Wer sich selbst und seine Mitmenschen wachen Sinnes beobachtet, wird schnell feststellen, dass nahezu jede und jeder Persönlichkeitsanteile in sich trägt, die die eigenen inneren Überzeugungen und Vorhaben nicht selten hintertreiben und auf diese Weise mancherlei Schaden anrichten. Früher sprach man vom „inneren Schweinehund“, der als Ausdruck einer Charakterschwäche galt und deshalb zu bekämpfen war – in der Regel ohne Erfolg. Inzwischen wird dieses Phänomen weitaus differenzierter und tiefgründiger betrachtet. Ein Beispiel dafür ist das überaus lesenswerte Buch der Offenburger Diplom-Psychologin Anke Precht über „innere Saboteure“ und den schöpferischen Umgang mit ihnen.
Im Mittelpunkt der Ausführungen steht die detaillierte Beschreibung des therapeutischen Weges von der Identifikation innerer Saboteure bis hin zur heilsamen Transformation der destruktiven in gesunde Persönlichkeitsanteile (43-76). Die Methode, die Anke Precht dazu entwickelt hat, speist sich aus mehreren Quellen: Hypnose und Hypnotherapie, Ego-State-Theorie, Energetische Psychologie und der buddhistischen Achtsamkeitsarbeit (22-34). Sie ist schulenübergreifend anwendbar und kann dazu verhelfen, Blockaden in schwierigen therapeutischen Prozessen aufzulösen. Wort-für-Wort-Anleitungen, Fallbeispiele, Sonderfälle, Beschreibungen von Pannen sowie ein hilfreiches Glossar runden das Ganze ab.
Verfasst ist das durchweg gut zu lesende Buch zwar in erster Linie für Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Doch auch Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie alle an einer Innenschau ernsthaft Interessierten können daraus wertvolle Anregungen gewinnen.
Manfred Holtze