Unsere Perikope ist seit alters doppelt im Kirchenjahr verortet: am 1. Advent und am Palmsonntag. Bei Mt. hat sie einen engeren und einen weiteren Kontext. Einmal bestehen „zwischen 2,1-12 und 21,1-17 sehr enge Bezüge: In beiden Fällen wird Jerusalem mit der Kunde von der Ankunft des messianischen Königs konfrontiert.“ (Konradt, 323) Sodann vollzieht sich das von Jesus Mt. 20,18f angekündigte Geschehen ab 21,1ff Zug um Zug in Jerusalem. Diese mehr bibelkundlichen bzw. Mt.-theologischen Bemerkungen sind natürlich kein Predigtinhalt. Wohl aber lohnt es sich, das Augenmerk auf den König und sein Kommen zu richten.
In Sach. 9,9 wurde er als „ein Gerechter und ein Helfer“ vorhergesagt. EG 1,2 fügt Mt. 21,5 folgend die Sanftmütigkeit hinzu. Und eben diese ganz unkönigliche Qualität (die ungefähr in der Mitte der Perikope steht) könnte, ja sollte in der Predigt herausgestellt und individual- und sozialethisch aktualisiert werden (vgl.https://predigten.evangelisch.de/predigt/der-sanftmuetige-koenig-predigt-zu-matthaeus-211-11-von-ulrich-pohl). Denn Jesus ist πρας; er ist der „freundliche, niedrige, gewaltlose, friedliche König, kein gewalttätiger Zelot, sondern der Erbarmer …“ (Luz, 190; s. auch 181 und Mt. 11,29). Diese Eigenschaft ist laut Gal. 5,23 eine Gabe des Heiligen Geistes; und Jesus beglückwünscht in der Bergpredigt (Mt. 5,5) die Sanftmütigen.
Hier wird das traditionelle Bild eines starken, kraftvollen und mächtigen königlichen Herrschers, der siegreich Kriege führt und der auf einem Hengst reitet, gebrochen (vgl. Konradt, 322). Predigte doch Luther: „er kommt nicht wie die Könige der Welt … alle Menschen möchten ihren Reichtum und ihre Macht vermehren; das bedeutet aber, daß diese Lehre verachtet sein muß. Denn sie geht nicht mit Gewalt um, sondern mit Demut und Sanftmut.“
Zum Schluss eine Idee zum Predigtanfang, gefunden in meiner Witzekiste: Ein katholischer Priester ist zum ersten Mal in Rom, als das Konzil beginnt. Mitten in der Menge der Gläubigen beobachtet er die Auffahrt der Würdenträger und bestaunt deren Karossen, mit denen sie ankommen – der erste mit einem Rolls Royce, der zweite mit einem Cadillac, der dritte mit einem Mercedes. Fassungslos grübelt er vor sich hin. Und sagt sich dann: „Erstaunlich; fing es doch mit einem Esel an.“
Anmerkung:
* Luther in einer seinen mehrmaligen Predigten mit unserer Perikope; ich sah ein: D Martin Luthers Evangelien-Auslegung 2.Teil, Hg.: Erwin Mülhaupt, Göttingen ⁴1973, 688-698, und Calwer Lutherausgabe 5 (Predigten über die Christusbotschaft), München 1966, 49-54; s. auch die Kommentare von Ulrich Luz (Das Evangelium nach Matthäus 18-25 [EKK I/3], Zürich 1997) und Matthias Konradt (Das Evangelium nach Matthäus, Göttingen 2015).
Gerhard Maier