Wieder einmal legt Frank Trende mit dem Sammelband zu Heinrich von Zütphen einen wichtigen Beitrag zur Landeskunde und Historie Schleswig-Holsteins vor. Noch dazu wird das tragische Ende des ersten nachreformatorischen Märtyrers in einer Weise dargelegt, die die Geschichte von vor 500 Jahren plastisch und gut illustriert der Leserschaft nahebringt.

Heinrich, Zeitgenosse und Freund Martin Luthers, galt als Reformator Bremens und ging auf Einladung des Meldorfer Pastoren Boie von Bremen dorthin zum Predigen. Obwohl nie Bischofskirche war die Meldorfer Kirche immer schon wegen ihrer Größe als Dom in Dithmarschen bekannt. Der Landstrich war hingegen wegen seiner Marienverehrung und der freien Bauernschaft nicht gerade guter Nährboden für reformatorisches Gedankengut. Dennoch ließ sich der Studienkollege und Freund Luthers auf die Reise in sein eigenes Unglück ein. Um der Sache der Reformation willen. Von Meldorf aus wird Heinrich nach Heide gelockt, um dort unter Qualen und Folter schließlich öffentlich hingerichtet zu werden. „Für Heinrich von Zütphen gab es keinen Ausweg. Er wird verspottet und über Stunden gequält“ (34). Der 11. Dezember 1524 wurde ein dunkler Tag in der Landesgeschichte Dithmarschens und Schleswig-Holsteins.

Trende schildert hervorragend in zwei Kapiteln sowohl den historischen Tatbestand als auch die Folgen in Theologie- und Landesgeschichte der folgenden fünf Jahrhunderte. Frank Trende, im Hauptberuf in der Landesverwaltung Schleswig-Holstein tätig, hat dabei nicht nur ein Gespür für die historischen Fakten und deren „Nach-Geschichte“, die er geschickt in seinen Sammelband integriert: So schließt er Luthers Werk „Vom Bruder Heinrich, in Dithmarschen verbrannt“ wie auch das niederdeutsche Werk von Claus Harms „Den Bloodtüügn für unsern Globe, Henrik van Zütphen sin Sak, Arbeit, Linden und Tod in Dithmarschen“ und schließlich das dramatische Gedicht in fünf Aufzügen von Max ThedensHeinrich von Zütphen“ (1924)zusammen. Es wird der Sammelband mit einem Gesang in 13 Versen vom Worte Gottes aus der Feder von Heinrich von Zütphen vollendet:

Ewig dein Wort tut bleiben
wie Esaias melt,
In seinem buch thut schreiben:
ehe würd vergehn die welt
Und was Gott selber je beschuff,
solt es alles verderben,
er thet kein widerruf …“

Zudem ist dieser Sammelband sorgsam illustriert und bebildert. So wird die Zeitgeschichte und auch die Adaptionsgeschichte plastisch und auch für Nicht-Theologen ein Gewinn.

 

Ralf Diez