Ein Neandertaler im Gesangbuch

Das meistgesungene evangelische Kirchenlied ist bekanntlich „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“. Text und Melodie dieses Liedes hat Joachim Neander (1650-1680) geschrieben. Joachim Neander war in Düsseldorf Rektor einer Lateinschule. Er ist gerne und oft durch das Bergische Land im Kreise Mettmann gewandert. Dabei hat er auch gesungen. Die Echoeffekte in der Landschaft haben ihn zu einigen Liedern angeregt. Er war schon damals ein bekannter Liederdichter. So hat man die ganze Gegend dort nach ihm benannt: das Neandertal und das Neanderland.

Im Jahre 1856 wurde im Neandertal das berühmte vorgeschichtliche Menschenskelett gefunden. Der „Neandertaler“ ist also letzten Endes und tatsächlich nach dem Liederdichter von „Lobe den Herrn“ benannt. Joachim Neander war sozusagen der „erste Neandertaler“, denn vor ihm hieß das Tal ja noch nicht so. Also kann man sagen: Der Neandertaler war fromm und auch sehr musikalisch. Wer hätte ihm das zugetraut?

Die Familie Neander hieß ursprünglich „Neumann“. Sie ließ ihren Namen, wie damals vielfach üblich, ins Griechische übertragen. Neumann heißt auf griechisch Neander. Es ist schon putzig, dass ausgerechnet der älteste Mensch (oder Vormensch) sozusagen „Neumann“ heißt. „Altmann“ hätte besser gepasst.

 

Thomas Schleiff

 

Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 10/2024

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