Pfarrer Eckehard Möller
Närrische Zeit
Narren sind lustig. In ihren bunten Gewändern prägen sie in manchen Gegenden die sogenannte „Fünfte Jahreszeit“. Ihre furchterregenden Masken nötigen uns eher ein Schmunzeln und Lächeln ab.
In der Bergpredigt werden (in den meisten Übersetzungen) auch schon Narren erwähnt – allerdings in völlig anderer Bedeutung. Jesus wird mit einer seltsamen Einstufung von Schuld zitiert: Töten? Wo fängt das an? Bereits Zürnen sei strafbar. Jemanden als dumm erklären noch mehr. Aber einen Menschen als Narren hinzustellen sei der Gipfel: Dafür gibt es das Höllenfeuer als Strafe.
Narren – was soll daran so schlimm sein? In manchen Bibeln steht eine Fußnote bei Mt 5,22: „gottloser“. Ein gottloser Narr. Na und?
Genau. Jemandem seinen Glauben absprechen. Jemanden als Narren disqualifizieren. Als gottlos hinstellen. Das sei das Schlimmste, was wir tun können. Sagt Jesus. Und ich fürchte, wir tun genau dies ziemlich oft.
Diskussionen werden immer heftiger. Der Ton immer rauer. Seit Jahren schon. Gesellschaftliche Veränderungen und politische Ereignisse haben das noch verstärkt.
EURO, AfD, PEGIDA, Corona, Ukraine, Israel und Palästina, Trump, Musk und die USA.
Meinungen prallen aufeinander. Immer schärfer. „Komm mir nicht mit Argumenten“. Demokratie wirkt oft kaum noch erstrebenswert. Denn dazu würden Kompromisse gehören. Auch in der Durchsetzung meiner eigenen Interessen.
Ist uns bewusst, was wir da tun? Mit der Schärfe unserer Diskussionen? Mit unserer Unversöhnlichkeit? Wollen wir das tatsächlich? Was würde Jesus dazu sagen?