Bei Meldungen über Kirche in Büchern und Printmedien assoziiert man sofort neue Kritik an Kirchensteuer, Institution und Skandal. Wer denkt dabei an „Lieblingsort Kirche“? Genau das tun zwei Pfarrerinnen, die vor zwei Jahren in den Ruhestand gingen, und bringen damit erfrischend neue Töne in das Lied des sinkenden Schiffs Gemeinde. Sie blicken zurück auf „viele wundervolle Jahre“ als Pfarrerinnen der EKHN, und bringen damit auch Leser und Leserinnen zum Schmunzeln und Nachdenken. Es sind Alltagsgeschichten, von denen wir lesen. Es sind die Menschen, denen wir darin begegnen: schrulligen und herzlichen, trotzig unwissenden und bewundernswert engagierten Menschen, die das Pfarrerinnenleben bereicherten und beschwerten. Doch wer auch immer es war, am Ende wird jeder mit der freundlichen Geste bedacht: Es gibt eben auch so jemanden im Raum Kirche, und er wird seinen Grund haben.

Schöner kann man kaum beschreiben, wie gut es ist, dass wir in der evangelischen Kirche Pfarrerinnen haben, und was für ein Glücksfall, wenn sie in einem harmonischen Team zusammenarbeiten! Die theologischen Scharmützel der alten Pfarrherren gibt es schon lange nicht mehr, die Mischung an männlichen und weiblichen Pfarrpersonen hat der Atmosphäre und der Zusammenarbeit in der Kirche gutgetan.

Ulrike Decker-Horz und Petra Rauter-Milewski nehmen uns mit in den öffentlichen Teil der Arbeitsfelder und lassen uns an den Erfahrungen teilnehmen. Wer noch meint, Pfarrer arbeiten nur sonntags, bemerkt die Vielfalt der Arbeit; wer denkt, eine Kasualie wird aus dem Ärmel geschüttelt, dem gehen die Augen auf. Bemerkenswert neben der Großzügigkeit im Blick auf andere ist bei den Kolleginnen auch, dass sie eigene Fehler oder Fehleinschätzungen offen bekennen und sagen, wie sie umgelernt haben. Das gibt auch den Lesenden die Freiheit, ihre Vormeinung zu überdenken.

Wer wissen will, was ein Pfarrer oder eine Pfarrerin denn so tut, der findet hier eine leichtverständliche Hinführung. Seien es junge Menschen, die ein Theologiestudium in Betracht ziehen, seien es Kirchenvorsteherinnen oder Kandidaten dafür, seien es Menschen, die sich vorsichtig der Kirche wieder nähern wollen: Hier ist ein sympathischer Zugang zu finden und ein Anstoß, ob Kirche nicht auch (wieder) ein Lieblingsort werden könnte.