Das ist doch eine merkwürdige Situation! Inzwischen ernten mehr Menschen in Deutschland Energie von der Sonne als Menschen aus Feld und Garten Lebensmittel ernten. Für Kartoffeln, Getreide, Obst und Gemüse wird jedes Jahr gedankt, das hat seinen festen Platz im Terminkalender in Kirche und Öffentlichkeit.
Aber wer dankt für die Ernte von Energie, insbesondere für die Sonnenernte? Dieses Erntevolumen wächst Jahr um Jahr beträchtlich. Inzwischen werden fast 60% unseres Stroms regenerativ erzeugt. Mit gut 12% Anteil an der Gesamtstromerzeugung steuert Photovoltaik ca. 50% des Stroms bei, der von Privathaushalten verbraucht wird (Privathaushalte verbrauchen etwa 25% des Stroms in Deutschland). Der meiste Solarstrom wird auf Dächern erzeugt, Millionen von Menschen sind da involviert. Warum würdigt man nicht deren Beitrag und fördert damit zugleich das Bewusstsein für die erforderliche Energiewende, die sich durch das Engagement der Millionen von Solaranlagenbetreibern vor unseren Augen vollzieht…!
Das jüngst erschienene Buch Solar-Erntedankfest will das ändern. Der Untertitel gibt weiteren Aufschluss: „Eine Handreichung zur solaren Bildung. Liturgische und andere Anregungen zur Energiewende. Mit Bildern von Lucy D’Souza-Krone“. Das Vorwort hat Prof. Dr. Klaus Töpfer (verstorben im Juni 2024) beigesteuert, der frühere Bundesumweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Dieser hat die Entwicklung und die Förderung von Photovoltaik durch das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) als Geschenk Deutschlands an die Welt bezeichnet. Die wenigsten wissen übrigens: Wer Photovoltaik einsetzt, der wandelt auf den Spuren von Nobelpreisträger Albert Einstein, der für die theoretische Erklärung des lichtelektrischen Effekts den Nobelpreis erhielt.
In dem Buch wird anschaulich dargestellt wie der Gedanke entstand, für die von der Sonne geerntete Energie zu danken, wie schon vor Jahren in einer Kirchengemeinde in Hessen dazu eingeladen wurde, Erntedank als Energie- bzw. Solarerntedankfest zu feiern, und die Anlagenbetreiber zugleich als Klimafreunde des Ortes gewürdigt wurden. Die Idee fand durch die FEST (Forschungsstätte der Evang. Studiengemeinschaft) dann ihren Weg auf eine EKD-Synode, wurde auf Kirchentagen und Katholikentagen und schließlich auch auf den Vollversammlungen des Ökumenischen Rats 2013 in Busan/Korea und 2022 in Karlsruhe vorgestellt. In dem Buch wird ferner darauf eingegangen wie Solar-Erntedank weltweit als ein Fest gefeiert werden kann, das Kulturen und Religionen verbinden und ein Baustein für eine im 21. Jh. zu entwickelnde Klimakultur sein kann.
Daran schließt sich ein Kapitel an, das u.a. folgende Punkte enthält:
▮ die Solar-Ernte in Gegenwart und Zukunft
▮ ein Exkurs zur Wirkweise von Photovoltaik
▮ Zahlen zur Solarernte in Deutschland
▮ ein Vergleich von landwirtschaftlicher Ernte und der Sonnenernte
▮ was Glaubensgemeinschaften zur Nutzung und Würdigung der Sonnenkraft beitragen können
▮ wie man die Kraft der Sonne auf Dächern der Gemeinde und kirchlichen Institutionen in fünf Schritten nutzen kann
▮ wann, wo und wie man Solar-Erntedank feiern kann
▮ eine Vorlage, mit der man die Sonnenernte und die Anlagenbetreiber als Sonnenfreunde würdigen kann.
Ein weiteres Kapitel unter der Überschrift „Sonnentage für Kinder“ bietet einen Entwurf, wie die Kraft der Sonne schon Kindern spielerisch nahegebracht werden kann samt abschließendem Familiengottesdienst.
Im liturgischen Teil werden Überlegungen und zahlreiche Textbeispiele aufgeführt, wie die Feier von Solar-Erntedank gestaltet werden kann, um unseren Dank gebührend zum Ausdruck bringen zu können. Dazu finden sich Beispiele von Hildegard von Bingen, den Kirchenvätern, der indischen Tradition, Franz von Assisi, der Iona-Kommunität aus Schottland, eigene Texte etc.
Abgerundet und veredelt wird das Buch durch Farbdrucke der Künstlerin Lucy D’Souza-Krone mit Motiven, die weitgehend aus ihrer Gemäldereihe „Kunst fürs Klima“ stammen.
Es ist wirklich an der Zeit, die Energieernte und vor allem die Solarernte zu berücksichtigen, für sie als gute Gabe Gottes zu danken und damit zugleich das Engagement von Millionen von Menschen zu würdigen: Lasst die Sonnenernte als größte Ernte nicht länger unberücksichtigt …!
Literatur:
Das Buch kann für 10,– €, zzgl. Versand, bezogen werden bei:
Andreas Krone,
Wehrbörder 14, 55599 Siefersheim, [email protected], 06703/3075381
Andreas Krone
Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 8/2024