festzuschreiben. "Damit ist der Verband als die ‚Pfarrervertretung auf EKD-Ebene’ ausgewiesen", so Weber.

Forderung: Einheitliche Besoldung und Versorgung in ganz Deutschland

Weber beklagte vor der Mitgliederversammlung, dass das Besoldungs- und Versorgungsrecht der einzelnen Kirchen immer weiter auseinanderfalle und die Chance einer Zusammenführung von Jahr zu Jahr schwinde. Immer noch bewege sich der Bemessungssatz der Gehälter in den östlichen Kirchen bei ca. 88 % der Gehälter in den Kirchen der alten Bundesländer. Hinzu komme, dass sich die Kirchen nicht darüber verständigen können, ob sie sich bei Besoldungsanpassungen am Landesrecht oder am Bundesrecht orientieren sollen. Es sei deshalb dringend erforderlich, dass die Pfarrervertretungen in der EKD auf die schwerwiegenden Folgen dieser Entwicklung hinweisen und an ihre eigene Landeskirche appellieren, in Zukunft nach Möglichkeiten eines gemeinsamen Weges zu suchen, so Weber.

Aufruf: Pfarrer sollen Projekte zur Armutsbekämpfung in ihren Gemeinden anregen

Weber nahm in seinem Bericht auch das Schwerpunktthema des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages in Rostock "Die Evangelische Kirche und die soziale Frage" auf und beklagte, dass der Graben zwischen Arm und Reich immer tiefer werde. Auch zwischen den Bundesländern gebe es extreme Unterschiede. So sei die Armutsquote in Mecklenburg-Vorpommern mit 24 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in den süddeutschen Ländern, die etwa bei 11 Prozent lägen. Weber kritisierte das Sparpaket der Bundesregierung, von dem die Gesellschaftsgruppen am stärksten betroffen seien, die am wenigsten Kraft hätten und am meisten unter der Krise litten: Arbeitslose, Menschen mit niedrigem Einkommen und bedürftige Familien mit Neugeborenen. Die Kirchengemeinden könnten einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten, indem sie ihre Angebote so gestalten, dass sich arme Menschen wertgeschätzt und eingeladen fühlen. "Ich ermuntere alle Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihren Leitungsgremien im Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung wenigstens ein Projekt allein oder in der Region ins Auge zu fassen, anzustoßen oder zu unterstützen, das sich Menschen am Rande unserer Gemeinden, die unseren Beistand brauchen, zuwendet. Dabei wird Hilfe konkret und beschränkt sich nicht auf Appelle", sagte Weber abschließend. (Christian Fischer, Pressesprecher)


2008 Pfarrertag in Speyer: "Was du nicht willst, das man dir tu’... – Welche Werte braucht das Land?"

Plakat zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Speyer. (Bildquelle: Karl Hoffmann, Neustadt/Haardt.)

Speyer, 24.9.2008 (epd/cf). Als wichtigsten Beitrag der Kirchen zur Werteorientierung der Gesellschaft hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, das Beten bezeichnet. Aufgabe evangelischer Pfarrer sei es, vor allem "Lehrer des Betens" zu sein, sagte Huber am Dienstag beim 70. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Speyer. Rund 700 evangelische Pfarrer diskutieren bei der Veranstaltung bis Mittwoch über das Thema Werte.
In der Gesellschaft gebe es seit einigen Jahren eine positive Grundstimmung gegenüber religiösen Fragen, sagte der Ratsvorsitzende. Die Kirchen müssten das neu erwachte Interesse der Menschen an der Religion nutzen und ihnen Glaubenshilfe leisten. Dabei müssten sie ihr eigenes christliches Profil bewahren und sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen, die Verkündigung, Mission, Seelsorge und Bildung.

Menschenbild nicht "auf Konsumentengröße stutzen"

Zugleich widersprach der Ratsvorsitzende der Annahme, die Kirche sei eine "Bundesagentur für Werte". "Unser Auftrag erschöpft sich nicht darin, Werte bereit zu stellen", sagte Huber. Die christliche Kirche sei vielmehr wie ein "quer stehender Fels in der Brandung", indem sie für die Wahrheit eintrete. Die dem Motto des Pfarrertages zugrunde liegende "goldene Regel": "Was du nicht willst, das man dir tu’ ..." könne als Orientierungsschnur zur Wertebildung anregen. Ihre Erweiterung über die eigene Generation hinaus sei jedoch unerlässlich. Dabei gehe es nicht nur um ökologische, sondern ebenso um soziale und kulturelle Nachhaltigkeit.

Die Werteorientierung machte Huber in erster Linie an der Würde des Menschen fest und erteilte in diesem Zusammenhang der aktiven Sterbehilfe eine Absage: "Der Tod des Menschen behält etwas Unverfügbares. Wir dürfen ihn nicht willkürlich herbeiführen. Das Sterben hat seine Zeit." Am Beispiel des Sonntagsschutzes und der Kampagne der evangelischen Kirche "Gott sei Dank, es ist Sonntag" sagte Huber, es dürfe nicht zugelassen werden, dass das Menschenbild auf "Konsumentengröße gestutzt" werde. Von der Wirtschaft forderte er verantwortungsvolles Handeln.

Cherdron: Zeit der Beliebigkeit ist vorbei

Zuvor hatte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), Eberhard Cherdron, im Eröffnungsgottesdienst zum 70. Deutschen Pfarrertag in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche Christen dazu aufgefordert, sich an Wertediskussion zu beteiligen. "Wir spüren, dass die Zeit der Beliebigkeit vorbei ist", sagte er in seiner Predigt am Montagabend. "Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium zu verkündigen, die ethische Orientierung und eine entsprechende Praxis miteinander zu verbinden", so Cherdron.

Speyer erinnere als die Stadt der Protestation "an den Wert und die Tugend der Tapferkeit": "Die reformatorische Minderheit musste auf dem Reichstag 1529 große Tapferkeit beweisen, um sich gegen Kaiser, Papst und die Mehrheit des Reichstages zu behaupten." Glaubensüberzeugung und Besinnung auf den Wert der freien Meinungsäußerung seien hier zusammen gekommen.

Zu Gast in der Pfalz: Bunter Abend unter dem Jumbojet

Neben Referaten und Diskussionen bot der Pfarrerinnen und Pfarrertag wieder Gelegenheit zum Kennenlernen und Austausch von Erfahrungen. Am Montag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Reihe von Ehrengästen zum «Abend der Begegnung» in einer Festhalle auf dem Gelände der Technikmuseum. Dort leuchtete ein angestrahlter Jumbojet weithin sichtbar in die Nacht und sorgte für eine einmalige Kulisse. Auch wenn Technik und Kirche sich sonst ja oft eher kritisch begegnen, in Speyer gingen sie eine gelungene Synthese ein.

Nach dem "Pfälzer Büffet" mit Saumagen und anderen Leckereien begeisterten der Kabarettist Jakob Habekost mit seiner "MundARTacke" die Gäste. Der nächste Deutsche Pfarrerinnen und Pfarrertag findet 2010 statt. Nähere Informationen nach aktuellem Planungsstand auf pfarrverband.de.


2006 Pfarrertag in Fulda: "Ich weiß, woran ich glaube". Halt und Perspektive in der Krise

Die Michaelskirche in Fulda mit dem Motto des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages 2006. (Plakatausschnitt)

Fulda, 26.09.2006 (cf/epd). Fulda war für drei Tage die Stadt, in der sich evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Deutschland und dem benachbarten europäischen Ausland zu einem ihrer größten Kongresse trafen. Am Ende war klar: Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in Kurhessen-Waldeck hatten es auf beeindruckende Weise verstanden, herzliche Gastfreundschaft mit intellektuellem Diskurs und spirituellen Impulsen zu verbinden.

Zu den Höhepunkten gehörten der musikalische Vespergottesdienst zur Eröffnung in der Christuskirche Fulda (Predigt: Bischof Prof. Dr. Martin Hein) und das Hauptreferat von Prof. Dr. Christian Möller im Kongreßzentrum. Zentrale Themen des dreitägigen 69. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages waren neben dem EKD-Perspektivpapier das Amtsverständnis der Pfarrer und die unterschiedliche Praxis der Ordination in den einzelnen Landeskirchen.

Bischof Hein: Gegen «Krisengerede in der Kirche»

Im Eröffnungsgottesdienst kritisierte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, die andauernde Diskussion über eine Krise der Kirche: «Wann gab es jemals Zeiten, die nicht kritisch waren?», sagte er in seiner Predigt am Montagabend. «Es ist höchst bedauerlich, dass die meisten von uns die evangelische Forderung, die Kirche müsse immer wieder reformiert werden, wie eine Fahne vor sich hertragen, aber sobald damit Ernst gemacht wird, sie schnell einrollen und sich nichts lieber wünschen, als dass alles so bliebe, wie es war», so Hein.
Was gegenwärtig an strukturellen Anpassungsmaßnahmen in den Landeskirchen laufe, könne die Bezeichnung «Krise» kaum verdienen, erklärte Hein. Um aus der vermeintlichen Krise herauszukommen, sei es nötig, beim Glauben zu beginnen. Auch Pfarrer bräuchten immer wieder eine «Konfirmation», eine Bestätigung und Vergewisserung im Glauben. Wen die Gewissheit des Glaubens erfülle, dem würden die Augen nicht mehr durch Furcht und Ängstlichkeit verschlossen. «Wir werden Überraschungen erleben - mehr, als wir ahnen oder uns lieb ist», zeigte Hein eine Zukunftsperspektive auf, die aus dem Vertrauen auf Gott erwachse.

Theologieprofessor Möller: EKD-Perspektivpapier zu betriebswirtschaftlich

Der Heidelberger Theologieprofessor Christian Möller griff in einem Hauptreferat am Dienstvormittag die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hart an für ihr Impulspapier «Kirche der Freiheit». Das Vokabular sei «betriebswirtschaftlich», sagte Möller auf dem Evangelischen Pfarrertag in Fulda. An dem Impulspapier, das die EKD im Juli vorgelegte, hatten PR- und Unternehmensberater mitgeschrieben. Der Theologe kritisierte, die Kirche erscheine darin als Konzern, als «Firma EKD». Möller wörtlich: «Mir wurde immer schwindliger bei der permanenten Forderung nach Qualität, Qualitätskontrolle, Qualitätsstandards, Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung, ohne dass ich irgendwo herausfinden konnte, um welche Qualität es denn nun eigentlich geht.» Positiv würdigte Möller, dass Bewerbungen von Pfarrern in Zukunft über die Grenzen der Landeskirchen möglich sein sollen. Es sei gut für die Landeskirchen, «wenn jeder Art von landeskirchlicher Inzucht gewehrt wird», sagte Möller in seinem Vortrag zum Thema «Ich weiß, woran ich glaube - Halt und Perspektive in der Krise».

Kontroverse Podiumsdiskussion: Neu lernen, von Gott zu reden

In der auf den Vortrag folgenden Podiumsdiskussion forderte der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, Hermann Beste, die Pfarrer auf, sie müssten neu lernen, von Gott zu reden. «Gott ist nicht nur der gute Gott.» Der Trend der Zeit lasse keinen Zweifel an Gott bei Pastoren zu. Diese Fragen müssten unabhängig von Strategiepapieren theologisch geklärt werden. Die stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift Chrismon, Ursula Ott, ging hart mit der auf dem Pfarrertag öffentlich geäußerten Klage wegen Arbeitsüberlastung ins Gericht. «In der Außenwirkung ist es verheerend, wenn die Pfarrer immer nur sagen, wie schlecht es ihnen geht», kritisierte sie. Der Beruf des Pfarrers sei vielmehr ein «wunderbarer» Beruf, in dem viel Selbstbestimmung möglich sei. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) forderte ein stärkeres Selbstbewusstsein des evangelischen Glaubens ein. «Wir müssen den Menschen anderen Glaubens, die unter uns leben, eine Antwort auf die Frage geben: Was glaubt denn ihr?», sagte Wolff.

Mitgliederversammlung: Gegen Ordination von Laien

Im Rahmen des Pfarrertages war am Montag auch die Mitgliederversammlung des Verbandes der Vereine evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer e.V. zusammen gekommen. Hier kritisierte der Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Klaus Weber ebenfalls die EKD für ihr Perspektivpapier «Kirche der Freiheit»: «Auch wenn das Impulspapier für ein 'Wachsen gegen den Trend' plädiert, beschreibt es eher einen Abschied von der Volkskirche», sagte Weber auf der Mitgliederversammlung.

Die EKD setze in ihrem im Juli vorgelegten Impulspapier in Zukunft mehr auf so genannte Profilgemeinden wie Citykirchen und Netzwerk-Angebote. Die traditionellen Gemeinden vor Ort sollten demzufolge dagegen weniger werden. Weber mahnte, dabei nicht die Besonderheit der einzelnen Landeskirchen aus dem Blick zu verlieren. Er bezweifelte, dass das Konzept für alle Regionen gleichermaßen der richtige Weg sei.

Als widersprüchlich bezeichnete Weber, dass die EKD einerseits verbesserte Qualitätsstandards bei den Pfarrern fordere, sie aber gleichzeitig vermehrt aus Kostengründen durch Prädikanten und Lektoren ersetzen wolle. «Ehrenamtliche können und dürfen aber kein billiger Ersatz für Hauptamtliche sein, für die in den kirchlichen Haushalten das Geld fehlt», betonte Weber vor 94 Delegierten. Die Mitgliederversammlung sprach sich gegen die Ordination von Laien aus, wie sie bereits in einigen Landeskirchen praktiziert wird. «Es kann nicht darum gehen, durch die Vorstellung einer gemeinsamen Ordination alle kirchlichen Berufe auf vordergründige und unsachgemäße Weise gleichzustellen», sagte Weber.

Unterstützung bekam der Pfarrerverband vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, der selbst nicht am Pfarrertag teilnahm, sich aber fast zeitgleich in einem Interview äußerte. Er sprach sich darin ebenfalls gegen eine Ordination von Laien aus. Die Ordination solle beschränkt bleiben auf diejenigen, die «ihr Leben in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums und der Feier der Sakramente stellen», sagte Huber im Interview. Er betonte, für Prädikanten und Lektoren solle eine «eine besondere Form der Beauftragung» vorgesehen werden.

Frühzeitige Krisenintervention bei Konflikten zwischen Pfarrern und Gemeinden gefordert

Weber forderte auf der Mitgliederversammlung auch eine frühzeitige Krisenintervention bei Konflikten zwischen Pfarrern und Gemeinden. Er kritisierte eine Zunahme der Zahl so genannter Nichtgedeihlichkeitsverfahren gegen Geistliche in einigen Landeskirchen. Führungskräfte wie Dekane müssten sich früher als bisher in Konflikte in Gemeinden einschalten. Wenn der Kirchenvorstand nicht zu einer «Konflikt bereinigenden Maßnahme» bereit sei, sollte auch die Möglichkeit der Neuwahl des Kirchenvorstandes eröffnet werden, fügte Weber hinzu. Wenn das Verfahren keine Schuld des Pfarrers feststelle, sondern nur eine «Zerrüttung», dann müsse der Pfarrer eine neue Stelle bekommen und nicht in den Wartestand versetzt werden, forderte der Repräsentant von bundesweit rund 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrern.

Abend der Begegnung: Büfett und Kabarett

Neben Referaten und Diskussionen bot der Pfarrerinnen und Pfarrertag wieder Gelegenheit zum Kennen lernen und Austausch von Erfahrungen. Am Montag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Reihe von Ehrengästen zum «Abend der Begegnung» im Kongreßzentrum Fulda. Nach dem Büffet begeisterten die osthessischen Kabarettisten Wolf und Bleuel die Gäste mit ihrem Programm. Der nächste Deutsche Pfarrerinnen und Pfarrertag findet 2008 statt. Nähere Informationen nach aktuellem Planungsstand auf pfarrverband.de.


2004 Pfarrertag in Magdeburg: "Reformatorischer Auftrag in einer neuen Weltordnung"

Blick auf den Magdeburger Dom (Foto: Ines Sachsenweger)

Magdeburg, 29.9.2004 (cf/epd). Das Thema des Pfarrerinnen- und Pfarrertages war aktuell und hätte an keinem Ort besser diskutiert werden können. Das zeigte sich schon beim Eröffnungsgottesdienst im Magdeburger Dom: Während im Kirchenschiff das Abendmahl gefeiert wurde, sammelten sich draußen vor der Tür 1.200 Magdeburger zur Montagsdemonstration, um gegen Sozialabbau und Hartz 4 zu protestieren. Die Auswirkungen der Globalisierung werden im Osten Deutschland besonders spürbar und die 500 angereisten Pfarrerinnen und Pfarrer stellten sich konzentriert und kontrovers dem Thema. In unserem Abschlussbericht fassen wir die Ereignisse zusammen.

Bischof Noack: Eigenes Handeln nicht überschätzen

Eröffnet wurde 68. Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag mit einem festlichen Gottesdienst im Magdeburger Dom. In seiner Predigt betonte Axel Noack, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, dass es lohne auf die Zusage Gottes zu vertrauen: "Gott will die Sache nach seinem Plan führen, allen Angepassten, aber auch allen mutigen Bekennern zum Trotz". Auch Pfarrer sollten ihr eigenes Handeln nicht überschätzen, sondern könnten sich trösten lassen von der Gewissheit, das Gott wirke: "Gott rechnet mit unserer Schwäche und unseren verzagten Herzen und kann sogar mit Ängstlichen und Verzagten sein Reich aufbauen." erklärte der Bischof der Kirchenprovinz Sachsen.

Weber: Warnung vor Personabbau

Der Verbandsvorsitzende Klaus Weber hatte zuvor in der Mitgliederversammlung des Verbandes mit Blick auf die Geldnot der Kirchen vor einem Personalabbau in der Pfarrerschaft gewarnt. Kirchenleitungen vertrauten häufig nur auf ein "Gesundschrumpfen". Dadurch gerate die Kirche in Gefahr, ihrem Auftrag zur Verkündung des Evangeliums gerecht zu werden. Weber mahnte zudem stärkere Anstrengungen zur Gewinnung von theologischem Nachwuchs an. Die Anzahl der Studierenden, die Pfarrer werden wollen, sei deutlich von etwa 12.000 im Jahr 1984 auf 2.657 im vergangenen Jahr gesunken. Weder eine längere Lebensarbeitszeit noch der Einsatz von mehr Ehrenamtlichen könnten den drohenden Pfarrermangel ausgleichen, so Weber vor der Mitarbeiterversammlung.

Kritik an Dienstrechtsgesetzen

Zudem kritisierte Weber geplante oder bereits verabschiedete Dienstrechtgesetze von Landeskirchen. "Aufhören muss die zunehmende Reglementierung, als wären wir nur noch Auftragsempfänger und Marionetten in der Hand von Kirchenleitungen, Kirchenverwaltungen und der Kirchenvorstände", forderte der Pfarrer. In einer Erklärung werden unter anderem geplante Regelungen in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz kritisiert, die sich an einer Wochenarbeitszeit von 54 Stunden orientieren. Dies verstoße "in eklatanter Weise " gegen die europäische Sozialgesetzgebung, hieß es.

Ministerin Wieczorek-Zeul: Kirchen sind wichtige Verbündete

Am Dienstag, 28 September, wirkten an der Hauptveranstaltung unter dem Thema "Reformatorischer Auftrag in einer neuen Weltordnung" zahlreiche prominente Gäste mit. Grundsatzreferate zum Thema hielten die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, und der frühere Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Konrad Raiser.
Wieczorek-Zeul (SPD) bezeichnete die Kirchen als wichtige Verbündete auf dem Weg zu einer gerechteren Welt Der Aufbau einer auf ethische Werte und Demokratie ausgerichteten Weltordnung brauche "möglichst viele Bündnispartner", sagte sie vor den Pfarrerinnen und Pfarrern. Kirchen seien "Global Player" in der Entwicklungspolitik. Pfarrer seien "Multiplikatoren für die Bildung eines Gewissens", betonte die Ministerin. Bei der globalen Entwicklung komme es auch darauf an, gemeinsam ethische Überzeugungen zu verbreiten, so Wieczorek-Zeul weiter. So könne etwa die Errungenschaft der Europäer, ihre Konflikte in einem Parlament und im Europäischen Rat und nicht "im Schützengraben" auszutragen, als Vorbild für andere Staatenorganisationen dienen. Im Mittelpunkt müsse jedoch die Bekämpfung der Armut als "Massenvernichtungswaffe" stehen.

Konrad Raiser: Warnung vor übertriebenen Hoffnungen

Der frühere Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Konrad Raiser, warnte vor übertriebenen Hoffnungen auf einen Dialog der Religionen. Zwar müsse jede künftige Weltordnung mit dem verstärkten Einfluss der Religionen auf die Gestaltung des menschlichen Lebens einschließlich von Wirtschaft und Politik rechnen. Die Erwartung, dass der interreligiöse Dialog Konflikte besonders mit Blick auf den islamistischen Terrorismus lösen könne, sei aber unrealistisch, so Raiser weiter. Der Auftrag für die evangelischen Kirchen in einer neuen Weltordnung müsse sein, die "gefährlichen Illusionen" des vorrangig militärisch ausgerichteten Sicherheitsdenkens aufzudecken, betonte der Theologe. Vor allem müssten sie für Frieden und Sicherheit eintreten. Dies bedeute auch, auf den Vorrang ziviler Konfliktbearbeitung zu drängen und auf die militärische Sicherung von humanitären Hilfeeinsätzen zu verzichten.

Podiumsdiskussion: Kontroverse um Weltwirtschaftsordnung

Die Podiumsdiskussion am Nachmittag war geprägt von einer deutlichen Kontroverse um die Weltwirtschaftsordnung. Die Geschäftsführerin des globalisierungskritischen Netzwerkes ATTAC, Sabine Leidig (Frankfurt/Main), sagte, die Weltwirtschaftsordnung sei gescheitert, weil sie nicht den menschlichen Bedürfnissen diene und die Armut zugenommen habe. An diesen Kriterien hätte sich jede Bewertung einer Wirtschaftsordnung zu messen. Hingegen forderte Joachim
Fetzer (Maintal bei Frankfurt/Main) vom Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer in Deutschland dazu auf, die Globalisierung als Chance zu begreifen. In den vergangenen 30 Jahren sei weltweit die Kindersterblichkeit gesunken, die Lebenserwartung gestiegen und der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen deutlich gesunken. Ein kritisches Resümee zog Konrad Raiser: Die Tagung habe gezeigt, dass wir bestenfalls auf der Suche nach einer neuen Ordnung in der Welt seien. Dies sei eine Aufgabe sowohl Politik und Wirtschaft als auch für die Religionen.

Abend der Begegnung / Ausflüge und Führungen

Neben Referaten und Diskussionen bot der Pfarrerinnen und Pfarrertag wieder Gelegenheit zum Kennen lernen und Austausch von Erfahrungen. Am Montag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Reihe von Ehrengästen zum "Abend der Begegnung" im Hotel Maritim. Nach dem "Provinzialsächsichen Büfett" unterhielt der Kabarettist Uwe Steimle die Gäste mit seinem Soloprogramm.  Am Mittwoch schloss sich ein Rahmenprogramm mit Ausflügen u.a. zu dem Geburts- und Sterbehaus Martin Luthers in Eisleben an. Der nächste Deutsche Pfarrerinnen und Pfarrertag findet 2006 statt. Nähere Informationen nach aktuellem Planungsstand auf www.pfarrverband.de


2002 Pfarrertag in Kiel: "In Verantwortung vor Gott und den Menschen"

Kiel, 1.10.2002. Über 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten vom 30. September bis 2. Oktober 2002 den 67. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag. Zum ersten Mal tagten die Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Deutschland und den europäischen Partnerkirchen in Kiel.

Offiziell eröffnet wurde die Tagung am Montag mit einem festlichen Gottesdienst in der St. Nikolai-Kirche (Predigt: Bischof Dr. Hans Christian Knuth, Schleswig, der Leitende Bischof der VELKD), zu der auch die Öffentlichkeit eingeladen war. Musikalisch wurde der Gottesdienst mitgestaltet von der Heinrich-Schütz-Kantorei. Im Anschluss daran trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Reihe von Ehrengästen zum "Abend der Begegnung" im Kieler Schloss.

Am Dienstag, 1. Oktober, wirkten an der Hauptveranstaltung unter dem Thema "In Verantwortung vor Gott und den Menschen" zahlreiche prominente Gäste mit.

Grundsatzreferate zum Thema hielten der frühere Bundesminister und jetzige Bundestagsabgeordnete Dr. Heiner Geißler und der Berliner Bischof, Prof. Dr. Wolfgang Huber, der auch Mitglied des Rates der EKD ist (Die Referate sind demnächst im Deutschen Pfarrerblatt zu finden).  Am Nachmittag diskutierten auf dem Podium unter anderem Ministerin Anne Lütkes (B`90/Grüne), Minister Claus Möller (SPD), MdB Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (FDP), Funkhausdirektor Gerd Schneider, Schwerin und die beiden Referenten des Vormittags. Dabei wurden Fragen diskutiert, wie "Gibt es eine Ethik für die Politik oder ist die politische Ethik schon am Ende?", "Bewegt sich die Politik nur noch in einem Medienzirkus?", "Wer beschränkt die Macht der politisch Verantwortlichen?", "Was erwartet die Politik von der Kirche?". Auch Ethik und Stil des gerade zu Ende gegangenen Bundestagswahlkampfs wurden kritisch betrachtet. Mit dem Reisesegen von Landesbischof Hermann Beste (Schwerin) endete die Hauptveranstaltung, an die sich abends ein kulturelles Programm anschloss.

Alle zwei Jahre kommen Pfarrerinnen und Pfarrer aus Deutschland und den europäischen Nachbarländern zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag zusammen. Die letzte Tagung fand im Jahr 2000 in Ulm statt, der nächste Kongress ist für 2004 in Magdeburg geplant. Veranstaltet wird der Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag vom Verband der Vereine evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V., in dem 22 Einzelvereine mit etwa 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrern in der Evangelischen Kirche in Deutschland organisiert sind. (Christian Fischer, Pressereferat)


Alle Deutschen Pfarrertage seit 1892

1892 in Wittenberg "Versammlung der deutschen evangelischen Pfarrervereine - 
         'Zusammenschluss der Pfarrervereine'"
1894 in Halle "Die Stellung der Pfarrervereine zu den kirchlichen Ordnungen und
         Einrichtungen" – "Besondere  Aufgaben des evangelischen Pfarramts an
         bäuerlichen Gemeinden"
1895 in Potsdam "Beschluss zur Schaffung eines 'Pfarrvereinsblattes', später
         'Deutsches Pfarrerblatt'"
1896 in Braunschweig "Grundsätze und Gesichtspunkte, welche in der Gegenwart
         für die Übung evangelischer Seelsorge vornehmlich maßgebend sind"
1898 in Danzig "Gefahren für unsere Amtswirksamkeit (Oportunismus, Kriticismus,
         Perfectionismus)"
1900 in Darmstadt "Rückblicke und Ausblicke auf Zustände und Aufgaben der
         deutschen evangelischen Kirche an der Jahrhundertwende" – "Die Bedeutung
         des evangelischen Pfarramtes und Pfarrhauses für Gegenwart und Zukunft"
1902 in Stettin "Die Vereinigung der deutschen evangelischen Landeskirchen" –
         "Seelsorge an Seelsorgern"
1903 in Coburg (Abgeordnetentag) "Zusammenschluss der deutschen
         evangelischen Landeskirchen"
1904 in Posen "Seelsorge an Seelsorgern" – "Kreis- und Ortsschulinspektion der
         Geistlichen"
1905 in Neustadt a.H. (Abgeordnetentag) "Zum Militärdienst der Theologen" – "In
         welcher Richtung ist das gegenwärtige geistliche Gerichtsverfahren einer
         Reform bedürftig und fähig?"
1906 in Dresden "Militärdienst der Theologen" – "Reform des geistlichen
         Gerichtsverfahrens" – "Die erzieherische Bedeutung des Religionsunterrichts"
1907 in Hannover "Über die Notstände der evangelischen Gemeinden in
        Österreich"
1908 in Dortmund "Zum Gotteslästerungsparagraphen" – "Der Pfarrer und die
         christliche Liebestätigkeit"
1909 in Wiesbaden "Praktische Reform der kirchlichen Liebestätigkeit" –
         "Förderung der Evangelischen Bewegung in Österreich"
1910 in Königsberg "Der Pfarrer und die ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege"
1911 in Eisenach "Jugendpflege und Versammlungen und Vereinsrecht" – "Die
         Prüfungsordnungen der deutschen evangelischen Landeskirchen" – "Schäden
         des gegenwärtigen Kollektenbetriebes"
1912 in Stuttgart "Die Schaffung einer deutschen Hausbibel" – "Jugendpflege, ihre
         Aufgaben, ihre Hindernisse und der Weg zum Ziel" – "Die Gesangbuchfrage"
1913 in Dessau "Not und Erhebung vor hundert Jahren" – "Das Wirken der
         evangelischen Geistlichen in 1813 und was es uns Pfarrern von heute sagt"
1915 in Kassel "Der sittliche Zustand der heimischen Jugend"
1916 in Kassel "Beratung über Leitsätze"
1917 in Wittenberg "Was hat Martin Luther uns Pfarrern zu sagen?" – "25 Jahre
         Pfarrerverein" – "Die Folgen der Aufhebung des Jesuitengesetzes"
1918 in Eisenach "Der Zusammenschluss der deutsch-evangelischen Landeskirchen
         zu einer synodalen Gesamtvertretung" – Leitsätze zur "Schaffung eines 
         deutsch-evangelischen Gesang- und Choralbuches"
1919 in Kassel-Wilhelmshöhe "Der Pfarrer im neuen Deutschland"
1920 in Goslar "Der gegenwärtige Stand der Religionsunterrichtsfrage" –
         "Der Stand der Verfassungsfrage im evangelischen Deutschland"
1921 in Heidelberg "Kirche, Persönlichkeit und Masse" – "Die bessere Verteilung
         der geistlichen Kräfte"
1922 in Leipzig "Die Stellung des Pfarrers zu den geistigen Strömungen der 
         Gegenwart" – "Seelsorge an werdenden Seelsorgern"
1924 in Gießen "Der Subjektivismus, seine Gefahren und seine Schranken" –
         "Des Pfarramts Art, Not und Erfolg" – "Die praktische Vorbildung
         der Theologen"
1925 in Hamburg "Wirtschaftsleben und christliche Ethik" – "Die apologetische
         Bedeutung der kirchlichen Statistik" - "Begründung eines Pfarrhausarchivs"
1926 in Breslau "Der Protestantismus im Verhältnis zur Menschheit, zu Volk und
         Nation" - "Die rechtliche Stellung des evangelischen Pfarrers auf Grund der
         neuen Kirchenverfassungen"
1927 in Berlin "Die gegenwärtige Krisis der Theologie" – "Wissen und Glaube im
         gegenwärtigen Geistesleben" – "Das Einheitsgesangbuch"
1928 in Karlsruhe "Die Eigenart der evangelischen Kirche in Baden" –
         "Studentendienst"
1929 in Bonn "Die sittliche Krise unserer Jugend und die höhere Schule" –
         "Die Lebenskräfte des Protestantismus"
1930 in Danzig "Das Ostproblem" – "Die Wahrung der evangelischen Belange 
         in der Öffentlichkeit" – "Die amtsbrüderliche Nothilfe"
1932 in Jena "Die geistige Lage der Gegenwart und die Kirche" – "Die weltliche
         Rechtsstellung der Religionsgesellschaften in Deutschland"
1934 in Frankfurt a.M. "Die Bedeutung von Bibel und Bekenntnis für die Kirche
        der Gegenwart"
1936 in Tübingen "Pfarrerwünsche zum Neubau der deutschen evangelischen
         Kirche"
1938 in Kiel "Die Aufgabe des Pfarrervereins, ein Rückblick und Ausblick" – "Welche
         seelsorgerlichen Anforderungen stellt die kirchliche Lage an uns Pfarrer?"
1939 bis 1948 In diesem Zeitraum fanden keine Pfarrertage statt
1949 in Neustadt/Haardt "Entmythologisierung oder historischer Realismus in der
         Christusverkündigung" – "Die Verantwortung der Kirche für das Gesamtleben
         der Nation"
1950 in Nierstein "Das Evangelische Pfarrhaus und des Pfarrers Amtsleben" – 
         "Brennende Flüchtlingsfragen im Lichte der Ökumene" – "Evangelisches
         Pfarrhaus und evangelischer Mütterdienst"
1951 in Göttingen "Vorbildung und Bildung des deutschen evangelischen
         Pfarrerstandes" – "Die Stellung der Pfarrfrau in der Gemeinde" –
         "Kirchbaufragen der Gegenwart" – "Wir und der Film"
1953 in Detmold "Die Anfechtung des Predigers heute" – "Therapeutische und
         theologische Voraussetzungen für den Auftrag der Seelsorge"
1954 in Ansbach "Der Pfarrer im Dienst" – "Das evangelische Pfarrhaus in Notzeiten
         der Kirche" – "Wandlungen im Bilde der Pfarrfrau"
1956 in Flensburg "Die Einheit der Kirche und die Ökumene" – "Die Einheit der
         Kirche im Staats- und Völkerleben"
1957 in Marburg "Der Mensch und seine Welt nach dem Urteil der Bibel" –
         "Der Dienst der Kirche in der technischen Welt" – "Moderner Kirchbau
          und seine Voraussetzungen" – "Die Hilfe für das ostdeutsche Pfarrhaus" – 
          "Die Weltmission heute" – "Das Lutherhaus in Eisenach" – "Pfarrfrauen
          unter sich"
1959 in Mühlheim/Ruhr "Wandlung der Volkskirche" – "Rechte und falsche Aktualität
         unserer Verkündigung" – "Aufgaben der evangelischen Frau in Kirche und
         Welt" – "Unsere Verantwortung für die Brüder in der DDR" – "Die Bedeutung
         Calvins für den Dienst der Kirche"
1960 in Tübingen "Die Kirche vor den Erziehungs- und Bildungsmächten unserer
         Zeit" – "Die Aufgaben der ärztlichen Mission, gezeigt am Beispiel Afrika"
1962 in Lübeck (70jähriges Bestehen des Verbandes) "Die Zurüstung für das
         geistliche Amt: eine Lebensfrage für die Kirche" – "Der Pfarrer heute in
         Haus und Familie" – "Das Alte Testament und das Problem der existentialen
         Interpretation"
1964 in Münster "Sterbende und lebende Kirche jenseits von Oder und Neiße" –
         "Die Dogmatik zwischen Exegese und Verkündigung" – "Der römische
         Katholizismus der Gegenwart als Spannungsfeld und die evangelische
         Aufgabe"
1966 in Landau "Unterwegs in die Welt von morgen"
1968 in Braunschweig "Der Dienst des Pfarrers als Friedensdienst"
1970 in Darmstadt "Beruf: Pfarrer"
1972 in Bremen "Bauen – erbauen – verbauen"
1974 in Heidelberg "Der Geist und die Geister"
1976 in München "Manipulierende Kirche"
1978 in Emden "Positionen verlassen – Raum gewinnen"
1980 in Trier "Das Leben entdecken"
1982 in Stuttgart "Stuttgart zwischen Jerusalem und Jericho; Sozialer Staat –
         Diakonische Gemeinde"
1984 in Cuxhaven "1984 – welche Zukunft sagen wir an?"
1986 in Straßburg "Französich-deutscher Pfarrertag"
1988 in Fulda "Pfarrerinnen und Pfarrer im Gegenwind – Neuer Mut zur Theologie"
1990 in Gießen "Dienstort Kirche"
1992 in Göttingen " 'Gemeinschaft in Bewegung und Bewährung' – 100 Jahre
         Verband der Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland"
1994 in Soest "Kirche auf dem Weg in das Jahr 2000 – Enttäuschungen,
         Erfahrungen und Erkenntnisse"
1996 in Rothenburg ob der Tauber "Markt und Menschlichkeit"
1998 in Dresden "Evangelisch ins neue Jahrtausend in Wirtschaft, Gesellschaft
         und Kirche"
2000 in Ulm "Vertrauen wagen – Brücken bauen. Grenzen in Europa überwinden"
2002 in Kiel "In Verantwortung vor Gott und den Menschen"
2004 in Magdeburg "Reformatorischer Auftrag in einer neuen Weltordnung"
2006 in Fulda "Ich weiß, woran ich glaube". Halt und Perspektive in der Krise
2008 in Speyer  "Was du nicht willst, das man dir tu’... – Welche Werte braucht 
         das Land?"
2010 in Rostock "'Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller,
         die verlassen sind.' - Die evangelische Kirche und die soziale Frage"
2012 in Hannover: "Welche Pfarrerinnen und Pfarrer braucht das Land?"