Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 3/2002
2 Kommentare zu diesem Artikel
21.03.2013
Ein Kommentar von Frank Moritz-Jauk
lieber michael,
danke für den sehr interessanten artikel - ich komme halt erst 1o jahre später dazu, ihn zu lesen.
die schlüsselstelle, wenn ich sie richtig verstanden habe, ob das blut die schuld des menschen sühnt, oder ob das blut für das leben (gottes leben) steht und die sünden des menschen bedeckt ist natürlich revolutionär.
warum darf dann allerdings nur der hohepriester das allerheiligste betreten?
mich selbst beschäftigt die frage nach der Symbolik des Blutes und Fleisches Christi. Warum bedienen wir uns in einem bedeutenden Teil unserer Gottesdienstliturgie, dem Abendmahl, einer „grauslichen“ Bildsprache um uns an unseren Erlöser zu erinnern?
Können wir mit dieser Blut und Fleisch Symbolik den heutigen, mitteleuropäischen Menschen in seiner Lebenswirklichkeit abholen?
Oder ist dies ein kanonisches Problem, das unauflöslich erscheint.
mit brüderlichem gruss
frank
26.03.2018
Ein Kommentar von Hanna Jüngling
Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Text. Ich habe mich - als Katholikin - gerade auch sehr intensiv mit der Ideologie der "Messopfertheologie" befasst, die mir immer unglaubwürdiger erscheint und folgerichtig, wie Odo Casel es beschrieb, eigentlich aus dem Denken der heidnischen Mysterienkulte stammt.
Einmal gedanklich an diesen Punkt gekommen, und entdeckend, dass auch die entsprechende Theologie des "Pascha-Mysteriums" nach dem Vaticanum II, die in der Eucharistiefeier nach der Liturgiereform 1970 Ausdruck findet, diese alte Mysterienlinie noch vertieft, kommt der große Zweifel auf, ob diese Theologie, die sich dogmatisch als unaufhebbar gesetzt hat, nicht völlig weitab von jeglichem biblischen Zusammenhang so etwas wie eine Totalverfremdung der Substitution unseres "schwindenden Lebens", dieses Verblassens des Lebens, das uns wegen unserer freiwilligen Verpflichtung auf die Sünde unweigerlich dem Tod zuführt, erzeugt hat: Einen wirklich "großen Abfall" von dem wirklichen Christus, der mit seinem Blut eines "Makellosen" und "kraft des ewigen Geistes", der in ihm ist (Hebr 9, 14) uns das Leben zurückgeschenkt hat, das in uns schwindet. Die Logik liegt nicht in einer Sühneleistung, sondern darin, dass "im Blut das Leben ist" und deshalb auch kategorisch jeglicher Blutgenuss verboten ist (auch auf dem Apostelkonzil aufgrund der Eingebung des Hl. Geistes für die Heidenchristen gültig - ein gebot, dass die RKK und auch die Ev. Kirche nicht mehr einhält, die Ostkirche dagegen schon): nur unter Verlust der Gottesnähe kann einer es wagen, Blut in "irgendeiner Weise" zu essen (Lev 17, 10). Das Blut ist die Teilhabe am Leben Gottes, am Leben überhaupt.