Pfarrer Eckehard Möller
Widerrede
Und wieder ist es passiert. Trotz aller Vorkehrungen. Kurz vor Weihnachten. Ein Mensch rast mit einem Auto über einen Weihnachtsmarkt. Und tötet etliche Menschen, verletzt noch viele mehr. Körperlich. Und wohl noch viele mehr seelisch.
Ein Politiker findet schnell klare Worte. Nichts rechtfertige diese Tat. – Stimmt. Dann kommen Aufforderungen. Wir dürfen uns mit solchen Taten nicht abfinden. – Tut das jemand? Und dann: Wir müssen alles tun, damit solche Taten nicht möglich werden. – Ja, das wäre schön; aber ist es auch realistisch? Gibt es absolute Sicherheit? Schließlich noch der Nachsatz: Das Grundgesetz verlange von uns nicht, dass wir Straftaten ertragen müssen; wir müssten viel früher handeln, wenn Menschen sich nicht an unsere Regeln halten. – Das kommt gut an, grenzt aber arg an Populismus.
Ein Bischof hält dagegen. Er nimmt die Angst der Menschen ernst. Aber er freue sich, dass Menschen Scheu überwinden und helfen, dass sich auch Fremde in den Arm nehmen und gemeinsam weinen. Einander Halt geben. Wir seien Menschen und wollen leben. Das verbinde – egal, wer jemand sei und woher jemand komme.
Pfarrer sind keine Politiker. Kirche soll sich in Staatsgeschäfte nicht einmischen. Aber sie soll jene mahnende Position einnehmen, wenn politische Sichtweisen in Schieflage geraten. Politik braucht die Korrektur durch theologische Reflexion. Schon immer. Und immer öfter.