So vielfältig und bunt, wie ein (Urlaubs-)Souvenir sein kann, wollen auch meine fünf kurzen Gedanken zu dieser Marburger Dissertation des WS 2022/23 sein:

1. Die Verfasserin (seit Advent 2022 Pfarrerin in Gronau und Niederdorfelden, Kurhessen-Waldeck) kürzte sie für die Drucklegung. Gut so. Aber noch mehr: wäre nicht allen Doktorand*innen zu empfehlen, es Ulrike Bittner gleich zu tun? Diese veröffentlichte ihre wissenschaftliche Züricher Dissertation unter dem Haupttitel „Und wenn sich die Lebenssituation ändert…“ (Göttingen 2016), danach die gekürzte und billigere, einfachere und griffigere „Volksausgabe“: „Gesucht und gefunden. Wie Gemeinde zum Zuhause wird“ (2019).

2. Das regierende Hauptwort Heymanns ist Souvenir. Das zweite Titelwort Paradies spielt demgegenüber keine tragende Rolle. Nur sehr marginal ist von ihm die Rede, nie in prospektiver Hinsicht; S. 481f wirkt etwas aufgesetzt. Vor allem fehlt eine religionswissenschaftliche Anbindung. Ihr Schwerpunkt ist das Individuum, das ein Souvenir erwirbt und es in seinen Alltag integriert, ihm Bedeutung zumisst.

3. Ist Souvenir die gedankliche Mitte, um die alles kreist, so besteht die handgreifliche, materiale Mitte aus folgenden neun Souvenirs: Toms Mate, Marens Steine, Titus’ Schlüsselanhänger, Udos Magnete, Carls Weste und Aufkleber, Bettinas Fabergé-Ei, Minas Kette, Annes Möwenohrringe und Erikas Hochzeitsbluse. Diese findet man auch abgebildet und gesprächsweise qua Berichte von Interviews präsentiert. Vor allem werden dann im fünften Kapitel Souvenirs klassifiziert, in ihrer Konzeption und Funktion sowie der Bedeutung für ihre Käufer/Eigentümer untersucht. Im sechsten Kapitel erfolgen „Praktisch-theologische Souvenirerkundigungen“ (= Kapitelüberschrift), speziell ihre „Theologische Verortung … als Bewegungen des Transzendierens“ (Überschrift zu 6.6).

4. Es empfiehlt sich, Heymanns elaborierte Arbeit vom Ende her zu lesen, sprich: mit „Fazit und Weiterführung“ (469-511) zu beginnen. Denn hier findet sich das Konzentrat ihrer Arbeit. Und hier legt sie ihr Verständnis der Praktischen Theologie dar und zeichnet darin ihr Thema ein.

5. Es ist zu hoffen, dass Heymann beim jährlichen Vorbereitungstreffen der EKD-Urlaubspfarrer*innen ihre Erkenntnisse weitergeben kann und die dort Anwesenden für einen nicht unwichtigen Aspekt ihres pastoralen Dienstes dadurch sensibilisiert werden. Darüber hinaus können Gottesdienste und Andachten zum Thema Urlaub bzw. Ferien oder Reisen und/oder Spiritualität vielfältig angeregt werden.

 

Gerhard Maier