Knapp 240 Seiten geballte soziologische, psychologische und neurologische Wissenschaft, garniert und verständlich gemacht durch zahlreiche – teils sogar mit leichtem Augenzwinkern formulierte – Einzelerzählungen, eröffnen einen scharfen Blick in die schier ungeheuren Veränderungen der Erlebniswelten der Generationen seit etwa dem Zweiten Weltkrieg. Maas beschreibt, „dass es früher viel geringere Erfahrungs- und Erlebnisunterschiede zwischen Menschen unterschiedlichen Alters gab. (…) Je schneller jedoch eine technische Entwicklung die nächste ablöst, desto schneller ereignen sich Brüche in den Erfahrungshintergründen der Menschen.“ Folge: auch das Verständnis, das vom Erlebten gespeist wird, verändert sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Unverständnis zwischen den Generationen wird immer häufiger.

So „haben viele Menschen das Gefühl, es heute niemandem mehr recht machen zu können, weil jede Seite erst einmal nur ihre eigene Ansicht für richtig hält.“ Folge: „eine Unfähigkeit, Mehrdeutigkeiten auszuhalten.“ Es entstehen Missverständnisse, Unsicherheiten, ja sogar massive Ängste. Daraus erwächst eine völlig neue Aufgabenstellung für alle Berufe und Gruppierungen, die sich mit den seelischen Befindlichkeiten ihrer Mitmenschen – am besten liebevoll – beschäftigen: „Wir müssen uns mit unserer starken Abhängigkeit von Techniken beschäftigen, die die authentische menschliche Erfahrung beeinträchtigen können. Einige Forscher befürchten, dass grundlegende menschliche Qualitäten wie Empathie, Kreativität und Spontaneität verloren gehen könnten, wenn die Technologie noch stärker in unser Leben eingreift.“

Die übermächtige digitale Ausrichtung der Jungen „bietet (zwar) das Potenzial für bedeutende Verbesserungen in Gesundheit, Lebensqualität und menschlichen Fähigkeiten, erfordert jedoch auch sorgfältige Überlegungen und Maßnahmen, um ethische, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten zu vermeiden und die positiven Auswirkungen zu maximieren.“ Ob da noch Formulierungen aus Altertum und Mittelalter hilfreich sein können?

 

Gerhard Roos