Die Kirchen klagen über mangelnden theologischen Nachwuchs. Dass die Situation keineswegs rosig ist, kann Volker Drecoll bestätigen. Das gilt auch für die aktuellen Rahmenbedingungen in Studium und Beruf. Dennoch könnte sich das Pfarramt der Zukunft flexibler präsentieren und damit den interessierten Studierenden Anreize für die Berufs- und ­Lebensplanung bieten.1

1. Zur aktuellen Studiensituation

Umstellung der theologischen Studiengänge auf das Bologna-System

Die aktuelle Studiensituation ist geprägt von der unterschiedlichen Umstellung der theologischen Studiengänge auf das Bologna-System. Dabei hat die EKD eine an sich recht zurückhaltende Rahmenordnung verfasst, die es erlaubt, das Studium nach wie vor mit erheblichen Freiheiten auszustatten. Trotzdem stellt diese EKD-Rahmenordnung neue Hürden auf und verlängert durch ihre Anforderungen das Theologiestudium. Verlangt sind jetzt in allen fünf theologischen Disziplinen ein Basis- und ein Aufbaumodul, die idealerweise durch Modulprüfungen abgeschlossen sein sollen. Hinzu kommen Einführungsseminare, Philosophicum, Bibelkunde, Integrationsmodule – natürlich alles mit Prüfungen.

Je nachdem, wie konsequent diese Rahmenordnung von den einzelnen Landeskirchen und Fakultäten umgesetzt worden ist, ist die Last der Prüfungen erheblich gestiegen. Ich selbst habe 1988-1993 studiert und musste wenige Scheine für die Examensmeldung vorlegen. Die Zwischenprüfung war damals noch ein ziemlich informelles Kolloquium, das sicherstellen sollte, dass das Studium gut aufgenommen wurde. Mittlerweile gibt es umfangreiche und benotete Zwischenprüfungen und erheblich aufwändigere Meldeverfahren für die landeskirchlichen Examina. Zugrunde liegt die Idee: Wenn man die Studierenden häufiger abprüft, steigt das Niveau, kommen bessere Pfarrer/Pfarrerinnen heraus. Aus meiner Sicht ist das ein kompletter Trugschluss. Niemand wird ein besserer Pastor, eine bessere Pastorin, weil er häufiger geprüft wurde.

Mentalitätswandel bei den Studierenden

Verheerend ist die faktische Auswirkung des Bologna-Prozesses an den Universitäten insgesamt. Durch die Betonung des Bachelors verschieben sich die Gewichte im Studium zugunsten des Grundstudiums. Das Hauptstudium reduziert sich auf wenige Semester, die hauptsächlich durch die Masterarbeit dominiert werden. De facto bedeutet das eine erhebliche Niveausenkung. Das Theologiestudium unterscheidet sich immerhin von dieser normalen Struktur, es hat das Grundstudium ausgebaut und verlangt auch für das Hauptstudium umfangreiche Nachweise in den fünf Disziplinen. Das wirkt studienverlängernd. 12-14 Semester sind durchschnittlich, 9-10 Semester wirklich nur für die sprachfreien besten 3% möglich. Die Studienleistung wird umgerechnet in »workload«, d.h. zu erbringende Stunden. Diese sind rein fiktiv, oft auch unrealistisch oder bestenfalls am Durchschnitt orientiert. Daraus ergibt sich ein Mentalitätswandel bei den Studierenden. Studierende schauen heute stärker danach: Welche Leistungen muss ich erbringen? Wie viele Punkte habe ich? Dieser Mentalitätswandel führt nicht selten zu einer Reduktion auf das Nötigste. Seminarvorbereitungszeiten von 6 oder 8 Stunden, wie ich sie noch erinnere, sind kaum durchzuhalten. Hinzu kommen die massiven Divergenzen zwischen den Prüfungsordnungen, so dass nun auch beim Wechsel innerhalb Deutschlands immer wieder Anerkennungsprobleme auftauchen, noch verstärkt durch das Nebeneinander von kirchlichen Prüfungsbehörden und fakultären Anerkennungen, z.B. für Fragen der Kombination mehrerer Lehrveranstaltungen für Module.

Die Heraufsetzung der Prüfungsleistungen durch die EKD-Rahmenordnung führt zu einer erheblich höheren Zahl der Vorlesungsprüfungen und der Hausarbeiten. Letztere sind oftmals keine Projekte zu einem selbst gesuchten Lieblingsthema mehr, sondern innerhalb von 4-6 Wochen abzuleistende Werkstücke, die möglichst effizient erledigt sein wollen. Hinzu kommen die heraufgesetzten Erwartungen der Kirchen. Manche Landeskirchen verlangen bis zu drei Praktika, die in den Semesterferien zu erbringen sind. Natürlich gibt es strenge Vorgaben. Dass man sich Berufstätigkeit in den Semesterferien oder ehrenamtliche Arbeit in kirchlichen Einrichtungen während des Studiums als Praktikum anerkennen lassen kann, ist nur noch eingeschränkt möglich. Vorbereitung und begleitete Formen herrschen vor. Die Zeit in den Semesterferien wird dadurch noch weiter eingeschränkt, Hausarbeiten werden schwieriger und schlechter, die Freude über die Praktika nimmt eher ab. Also: Zeitnot an allen Ecken und Enden.

Deutlich schlechtere Voraussetzungen

Studierende kommen zudem mit deutlich schlechteren Voraussetzungen in das Studium: Das betrifft insbesondere die alten Sprachen (sprachfrei sind noch etwa 3-5%), aber nicht nur. Argumentationsfähigkeit ist auf dem Rückzug. Nach einer Stellungnahme gefragt, antworten viele Studienanfänger: Es gibt Argumente dafür und andere dagegen, ich finde … (und dann folgt ein Geschmacksurteil ohne argumentative Begründung). Das wird durch bestimmte Formen des schulischen Arbeitens so beigebracht und bringt einen erheblichen Verlust mit sich: Was ein Argument ist und wie man es rational verteidigt, muss erst im Studium erarbeitet werden. Natürlich fehlt es auch an Allgemeinwissen, für das Theologiestudium ist insbesondere die mangelnde historische Bildung beklagenswert. Im kirchlich-theologischen Bereich schwindet die Vertrautheit mit dem Gesangbuch und normalen Gottesdienstformen der eigenen Landeskirche. Milieuorientierte Gruppen und Sondergottesdienste spielen für die Rekrutierung des Nachwuchses eine zunehmende Rolle. Der Anteil von Theologiestudierenden, der aus Pfarrhaushalten stammt und sozusagen »soziale Vererbung« mitbringt, sinkt.

All das signalisiert: Die Studiensituation gerät an vielen Stellen unter Druck – und es gibt keinen wichtigen Spieler im System, der Druck herausnimmt. Landeskirchen, Schulkontexte, Hochschullehrer, alle üben in verschiedener Weise Druck aus. Frei nach dem Motto: viel hilft viel, mehr hilft noch mehr.

Notwendige Korrekturen und erkennbare Defizite

Nach diesem Parforce-Ritt der Probleme möchte ich aber auch festhalten, was m.E. kein Problem darstellt. Im Theologiestudium sind mittlerweile (mit leichten Differenzen) 60% (manchmal auch 65%) der Studierenden Frauen. Das ist – entgegen anders lautenden Bewertungen – nicht theologiespezifisch oder kirchenspezifisch, sondern entspricht dem Durchschnitt an den Universitäten. Der Gesamtdurchschnitt liegt hier bei 55% aller Studierenden deutschlandweit. Es besteht m.E. kein Grund, von einem sinkenden Niveau aufgrund des Frauenanteils auszugehen oder andere Gefahren für die Kirche heraufzubeschwören. Unser Schulsystem fördert prinzipiell Mädchen stärker als Jungen, das wirkt sich nach und nach auch massiv auf den Notenschnitt und die Universitäten aus und kommt in 10 Jahren auch in den Berufen an. Es würde sich noch viel deutlicher auswirken, wenn nicht viele Frauen in Erziehungs- und Kinderzeiten gehen und anschließend benachteiligt werden. Kirche muss das bedenken und gerade die Förderung der Berufsanfängerinnen deutlicher in den Blick nehmen. Der Punkt Familienfreundlichkeit muss aus meiner Sicht eine neue Aufmerksamkeit bekommen.

Das Theologiestudium als solches muss sich fragen lassen, inwiefern es gut auf das spätere Pfarramt vorbereitet. Es ist im Grunde der Struktur des Theologiestudiums von 1890 verpflichtet. Deutlichstes Anzeichen hierfür ist die starke Orientierung am historischen Parameter, der in AT, NT und KG vorherrscht. Damit sind 60% des Studiums am Leitbild der historischen Wissenschaften als Leitwissenschaften ausgerichtet. Das ist in allen Reformdebatten der letzten 50 Jahre immer wieder in Frage gestellt worden, bisher hat aber noch niemand einen besseren Vorschlag vorlegen können. Hier bleibt also ein erhebliches Konzeptionsdefizit.

Im Studium selbst kommt es zu einer stärkeren Ausdifferenzierung und größeren Bandbreite der Kritik. Die hohe Ausdifferenzierung führt dazu, dass es oft den Studierenden überlassen wird, die Querbezüge zwischen dem, was in den einzelnen Disziplinen erarbeitet wird, herzustellen. Das immer noch weiter wachsende Maß an Kritik und das daraus folgende Auseinanderdriften von Meinungen führt dazu, dass Studierende häufig mit einem hohen Problembewusstsein aus dem Studium kommen, aber mit wenig klaren Botschaften. Ein Punkt, an dem mir das immer wieder deutlich wird, ist die Christologie. Die leibliche Auferstehung wird als Thema lieber umgangen denn heftig bewürwortet oder bestritten. Im Hinblick auf die Grundprobleme der Christologie wimmelt es an diffusen Ideen, die sich letztlich ins Psychologisierende und Beispielhafte flüchten. Der Opferbegriff ist unbequem, Argumentationen wie FC VIII zu den Unterschieden zwischen Jesus und der menschlichen Natur der Unerlösten oder die Zwei-Naturen-Lehre sind ein schwer zugänglicher Traditionsrest, deren Bindekraft von Fachvertretern mitunter energisch bestritten wird. Studierende werden hierbei oft mit Fragen, aber nicht mit Antworten und Lösungsansätzen ausgestattet. Bleibt also der kleine gemeinsame Nenner, der niemandem wehtut: grenzenlose Liebe und »er ist wie Du« sind dann die Summe christologischer Ausführungen – das hinterlässt seine Spuren in den Predigten. Das Selbstverständnis Jesu, die Frage nach dem Neuen und dem Proprium der jesuanischen Verkündigung, die Frage nach der Zuordnung zum Vater und zum Geist, Verbindung mit der Tauf- und Abendmahlslehre – das sind alles Fragen, zu denen dezidierte Aussagen kaum noch treffbar sind. Mit dem Ergebnis, dass Pfarrer/Pfarrerinnen im Grunde in ihrem Kernbereich nur mit Mühe auskunftsfähig sind und sich oft ins Diffuse, Nebulöse, Fragende, Menschelnde retten. Hier ist eine Krise der theologischen Wissenschaften zu konstatieren, die als schwere Hypothek auf den Pfarrerinnen und Pfarrern lastet.

Man hat versucht, dies durch andere Beschreibungen zu verdecken oder zu heilen: So ist etwa der Versuch, eine »theologische Kompetenz« zu beschreiben, ziemlich weit entfernt von der Realität des Studiums, weil die großen Unterschiede der Disziplinen dabei zu wenig reflektiert werden. Besser wäre es wohl, von einem Bündel ganz verschiedener Kompetenzen auszugehen und die Verschiedenheiten der Fächer auch als solche zu reflektieren (und nicht einem Leitbild der berufsfeldbezogenen Kompetenz unterzuordnen).

Fazit: Die Studiensituation hat sich erheblich verschärft, das Theologiestudium hat an dieser Verschärfung teil, ohne selbst zu größerer Klarheit oder Orientierungskraft zu werden.


2. Motivationen zum Theologie­studium und Befürchtungen im Hinblick auf das Pfarramt

Theologie – ein attraktives Studienfach

Schauen wir auf die Studierenden selbst, dann ist erst einmal festzustellen, dass die meisten Studierenden mit der gewachsenen Drucksituation und der Komplexität in erstaunlicher Weise und vorbildlich umgehen. Viele Studierende versuchen trotz Leistungs- und Punktedruck, ihre eigene Motivation ins Studium einzubringen und durchzuhalten. Oft ohne große Klagen. Theologie ist nach wie vor ein interessantes und motivierendes Studium, das den Vergleich mit vielen anderen Fächern nicht zu fürchten braucht. Das Theologiestudium erscheint Studierenden interessant, weil es breit ist, vom Alten Orient bis in die Gegenwart reicht, Textkompetenz und sozialwissenschaftliche Einsichten miteinander verbindet, philosophische und theologische Spekulation erlaubt und zugleich umfassende Allgemeinbildung vermittelt, vielfältig in Beziehung zu anderen Wissenschaften steht und trotzdem auch eigene Kompetenzen vermittelt, die anderswo in der Universität nicht zu finden sind. Theologie ist ein Fach, das Studierende mit überproportionaler Motivation und überproportionalem Interesse anlockt. Das Potential der Theologie, sachliche Interessen mit einer Reflexion der Grundprobleme des menschlichen Daseins und damit von sich selbst zu verbinden, ist ungebrochen groß und attraktiv.

Insbesondere die Kernfragen, die Reflexionsfragen nach Menschenbild, Weltbild, Gottesbild, aber auch schwierige Themen wie Theodizee oder Ethik sind wichtige Herausforderungen, die reizen und die Theologie interessant machen. Hier ist insbesondere auch der Religionsunterricht zu nennen, der in Erzählungen von Studierenden immer wieder eine wichtige Rolle spielt (meinem Eindruck nach etwa bei einem Viertel der Studierenden). Religionslehrerinnen und -lehrer schaffen bisweilen Begeisterung für das Fach Theologie, und zwar als positiver Anspruch, hier mehr nachzudenken, sich selbst mehr zu reflektieren, mehr Deutungsmöglichkeiten zuzulassen etc. Wenn es dann um Hintergründe für gelebte Frömmigkeit geht, gibt es hohe Aufmerksamkeit und intensives Nachfragen.

Engagierte Studentinnen und Studenten

Hinzu kommt, dass sich im Theologiestudium ein großer Anteil von Leuten findet, die ein hohes Maß an sozialer Interaktion aufweisen und die sehr kommunikationsfähig sind. Sicher, es gibt auch mal verstiegene oder einfach nur extrem unglückliche Personen. Aber viele Studierende sind einfach toll und sehr aktiv. Sie vernetzen sich rasch untereinander und betreiben mehr als das Studium. Viele haben zudem ein ehrenamtliches Engagement oder auch derer mehrere, und zwar nicht, weil das irgendeine Berufsberatung verlangt, sondern aus intrinsischer Motivation, aus einem Empfinden für soziale Gerechtigkeit oder für den Wert behinderten Lebens oder was auch immer. So viel zur angeblichen Politikverdrossenheit der heute jungen Generation.

Viele Studierende machen Gebrauch von den heute vorhandenen Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen. Im Gegensatz zu den Pfarrergenerationen, die jetzt in den Ruhestand gehen, sind junge Theologiestudierende bereits in Südamerika, Neuseeland, Thailand, Libanon, USA, Rumänien und sonst wo gewesen. Natürlich nimmt die Tendenz ab, weil die Auslandsstudien immer weiter durch Anrechnungsfragen erschwert werden. Die deutsche Zwischenprüfung gilt in den angelsächsischen Ländern und damit international nicht als akademischer Abschluss; also ist ein deutscher Theologiestudent im Ausland schnell als »undergraduate« unterwegs und studiert unter Niveau (hiergegen würde z.B. eine EKD-weite »Nachdiplomierung« der Zwischenprüfung als Bachelor helfen). Globalisierung ist also als Perspektive in der jungen Generation präsent.

Ambivalentes Verhältnis zum späteren Beruf

Dem hohen Interesse und der hohen Motivation für das Theologiestudium steht oftmals ein ambivalentes Verhältnis zum späteren Beruf gegenüber. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass viele Theologiestudierende sich mit ihrer Kirche sehr verbunden wissen. Diese Verbundenheit besteht z.T. zur Heimatgemeinde, teilweise aber auch einfach zur Kirche allgemein oder zu einer bestimmten Gruppe, in der man als Jugendlicher heimisch war. Diese Verbundenheit geht mit dem Wunsch einher, sich in die Kirche aktiv einbringen zu können. Das Weitergeben dessen, was man selbst empfangen hat, der Wunsch, sich für die Kirche einzusetzen, der Wille, Kirche gut zu gestalten (manchmal sogar in bewusster Abgrenzung gegen Erlebtes), ist für viele Studierende ein Grund für das Theologiestudium. Insofern sind Studierende zunächst einmal vielfach gewillt, etwas für ihre Kirche zu tun.

Dieser Wille ist am Anfang des Studiums oft noch relativ abstrakt; ein wichtiger Grund dafür, dass Werbung für das Theologiestudium erheblich einfach und breiter angelegt werden kann als Werbung für den Pfarrberuf. Im Hinblick auf den Pfarrberuf wachsen im Laufe des Studiums die Fragen. Diese Fragen sollten wesentlich stärker wahrgenommen und reflektiert werden. Im Moment wächst eine Generation Studierender heran, die in vielen Hinsichten bereits auf dem Boden einer großen Pluralität an Lebensentwürfen und Modellen steht. Vorgezeichnete Lebensentwürfe und Lebensplanungen wirken eher abschreckend. Man lebt heute so und Jahre später anders. Diese Freiheit zu behalten, ist für viele junge Leute wichtig. Das betrifft Dinge wie schlichtweg den Lebensstil und die Einrichtung des eigenen Lebens, aber auch das Berufs- und Familienbild. Viele verschiedene Entwürfe stehen nebeneinander, und die Suche nach dem eigenen Modell, nach dem eigenen Konzept von Partnerschaft, von work-life-balance etc. sind ein hohes Gut. Damit entsteht für den Pfarrberuf ein eminentes Problem: Bin ich nicht ein für allemal festgelegt auf einen Beruf, aus dem ich schlecht oder gar nicht mehr herauskomme (es sei denn im Sinne einer umfassenden Lebenskatastrophe)? Welche Exit-Strategien gibt es für mich als Berufsbeamten?

Hinzu kommt: Das Berufbeamtentum des Pfarrers lässt wenig Spielräume zu, sich im Laufe der Berufsvita zu verändern. Gut, Gemeinden sind sehr verschieden, Sonderdienste und Sonderpfarrämter setzen – meistens vorübergehend – besondere Akzente. Aber im Grunde heißt die Devise immer noch: einmal Pfarrer, immer Pfarrer. Das ist ein Beruf, der nicht nur monetär wenig Aufstiegschancen bietet, sondern auch im Hinblick auf die berufliche Festlegung und Veränderung wenig Möglichkeiten bietet (oder zu bieten scheint). Aufstiegschancen, die es gibt, sind zudem nicht besonders attraktiv: Warum soll man sich in die Sandwichposition eines Dekans oder Superintendenten begeben, der landeskirchliche Sparpläne und Fusionsphantasien durchboxen muss? Warum soll man an das Landeskirchenamt oder den Oberkirchenrat gehen, Stellen, von denen aus man schlecht weiterkommt, die als »Sackgassen« erscheinen, die einen landeskirchenweit nicht gerade beliebt machen? Noch bevor das wichtige und schwierige Thema »Wie vereinbare ich mein Privatleben mit dem Beruf als Pfarrer?« aufkommt, bestehen schon Fragen im Hinblick auf den Pfarrberuf selbst, die die innere Flexibilität und die berufliche Weiterentwicklung betreffen.

Die Frage des eigenen Lebensmodells wirkt dann noch zusätzlich als das zweite große Feld, an dem Fragen entstehen. Die Vorgaben der Landeskirchen sind immer noch der Vergangenheit verpflichtet und entsprechend einschränkend: Muss mein Lebenspartner Mitglied einer ACK-Kirche sein? Muss ich also aufpassen, in wen ich mich verliebe? Muss ich meinen Beruf an den Nagel hängen, wenn ich mich hier in den »Falschen« verliebe (einen Muslim, eine Muslima, das Mitglied einer Freikirche)? Das ist in einzelnen EKD-Kirchen unterschiedlich, aber jedenfalls eine Frage, die sich Theologiestudierende stellen. Genauso Fragen im Blick auf die private Zukunft: Wie wird mein Amt mit der Berufstätigkeit meiner Partnerin vereinbar sein? Was ist, wenn sie versetzt wird? Wie flexibel bin ich dann? Was ist umgekehrt, wenn von mir Residenzpflicht verlangt wird, obwohl mein Lebenspartner in anderen Bezügen und räumlichen Herausforderungen steckt? Welche Möglichkeiten habe ich im Pfarramt, alte Freundschaften zu pflegen? Oder gar Familienangehörige? Wie kann man Hobbys erhalten, vielleicht auch solche, die sich nicht auf jedem Dorf realisieren lassen? Wie kann man überhaupt neue Freundschaften knüpfen, wenn man erst einmal Pfarrer ist – also Freunde/Freundinnen finden, die nicht Pfarrer sind und nicht zum Gemeindekontext gehören? Oder gar einen Partner?

Das sind Fragen, die sich für die Generation vor 25 Jahren auch schon stellten, die aber für die junge Generation anders wirken. Außerdem hat es auf diese Fragen in den letzten 25 Jahren wenig neue Antworten gegeben, und daher möchte ich die Frage aufwerfen, ob dieser Zustand nicht auch eine Langzeitwirkung hat, weil sich eben nichts ändert oder zumindest der entsprechende Eindruck entsteht, zugleich aber die Ansprüche an die Gestaltbarkeit des eigenen Lebens steigen.

Unattraktive Bedingungen im Pfarramt

Diese allgemeinen Fragen werden noch durch weitere Bedingungen verschärft, die Theologiestudierenden und jungen Pfarrerinnen vor Augen stehen: Das eigene Interesse, das einen zur Theologie geführt hat, ist »im Amt« schwer zu pflegen. Das sog. lebenslange Lernen ist in aller Munde, aber für Pfarrer schwer zu realisieren. Natürlich gibt es Fortbildungen, Kontaktstudium, Pastoralkolleg u.ä. – aber das sind wenige »Inseln«, die bisweilen mühsam zu erreichen sind und ggf. noch durch erhöhte Nacharbeit oder soziale Geringschätzung erkauft werden müssen. Wie viel Theologie bleibt im Pfarramt?

Für Frauen stellt sich das Problem, dass trotz hohen Anteils bei den Studierenden Führungspositionen eben doch oft von Männern wahrgenommen werden. Frauen in kirchlichen Führungspositionen – das ist nach wie vor ein eigenes Thema. Eingeschränkte Berufstätigkeit etwa aufgrund von Erziehungszeiten wird nach wie vor als deutlicher Nachteil in der Berufsvita wahrgenommen (zu wenig Geschäftsführung, zu wenig Leitungserfahrung in einer großen Gemeinde etc.). Frauen gelten bei entsprechendem Selbstbewusstsein schnell als schwierig oder aggressiv, der selbstbewusst auftretende Bartträger hat im Zweifelsfall bei Bewerbungen doch die Nase vorn. Ob sich das in den nächsten 10-20 Jahren ändern wird? Frauenförderprogramme sind oft relativ erfolglos, entweder fördern sie Frauen ins Nichts, oder sie wirken als Quotierungen – und dann kämpfen Frauen darum, dass sie sich beweisen. Ihre Wahl steht schnell unter dem Verdacht: »Frau statt Qualität«, also müssen sie Vorbehalte überwinden. Eine Perspektive, die für manche Frau von vornherein den Weg in den beruflichen Aufstieg eher abschreckend erscheinen lässt – abgesehen von der erwartbaren Ausbeutung aller Zeitkontingente etc.

Verwaltungs- und Büroaufgaben sind ein oft beklagtes Übel im Pfarramt. Entbürokratisierung findet nicht statt. Verheerend ist das nicht nur im Hinblick auf die Zeitressourcen eines Pfarrers (der in Nachtarbeit – zumindest teilweise – noch das Sekretariat mit abdecken darf), sondern besonders im Hinblick auf das ekklesiologische Selbstverständnis. Sind Pfarrer eigentlich noch die kleinen Delegierten der landeshoheitlichen Behörde vor Ort, die eben die Fahne aufrecht halten müssen? Ist also das Siegelrecht und die Geschäftsführung das eigentlich Entscheidende, das man als Pfarrer können muss – gerade auch, wenn man Karriere machen möchte? Was für ein Leitbild steckt in dem Pfarrbild, das auf die Unterschrift eines Pfarrers solchen Wert legt? Manche Pfarrer haben dieses Bild längst intrinsisch in sich integriert – wollen also die Geschäftsführung und die Fäden in der Hand behalten. Trotzdem die Frage: Ist das theologisch und ekklesiologisch gut?

Schließlich sind da noch die Probleme mancher Lebensformen, insbesondere das Thema Homosexualität. Das betrifft in erster Linie Homosexuelle selbst und ihre Partner, aber nicht nur: Wie verändert sich die Wahrnehmung »meiner« Kirche, wenn homosexuelle Freunde Schwierigkeiten bekommen? Was für ein Bild von Kirche wirkt da? Sicher, auch hier ist viel passiert; trotzdem: junge Leute fühlen sich mit ihrem Lebensgefühl und ihren Leitbildern im Hinblick auf die Freiheit von Lebensmodellen oft nicht genügend repräsentiert in der Kirche. Kirche ist ihnen dann schnell »zu eng«.

Halten wir als ein gewisses Stimmungsbild fest: Eine hohe Motivation und ein hoher Gestaltungswille, ein hohes Maß an sozialen Fähigkeiten und ein bewundernswerter Umgang mit erschwerten Rahmenbedingungen gehen einher mit ambivalenten Fragen an das Berufsbild Pfarrer. Letztere beziehen sich auf Fragen wie: Inwiefern prägt das Berufsbild Pfarrer dein Leben und beschneidet deine Freiheit? Inwieweit legt es dich fest – ohne Veränderungsmöglichkeiten? Inwieweit ist es theologisch und inhaltlich attraktiv und verschleißt nicht im Klein-Klein des Tagesgeschäfts?


3. Weiterführende Perspektiven

Die Zahl der angeschnittenen Fragen ist groß, einfache Patentrezepte sind nicht zu erwarten. Ich will daher auch keine normativen Forderungen erheben, sondern eher einige Richtungen und Punkte benennen, die man weiter verfolgen könnte:

Diversifizierung des Berufsfelds Pfarrer/Pfarrerin

Zunächst einmal scheint mir die Diversifizierung des Berufsfelds Pfarrer/Pfarrerin wichtig. Je weniger Kirchen auf ein einheitliches Bild setzen, je mehr Kirchen Unterschiede ermöglichen, ja fördern, desto besser. Das Lebensmodell »Pfarramt geht so« wird den heutigen Anforderungen an eine attraktive Berufsvita nicht mehr gerecht. Vereinheitlichungen von Berufsviten wirken kontraproduktiv. Das gilt schon für das Vikariat, das an vielen Stellen noch zu stark von einem vorgegebenen Kanon ausgeht.

Für eine Ausdifferenzierung des Berufsbildes Pfarrer/Pfarrerin sind verschiedene Ansätze möglich: Berufsfelder im Pfarramt sind viel flexibler in unterschiedliche Dienstaufträge zu gießen. Eventuell sollten hier entsprechende unterschiedliche Bezeichnungen oder Zusatzbezeichnungen erfolgen. Auch im Hinblick auf den Dienstumfang sollte man flexibel sein (die einzelnen Landeskirchen sind es in unterschiedlichem Maße). Es sollte eine große Bandbreite verschiedener Pfarrämter geben: Diese Ausdifferenzierung könnte zwischen theologischen und ekklesiologischen Schwerpunkten unterscheiden, könnte das Amt in besonderen Aufgabenfeldern profilieren, könnte auch einzelne Felder und Möglichkeiten, innerkirchlich für besondere Felder Expertise zu erwerben, stärker profilieren. Andere Pfarrämter könnten im Hinblick auf Verwaltung und Organisation profiliert werden. Eventuell sollte man auch ganz Abstand nehmen von der ewigen Suche nach möglichst großen Einheiten als Mittel der Effizienzsteigerung. Riesige Kirchenbezirke mit Mega-Superintendenten nützen nicht, sondern schaden. Stattdessen könnte der Teamgedanke auch im Hinblick auf die Leitung eines Kirchenbezirks stärker verfolgt werden, insbesondere also die strukturelle Stärkung der stellvertretenden Dekane/Superintendenten weiter bedacht werden. Eventuell sind kleinere Kirchenbezirke und Zwischengrößen zwischen Kirchenbezirk und Gemeinde (wie sie in manchen Gegenden schon praktiziert werden) ausbaufähig.

Die Diversifizierung sollte sich auch in Bezeichnungen und ggf. einem Zulagensystem für entsprechende Ämter und Qualifikationen niederschlagen. Das ist kein Plädoyer für eine einseitige Verlagerung zugunsten der Funktionspfarrämter, sondern vielmehr die Idee, Gemeindepfarrämter wesentlich stärker als bisher mit besonderen Tätigkeitsfeldern zu verbinden – und Sonderprofile, die sich im Laufe eines Lebens möglichst auch mal ändern sollten, zu fördern und zu belohnen. Dass man dabei zusammen mit Gemeinden über die Begrenzung und Abgrenzung von Dienstaufgaben nachdenken muss, ist klar.

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Kirche muss sich um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern. Die Frage nach der Berücksichtigung des berufstätigen Ehepartners sollte hohe Priorität bekommen. Universitäten bieten double career-Programme an. Ähnliches brauchen die Kirchen auch, hierfür benötigt man Geld und gute Vernetzung in die Wirtschaft und den öffentlichen Dienst. Zugleich müssen die Flexibilisierungen der Dienstverhältnisse erhöht werden, sprich: es muss größere Felder für Beurlaubungen u.ä. geben. Es muss vielleicht auch unterschiedliche dienstrechtliche Stellungen geben, die mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten einhergehen.

Für die Frage, wie Stellen zu vergeben sind, sollte eine weitgehende Abkehr von der Zentralisierungsidee erfolgen, also den Versuch, die Personaldezernate im Grunde als Analogon zu Wirtschaftsunternehmen aufzufassen, als Personalplanungsstelle, die die Personalentwicklung und den Personaleinsatz plant und koordiniert. Die entsprechenden Dezernate sollten sich vielmehr als Beratungs- und Vermittlungsinstanz verstehen, bestenfalls als headhunter. Nicht eine zentral gesteuerte Unterbringung und Entwicklung vorhandenen Personals (in unübersichtlichen Größen von evtl. mehreren hundert oder tausend Leuten), sondern fachliche Beratung und konzeptionelle Planung bei Stellenbesetzungen – verbunden mit weitgehender Bewerbungsfreiheit – sollten im Vordergrund stehen.

Für die Weiterentwicklung der Attraktivität des Pfarramts in lebensplanerischer Absicht müssen auch die Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden. Hier sind z.B. Fragen der Altersvorsorge zu bedenken. Wo wird für Pfarrer/Pfarrerinnen ein Potential für Vermögensaufbau geschaffen, das als Ausgleich für sinkende Pensionsquoten anzusehen ist (junge Leute, die heute anfangen, können nur neiderfüllt auf Pensionen von 70% oder 75% schauen). Hier bräuchte es konkrete Anreizprogramme und kirchliche Unterstützung zum Vermögensaufbau, etwa Zulagen zu landeskirchlich oder von Pfarrvereinen verwalteten Zusatzpensionen auf der Grundlage von Indexfonds o.ä.

Thema Dienstwohnung: Der ursprüngliche Sinn der Residenzpflicht war es, Pfründenhäufung zu verhindern und die Amtsversehung sicherzustellen. Die Verhinderung von Lebensentwürfen und individueller Lebensplanung war nicht intendiert. Insofern sollte man das Thema Dienstwohnung nicht von der Residenzpflicht her denken, sondern möglichst neu fassen, als Angebot, um Stellen attraktiv zu machen, sozusagen als Anreiz, eine besonders schöne oder familienfreundliche oder flexibel zuschneidbare etc. Wohnung zu bieten. Für Pfarrämter auf dem Land bräuchten wir spezielle Anreizsysteme (vergleichbar zu den Landärzten), also materielle Anreize, aber auch immaterielle Anerkennung.

Das Pfarramt der Zukunft muss vielfältiger und theologischer sein

Das Theologiestudium muss die Beurteilung einzelner Fragen (und ihre syst.-theol. Begründung) sowie den Umgang mit theologischem Wissen wesentlich fokussierter in den Blick nehmen. Ich bin weit davon entfernt, irgendwelchen Reformkonzepten das Wort zureden, die sich dann zunächst als Niveauverlust bemerkbar machen. Aber wir theologischen Hochschullehrer müssen uns fragen, wie wir Theologie zuspitzen, zugänglich machen, zu eigener Positionsfindung reizen, Argumentationsfähigkeit verbessern. Ob sich das auch studientechnisch niederschlagen kann, wäre zu überlegen. Also: nicht Auflösung der Fachdisziplinen oder der Voraussetzungen (alte Sprachen), aber stärkere Ermutigung zur These, zur Verteidigung, zur zugespitzten Formulierung. Vielleicht wäre ja das Mittel der guten alten Disputation etwas, durch das man entsprechende Fähigkeiten stärker in den Focus rücken könnte.

Dasselbe gilt für das Vikariat. Es ist seit der humanwissenschaftlichen Wende ziemlich befangen in einer bestimmten Weise, ein Programm vorzugeben (das dann bisweilen mit hartnäckigem Kontrollwahn und Anwesenheitsritualen zu besseren Pfarrerinnen und Pfarrern führen soll), durch das eben jede Vikarin/jeder Vikar durch muss. Unbewusstes Leitbild ist das Zeichen für den Fußgängerweg: Der arme Student muss jetzt wie ein kleines Kind an die Hand genommen werden. Ich würde dafür plädieren, das ganz neu zu strukturieren, nämlich nicht mit Phasen und Kursangeboten, sondern durch Fortbildungsangebote, die der einzelne nach einem bestimmten System für sich zusammensetzt (also individuelle Ausbildungsprotokolle anstelle eines Kurssystems). Wie man das mit dem Gedanken von kleinen Teams aus mehreren Vikarinnen/Vikaren verbinden kann, wäre zu überlegen. Die Kompetenz der Vikarseltern vor Ort ist wertzuschätzen und zu stärken durch gezielte Angebote und theologische Arbeit. Zu oft ist die Pflicht, sich um Vikare zu kümmern, die erfreuliche, aber auch zeitintensive Pflicht, die »on the top« kommt.

Strukturell muss man sich überlegen, was Pfarrer im Beruf anreizen könnte, mehr Raum für theologische Bildung und Fortbildung zu haben. Hier geht es mir gerade um die nicht unmittelbar verwertbaren Dinge. Eine auf das Pragmatische ausgerichtete Fortbildungskultur lässt die theologische Flamme oft gar nicht richtig zündeln. Kontaktstudium ist eine viel zu groß angelegte und wenig in den Alltag integrierte, oft auch breit aufgestellte und daher recht ineffiziente Option. Ich würde mir vorstellen, dass hier andere Muster der Zusammenarbeit gefunden werden, und dass die theologische Arbeit auch sichtbar anerkannt werden muss, etwa wenn theologische Veröffentlichungen erarbeitet werden.

Wenn Pfarrer in Zukunft noch mehr Gemeinden und Predigtstätten haben werden als jetzt schon, dann ist es m.E. wichtig, dass Kirchpfleger und Verwaltungstätigkeiten zunehmend entlastend wirken. Entlastung, nicht Bevormundung muss die Devise sein. Auch hier denke ich, dass man kleine Einheiten braucht, den Ansprechpartner vor Ort, z.B. wären mehr 450-Euro-Jobs denkbar, die entweder berufsbegleitend oder eben parallel zu den ersten Jahren als Rentner/Pensionär übernommen werden. Auch Kombinationen mit entsprechend fähigen Sekretärinnen/Sekretären wären denkbar.

Theologische Expertise einbringen als Lehrender, als Begleitender, als Seelsorger, der andere Ehrenamtliche bei deren Seelsorge unterstützt, als Impulsgeber und als breit aufgestellter Experte, der zusieht, dass die Gottesdienste gut vorbereitet und durchgeführt werden (ohne dass er immer selbst vorne steht oder dabei ist) – das wären wichtige Kernaufgaben, die sich in einer wesentlich umfassenderen Ehrenamtsstruktur niederschlagen müssten. Ehrenamtsbegleitung und sorgfältiger Umgang mit Liturgie, Theologie und Seelsorge sind die eigentlichen kybernetischen Kompetenzen und wichtiger als Zeitmanagement, Organisationsfähigkeit und die Fähigkeit, everybody’s darling zu sein. Hier ist (auch im Beurteilungswesen) nicht alles optimal.

Die theologische Basis als das eigentlich entscheidende Fundament zu vermitteln, ist immer wieder neu eine Herausforderung an alle, die mit der Ausbildung von Theologinnen und Theologen zu tun haben. Ich werde im Gespräch mit Pfarrerinnen und Pfarrern ab und zu gefragt, ob denn da genug nachkommen – und ob da genug gute nachkommen. Aus meinem eigenen Umgang mit Studierenden kann ich das nur bestätigen: Ja, da kommen ganz tolle und vielfältig interessierte Leute nach. Nur, lasst sie dann auch machen. Insofern ist theologische Ausbildung nicht zuletzt auch die Aufgabe, dem theologischen Nachwuchs nicht zu sehr im Wege zu stehen. Das sollte auch für die Kirchen gelten.


Anmerkung:

1 Referat für die Fuldaer Runde, Kassel, 16. Januar 2015.

 

Über die Autorin / den Autor:

Prof. Dr. Volker Henning Drecoll, Ephorus des Evang. Stifts Tübingen und Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Evang.-Theol. Fakultät der Eberhard Karls-Universität Tübingen, vorher Vikar und Pastor der Evang.-Luth. Landeskirche Hannovers.

Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 4/2015

1 Kommentar zu diesem Artikel
21.04.2017 Ein Kommentar von Dorothea Gauland Sehr geehrter Herr Drecoll, ich bin Pfarrerin im Probedienst, und Ihr Artikel - besonders die zweite Hälfte, ab dem Abschnitt über engagierte Studierende bis zum Ende - spricht mir aus dem Herzen! Wie schön wäre es, auch im Pfarramt noch "Theologie treiben" und vielleicht sogar wissenschaftlich arbeiten zu können. Und wie schön wäre es, das eigene Lebensmodell mit dem Pfarramt verbinden zu können, ohne das eines von beiden dauerhaft leidet! Eine Frage stellt sich mir in letzter Zeit oft: Ich habe den Eindruck, gerade von seiten der Gemeinden ist die Erwartung da, dass eine junge Pfarrperson "frischen Wind" bringt. Aber steckt da wirklich der Wunsch nach Erneuerung dahinter - oder eher der Wunsch, dass neuer Wein in alte Schläuche gefüllt werden soll, aber bitte nicht die Schläuche ausgewechselt oder - um im Bild zu bleiben - etwa gar neue Trinkgefäße eingeführt werden sollen? Herzliche Grüße, Dorothea Gauland
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