Humor schadet nicht. Weder in der Therapie noch in der Seelsorge mit Menschen mit und ohne Demenz. Zu dieser Erkenntnis lässt sich spätestens nach der ernsthaften Lektüre des Buches „Humor als therapeutische Ressource“ von Martin Herberg kommen.

Erste Zielgruppe des Autors sind Betreuungskräfte nach §43b SGB 11, die den Alltag von Bewohner*innen im Altenheim begleiten und die für die Aktivierung in unterschiedlichen Bereichen sorgen. Humor kann dabei „den Schwierigkeiten des Lebens mit einem Lächeln“ begegnen, wie der Autor in einer Definition von Humor beschreibt. Humor ermöglicht nonverbale Kommunikation und wirkt auf der emotionalen Ebene, die gerade im Umgang mit Menschen mit Demenz wichtig ist. Durch Humor kommt etwas Spielerisches in die Begegnung.

In Aufnahme von Gedanken von Viktor Frankl beschreibt Herberg Humor als die Fähigkeit, „sich über sich und die eigene Situation zu stellen. Er sei ein wichtiges Element im Heilungsprozess“ (18). Geht es bei Menschen mit Demenz zwar nicht um einen therapeutischen Heilungsprozess, so aber wohl darum, eine spielerische Haltung einzunehmen (19). Herberg formuliert dies nun für Menschen mit Demenz aus, indem er verschiedene Funktionen des Humors, z.B. „Humor als heiterer Konfliktregulierer“ (21), beschreibt. Ein weiteres einleitendes Kapitel erläutert auch den sich verändernden Humor von dementiell veränderten Menschen, die komplizierte Wortspiele oder Doppeldeutigkeiten im Humor schwierig verstehbar machen können.

Der Grundlegung lässt Herberg in einem zweiten Kapitel nun „Grundsätzliches zum Humoreinsatz in der Demenzbegleitung“ folgen, indem er darauf verweist, dass der Humor authentisch sein muss und durchaus auch neben dem gesprochenen Wort den gesamten Körper mit einbeziehen kann. Seinen therapeutischen Ansatz macht Herberg deutlich, indem er resümiert, dass bei allem Humor „der Kummer und die Sorgen der Bewohner:innen ernst genommen und, soweit möglich, einer Lösung zugeführt werden“ (46). Diese Grundhaltung des Ernst-Nehmens und des Eingehens auf die jeweilige Lebenswirklichkeit lässt sich auf die Seelsorge übertragen, die häufig im Alltag verankert ist, aber oft weder problem- noch lösungsorientiert ist.

Für den Umgang mit Humor bei Menschen mit Demenz ist in besonderer Weise das dritte Kapitel hilfreich, das sich mit Formen unangemessenen Humors beschäftigt. Den imperativisch formulierten Kapitelüberschriften – z.B. „Ironische Bemerkungen besser unterlassen“ (51) – folgen kurze Erläuterungen, die durchaus auch in der seelsorglichen Begegnung beachtenswert sind.

Die folgenden Kapitel sind auf die Praxis ausgerichtet, indem sie „Tipps für die humorvolle Gestaltung der Beschäftigungsangebote“ (62-104), den „Humor als Bewältigungsstrategie in Problemsituationen (105-131) darstellen und Hinweise zu einer „Humorfreundlichen Organisation“ geben.

Manche der vielen Beispiele in diesen Kapiteln empfinde ich als etwas bemüht und redundant, zumal Humor immer zwischenmenschlich, spontan und in einer konkreten Situation einen Platz finden kann – oder es eben auch nicht „passt“. Stark hingegen ist wiederum das Schlusskapitel, in dem der Autor verschiedene Aspekte des Humors zusammenfasst, ehe er in seinem Schlusssatz resümiert: Humor „ist ein wichtiger Schlüssel, wenn nicht sogar der(kursiv im Original) Schlüssel zu den Emotionen der Bewohner:innen und ihren psychischen Ressourcen.“

Ich halte das Buch von Martin Herberg für eine gute Quelle, um einmal über den Humor und seinen Platz in der Seelsorge zu reflektieren. Vieles, was hier zugespitzt auf den Umgang mit Menschen mit Demenz, den therapeutischen Kontext oder die Tätigkeit der Alltagsbegleiter*innen formuliert ist, lässt sich auf die Seelsorge übertragen. Humor schadet nicht. Auch nicht in der Arbeit von Seelsorgenden.

 

Christian Wiener