Vor 50 Jahren starb der Praktische Theologe Ernst Lange. Seine Begeisterung für eine weltweite Kirchenbewegung, die ihre Sinne nahe am Alltag der Menschen, für die sie da ist, schärft, hat bis zur Gegenwart nichts an Bedeutung verloren – im Gegenteil, meint Gottfried Orth. An der Predigtlehre und Predigtpraxis Langes zeigt Orth auf, was kirchliches Handeln auch heute lebendig machen kann.
Von allen seinen Arbeiten haben Ernst Langes homiletische Schriften sicher die breiteste Wirkung gehabt“, hält Peter Cornehl, neben Wolfgang Grünberg ein wichtiger Wegbegleiter Ernst Langes, fest.1 Dies hängt mit der Praxisnähe seiner Predigtlehre ebenso zusammen wie mit seinen eigenen Predigten.2 Wer war dieser Mann, der mit seinen Hörer*innen über ihr Leben reden wollte?
Antimilitarismus – Ökumene – Ladenkirche
Ernst Karl Jakob Lange, geboren 1927 in München, ist von 1937-1943 ist Schüler im reformpädagogischen Landschulheim Schondorf am Ammersee. Nach den Nazigesetzen galt er als „Mischling ersten Grades“, deshalb muss der begabte Schüler die Schule verlassen. In Berlin macht er eine Lehre als Feinoptiker, überlebt den Krieg und macht 1946 Abitur nach dem Besuch eines „Sonderkurses zur Erlangung der Reife für rassisch Verfolgte“.
Lange studiert Theologie. 1947 heiraten er und Beate Heilmann. Sie ist die Tochter des in Buchenwald ermordeten SPD-Fraktionsvorsitzenden im Preußischen Landtag, Ernst Heilmann. Seit 1946 sind Ernst Lange und Beate Heilmann Mitglieder in der SPD. Ernst Lange verfasst Laienspiele; das erste erscheint 1951: „Ein frommer Fehlschlag“. 1954 ist er Jugenddelegierter auf der 2. Vollversammlung des Ökumenischen Rates in Evanston bei Chicago. 1955 tritt der 27-Jährige in die politische Öffentlichkeit mit einer Rede in der Frankfurter Paulskirche: „Wir sagen Nein zu den Pariser Verträgen“ und der damit verbundenen Wiederbewaffnung. 1954-1959 ist er Lektor des Burckhardthaus Verlages in Gelnhausen. Inzwischen haben die Langes vier Kinder.
1959 richtet er als Pfarrer mit seinem Freund und Kollegen Alfred Butenuth in Berlin-Spandau die „Ladenkirche“ am Brunsbüttler Damm ein, dieses wohl berühmteste Projekt der Kirchenreformbewegung in Deutschland. Dabei geht es ihm mehr um den Ort – der Laden zwischen den Häusern der Straße – als um die Kirche. Wenig später – und neben dem Pfarramt – wird er Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin, dazu Studentenpfarrer. 1965 muss er die Professur aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. 1968-1970 wird er Beigeordneter Generalsekretär und Direktor der Abteilung für ökumenische Aktivitäten im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf. 1968 erscheint das Büchlein „Die verbesserliche Welt – Möglichkeiten christlicher Rede, erprobt an der Geschichte des Propheten Jona“. Im gleichen Jahr erscheint der erste Band der „Predigtstudien“, die wichtigste Publikation im evangelischen Predigtwesen nach dem Zweiten Weltkrieg, deren zwei Bände noch immer jährlich erscheinen.
1970 tritt Lange von seinen Ämtern in Genf zurück. Er veröffentlicht sein wichtigstes Buch: „Die ökumenische Utopie oder Was bewegt die ökumenische Bewegung“. Es ist das faszinierende Werk eines kritischen Liebhabers der ökumenischen Bewegung, eines ökumenischen Visionärs. 1972 wird Ernst Lange Oberkirchenrat in der Kirchenkanzlei der EKD. 1974 nimmt er sich das Leben.
Pädagogik der Hoffnung
Ernst Lange arbeitete an einer politischen Theologie und Pädagogik der Hoffnung; „die verbesserliche Welt“ war sein Thema in seinen Laienspielen und Predigten, der Ökumene und der Erwachsenenbildung. Es gilt, die biblischen Verheißungen mit der Wirklichkeit zu „ver-sprechen“; so werden Bibel und Christentum zur Einweisung in die Welt. Und dabei sorgte er sich um die Kirchen, die „die biblische Verheißung im Kampf um ihren eigenen Bestand verbrauchen“. Sendung in die Welt, die Mitgestaltung des bewohnten Erdkreises, darauf kam es ihm an, denn er war sich einig mit Franz Rosenzweig, der darum wusste: „Gott hat nicht die Religion geschaffen, sondern die Welt“. Dazu passt, was Alfred Butenuth als „Erfahrung“ berichtet: „Je länger ich Ernst Lange kenne, umso mehr habe ich den Eindruck, dass er selbst, aber auch unsere Freundschaft und unsere gemeinsame Arbeit politisch bestimmt sind: politisch sind jedenfalls Motive und die Ziele.“ Das Paradies könnte heute sein …3
Ernst Langes Predigten, die immer Auslegungen biblischer Texte sind, erzählen fantastische Geschichten „der großen Erzählung“4 zwischen Schöpfung und Neuschöpfung, zwischen den ersten und den neuen Menschen5 – hart an der Realität und im Gespräch mit seinen Hörer*innen. Ohne die Praxis der Ladenkirche, die kein kirchlicher Ortsverein sein wollte, sondern eine ökumenische Filiale der Weltchristenheit, sind weder die Predigten noch die homiletischen Schriften Langes denkbar. Dort, wo die Welt verbesserlich erschien, war „die Gemeinde an der Erarbeitung und Auswertung der Predigt für den sonntäglichen Gottesdienst in mehrfacher Hinsicht beteiligt“6.
Kommunikation des Evangeliums
So wollen Langes Predigten „nicht nur individuelle Aussage, sondern Momente in einem korporativen Verstehensprozess“7 sein. Dieser Moment der Kooperation in der Berliner Gemeinde sollte sich dann in den „Predigtstudien“ in anderer Weise wieder zeigen: Auch sie basieren auf Kommunikationsprozessen für die Kommunikation des Evangeliums in der Gemeinde.
Dabei knüpft Lange in seiner Predigttheorie an die berühmte Aufgabenbeschreibung Karl Barths aus dem Jahre 1922 in seinem Vortrag „Das Wort Gottes als Aufgabe der Theologie“ an8: „Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen beides, unser Sollen und unser Nicht-Können, wissen und eben damit Gott die Ehre geben.“9 Ernst Lange formuliert dies anders und doch in parallelem Gedankengang: „Die Kommunikationsbemühung der Predigt geschieht unter der Verheißung, dass sich ‚in, mit und unter‘ der Verständigung von Menschen hinsichtlich der Relevanz der biblischen Tradition für die gegenwärtige Situation der dreieinige Gott, der in dieser bezeugt ist, selbst erweist und in der Weise selbst mitteilt und durchsetzt, dass er sich in den Hörenden Glauben verschafft, sie zum Gehorsam des Glaubens in Liebe und Hoffnung ermächtigt und so die diakonia tou Christou an der Welt und in der Welt weiterführt. Diese Verheißung erfüllt sich, ubi et quando visum est Deo, das heißt, der Prediger verfügt nicht über ihre Erfüllung. Der Auftrag der Predigt hingegen, für den die predigende Kirche voll verantwortlich ist, liegt ganz und gar im Bereich zwischenmenschlicher Verständigung.“10
Predigt als „Resonanzgeschehen“
Die von mir behauptete Nähe von Ernst Lange und Karl Barth spricht Lange selbst in einer Predigt aus dem Jahr 1965 an, in der er seinen Traum von Kirche erzählte und resümiert: „Man kann diesen Traum mit Barth und Barmen träumen, so wie ich es wohl tue.“11 Was Karl Barth und Ernst Lange theologisch für die Predigt zu beschreiben suchen, fasste Hartmut Rosa kürzlich in den Begriff der Resonanz, den er durch vier „Momente“ beschreibt: „Das erste ist die Affizierung, vielleicht kann man sogar sagen: die Anrufung. Etwas ruft mich an, bringt mich zum Auf-hören, und deshalb muss dieses Etwas, kann es nicht einfach das sein, was ich schon immer gedacht habe. Es kommt hier ein transgressives Moment ins Spiel. … Das zweite Moment von Resonanz, die Selbstwirksamkeit. Das, was ich tue, tritt mit diesem Anderen in eine Art von Verbindung. Verbundenheit ist ein wichtiges Moment, und die Grundform von Resonanz heißt für mich Hören und Antworten. … Der Moment der Lebendigkeit ist genau der, an dem ich nicht nur angerufen werde, sondern plötzlich feststelle: Ich kann mit dieser Stimme, die mich da erreicht, … etwas machen. … Wo es uns gelingt, selbstwirksam auf eine Berührung zu reagieren, stellt sich das dritte Moment der Resonanz ein: das Moment der Transformation. Da, wo Resonanz zustande kommt, wo ich wirklich aufhöre und mich mit dem, was mich erreicht, verbinde, verwandle ich mich, komme ich in eine andere Stimmung und auf andere Gedanken. Ich fange an, die Welt anders zu sehen und anders zu denken. … Das vierte Moment der Resonanzbeziehung ist ihre Unverfügbarkeit: Man kann sie nicht herstellen, kaufen oder erzwingen. … Zur Unverfügbarkeit der Resonanz gehört ihre Ergebnisoffenheit.“12
Hier kann (!) Neues geschehen. Hannah Arendt beschreibt es mit einem Wunder, mit dem Stichwort der Natalität, dessen Reichtum an theologischen Assoziationen ich hier nicht entfalte, sondern ich zitiere sie lediglich: „Das Wunder, das den Lauf der Welt und den Gang menschlicher Dinge immer wieder unterbricht und vor dem Verderben rettet, das als Keim in ihm sitzt und als ‚Gesetz‘ seine Bewegung bestimmt, ist schließlich die Tatsache der Natalität, das Geborensein, welches die ontologische Voraussetzung dafür ist, dass es so etwas wie Handeln überhaupt geben kann. … Das ‚Wunder‘ besteht darin, dass überhaupt Menschen geboren werden und mit ihnen der Neuanfang, den sie handelnd verwirklichen können kraft ihres Geborenseins. Nur wo diese Seite des Handelns voll erfahren ist, kann es so etwas geben wie ‚Glaube und Hoffnung‘, also jene beiden wesentlichen Merkmale menschlicher Existenz, von denen die Griechen kaum etwas wussten.“13
Neue Erzählung alter Geschichten
Versteht Ernst Lange Prediger*innen mit Kornelis H. Miskotte14 als Interpret“innen und Zeug*innen15 und ist die Predigt „bezeugende Interpretation der biblischen Überlieferung“16, dann „ist der Prediger Anwalt der Hörergemeinde in ihrer jeweiligen Lage und Anwalt der Überlieferung in der besonderen Gestalt des Textes“17: Predigen heißt in der aktuellen Situation den Text, der in einer anderen aktuellen Situation Geltung erfahren hat, erneut zur Geltung zu bringen. Es geht um Über-Setzung, um die neuen Erzählungen der alten Geschichten. So sprechen Prediger*innen nicht den Text einfach nach, sondern sagen „sein/ihr eigenes ‚neues Wort‘“18. Dieses neue Wort erfordert die Partizipation und Präsenz derer, die predigen, am Leben derer, die die Predigt hören und an der „homiletischen Großwetterlage“. Deshalb gilt für Ernst Lange: „Die Kirche kann heute nur reden, wie sie reden soll, wenn sie zunächst mit sich reden lässt. … Der Verlust an Präsenz ist verbunden mit einem Verlust an Kompetenz.“19
Hier erweist sich Lange als „Schüler“ Bonhoeffers, für den entscheidend war: „Das Wort der Kirche an die Welt muss aus der tiefsten Kenntnis der Welt dieselbe in ihrer ganzen gegenwärtigen Wirklichkeit betreffen, wenn es vollmächtig sein will. Die Kirche muss hier und jetzt aus der Kenntnis der Sache heraus in konkretester Weise das Wort Gottes, das Wort der Vollmacht sagen können, oder sie sagt etwas anderes, Menschliches, ein Wort der Ohnmacht. … Gott ist uns ‚immer‘ gerade ‚heute‘ Gott.“20 Nur wenn Prediger*innen am „Heute“ partizipieren, können Sie heute von Gott reden.
Die „Revolution des Lebens“
Diese Rede von Gott ist verheißungsvoll: Karl Barth hält in seinem „Tambacher Vortrag“ mit dem Titel „Der Christ in der Gesellschaft“ fest, dass „das Leben nicht nur nach den eigenen Gesetzen seiner Logik und Mechanik geht“, „sondern mindestens mitbestimmt ist durch einen anderen Faktor voll Verheißung“: „Es ist die Revolution des Lebens gegen die es umklammernden Mächte des Todes, in der wir begriffen sind.“21 Und weiter: „Wir glauben also darum an einen Sinn, der einmal gewordenen Verhältnissen innewohnt, aber auch an Evolution und Revolution, an Reform und Erneuerung der Verhältnisse, an die Möglichkeit von Genossenschaft und Bruderschaft auf der Erde und unter dem Himmel, weil wir noch ganz anderer Dinge warten, nämlich eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Wir setzen darum unsere Kraft ein zur Erledigung nächstliegender banalster Geschäfte und Aufgaben, aber auch für eine neue Schweiz und ein neues Deutschland, weil wir des neuen Jerusalem, das von Gott aus dem Himmel herabfährt, gewärtig sind. Wir haben darum den Mut, in diesem Äon Schranken, Fesseln und Unvollkommenheiten zu ertragen, aber auch nicht zu ertragen, sondern zu zerbrechen, weil wir ertragend oder nicht ertragend den neuen Äon meinen, in welchem der letzte Feind, der Tod, das Beschränkende schlechthin, aufgehoben wird. Wir haben darum die Freiheit, mit Gott naiv oder mit Gott kritisch zu sein, weil uns so oder so der Ausblick offen ist auf den Tag Jesu Christi, da Gott alles in allem sein wird. Immer von oben nach unten, nur nie umgekehrt, wenn wir uns selber recht verstehen wollen.“22
Und Ernst Lange wird nicht müde, immer wieder zu erzählenden Beispiele aufzurufen für „die Revolution des Lebens gegen die es umklammernden Mächte des Todes, in der wir begriffen sind“; es sind Namen und ihre Assoziationen und vor allem ihre politische, gesellschaftliche und kirchliche Praxis:
▮ Martin Luther King und Mahatma Gandhi und die Gewaltlosigkeit als Zeichen der Welt von Morgen,
▮ Che Guevaras „Seien wir realistisch, verlangen wir das Unmögliche“,
▮ Helder Camara und die befreiungstheologischen Basisgemeinden in Lateinamerika,
▮ Tullio Vinays Formel „mors mea vita tua“
▮ und viele andere, die Jesu „Liebeslogik“ folgten und deren Geschichten zu erzählen sind.
„Mein Thema ist mein Hörer“
Ein „Heute“, zu dem Ernst Lange die fantastische Geschichte, wie aus Auschwitz Bethel wurde, predigte, war 1967, das Jahr, in dem Benno Ohnesorg von dem Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen wurde. Der Traum einer anderen Welt schien den einen möglich, andere fürchteten ihn. Und in dieser Situation hält Ernst Lange seine Jona-Predigten, veröffentlicht unter dem Titel: „Die verbesserliche Welt“. Die rhetorische Frage Barths „Was kann der Christ in der Gesellschaft anderes tun, als dem Tun Gottes aufmerksam zu folgen?“23 findet in diesen Predigten ihre Antwort und Entsprechung: Wenn „Gott eben ‚immer‘ gerade ‚heute‘ Gott, ist“24, dann gilt: „Der Text ist authentisches Zeugnis von einem Vorgang, um dessen Wiederholung sich die Predigt zu bemühen hat: vom Relevantwerden der Christusverheißung für eine bestimmte Situation. Und indem der Prediger diesem Vorgang mit historisch-kritischen Mitteln ‚nachgeht‘, sieht und versteht er das Evangelium in actu, die Verheißung im glaubenerweckenden Angriff auf das Dasein konkreter Menschen. … Denn der eigentliche Gegenstand christlicher Rede ist eben nicht ein biblischer Text oder ein anderes Dokument aus der Geschichte des Glaubens, sondern nichts anderes als die alltägliche Wirklichkeit des Hörers selbst im Lichte der Verheißung.“25
Lange sucht diese alltägliche Wirklichkeit ähnlich zu verstehen und zu gestalten wie Jesus in seinen Gleichnissen: „Jesus nimmt das Kommende für das Heute in Anspruch. … Und so entstehen zum Beispiel die Gleichnisse: Alltag, der plötzlich Reich Gottes abbildet, Sprache, die den kommenden Frieden mitteilt, weil sie im Vertrauen auf das Kommende, in der liebenden Vorwegnahme des Kommenden gebraucht wird;“26 aus Auschwitz kann Bethel werden – und deshalb: „Predigen heißt: Ich rede mit dem Hörer über sein Leben. Ich rede mit ihm über seine Erfahrungen und Anschauungen, seine Hoffnungen und Enttäuschungen, seine Erfolge und sein Schicksal. Ich rede mit ihm über seine Welt und seine Verantwortung in dieser Welt, über die Bedrohungen und die Chancen seines Daseins. Er, der Hörer, ist mein Thema, nichts anderes; freilich: er, der Hörer vor Gott. Aber das fügt nichts hinzu zur Wirklichkeit seines Lebens, die mein Thema ist, deckt vielmehr die eigentliche Wahrheit dieser Wirklichkeit auf. Und diese Wahrheit lässt sich nicht ‚an und für sich‘ zum Thema machen, sondern nur als Wahrheit dieser Wirklichkeit, als diese Wirklichkeit richtend und rettend, befreiend und beanspruchend. Es bleibt dabei: mein Thema ist mein Hörer.“27
Der Traum von einer anderen Welt
Die Menschwerdung Jesu – Gott in Jesus Christus – verweist Lange an die Wirklichkeit und damit an den Hörer, denn: „Jesus ist ja der Mensch, der in seinem ‚Jetzt!‘ Gott und die Wirklichkeit miteinander versprochen hat: In der Realität ist Gott im Kommen. … In Christus ist die Wirklichkeit mit Gott versprochen“28. Dem haben Prediger*innen nachzudenken, das haben sie gerade heute (!) nachzusprechen.
Und Menschwerdung – „das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh. 1,14) – bedeutet für Lange: „Jesus ist kein Einzelgänger. Seine Liebeslogik ist die Logik der Mütter, der Großmütter, der in die Kinder verliebten Volksschullehrer, der Kings, Gandhis, Guevaras, Camaras. Er ist nicht anders als wir, er ist nur sehr viel konsequenter ‚wir‘ als wir. Er ist das, was wir sind, was wir zu sein versprechen in unseren besten Augenblicken. … Jesus ist uns ähnlicher, als wir uns selbst sind. Er nimmt uns bei unseren besten Möglichkeiten. Darum ist er so vertrauenswürdig: er macht uns Mut zu uns selbst, so wie Gott sich uns vorgenommen und also wie Gott uns angelegt hat.“29
Und das soll auch geschehen in Ninive, die Niniviten bei ihren „besten Möglichkeiten“ nehmen und es „geschieht etwas von Gott her, ein Wunder vor unseren Augen. Eine der Art nach neue Möglichkeit und Wirklichkeit tut sich dem Menschen auf“30: „aus Auschwitz kann Bethel werden“, weil es eine „Vorgeschichte der Treue Gottes“ zu erzählen gibt, weil Ninive Buße tat, Gott Reue zeigte31, weil die mit Bethel eröffnete Zukunft „immer schon eine begonnene Zukunft war“32. „Rechnet mit dem Wunder, betet, arbeitet, leidet für dieses Wunder. Das ist die Zumutung dieses Textes. … Mit religiösen Fragen hat das wenig zu tun, es sei denn, man verstünde unter Religion endlich wieder die Energie der Menschlichkeit des Menschen. Erweckungsbewegung in Ninive. Gemeint ist: aus Auschwitz wird Bethel.“33
Die Treue Gottes gegen die Treulosigkeit des Menschen
Die rhetorische Frage Barths, „was der Christ in der Gesellschaft anderes tun kann, als dem Tun Gottes aufmerksam zu folgen“, wird bei Ernst Lange 45 Jahre nach dem Tambacher Vortrag zur Anfechtung, zu einer echten Frage: „Aber was, um Gottes Willen, wird aus dem Volk Gottes, wenn es nicht mehr an Wunder glaubt?“ Und Lange fährt fort: „Schärfer gefragt: Was wird denn aus Gott und aus der Welt? Wenn das Volk Gottes nicht mehr an Wunder glauben will, wird Gott eigentümlich hilflos. Seine Buße bekommt in der Welt nicht Hand noch Fuß, bewirkt also auch nicht die Buße Ninives, wenn das Volk seinen Wunderglauben verliert und also auch nicht mehr als Assistent, als Helfershelfer, als Ansager des Wunders aufzutreten vermag. Gottes überraschender Entschluss, Ninive zu retten, kann dann im Sande verlaufen, im Sande unseres Unglaubens. … Es ist eine Frage auf Leben und Tod für Gott und die Welt. Wenn wir uns das Wunder nicht mehr denken können, kann Gott es nicht tun. Er kommt an das Herz der Niniviten nur heran durch die Augen und Ohren der Niniviten. Und an die Augen und Ohren der Niniviten kommt er nur heran durch unsere Worte und unser Verhalten. Unsere Worte und unser Verhalten hängen aber an dem, was in unseren Herzen lebendig ist. Wenn da nichts mehr lebt an Hoffnung für Ninive, wie sollten wir Ninive dann noch Hoffnung machen können? Dann wird also Ninive-Auschwitz keine Hoffnung schöpfen können. Und es wird dort alles beim Alten bleiben.“
Wenn nicht, ja wenn nicht von Gottes Treue zu erzählen wäre, die wider alle Treulosigkeit seines Volkes Bestand hätte: „Gott zieht an Mose vorüber und ruft sein Geheimnis aus: ‚Jahve, Jahve, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Güte und Treue, – der da bleibt bei seiner Zuwendung auf tausend Generationen und vergibt Missetat, Sünde und Übertretung.‘ Damit ist das innerste Geheimnis des Gottesbundes heraus. Er ist unzerstörbar, weil Gottes Treue unzerstörbar ist.“34
Diese wie alle mir bekannten Predigten Langes wollen uns hineinnehmen in die Treue Gottes, heraus aus dem „Logos der Gesellschaft“ und hinein in die „Logik Gottes“, um „unserer Zeit ihren Sinn in Gott zu geben“35. In den Worten Langes: Die Situation der Anfechtung soll „ver-sprochen“ werden mit der Situation der Verheißung.
Doppelperspektive
Langes Predigten sehen die Situation des Hörers in einer doppelten Weise: Zum einen thematisieren sie die Situation des Hörers „hart an der Realität, hart an der alltäglichen Wirklichkeit seines Lebens“, die als Anfechtung des Glaubens erfahren wird; und zum andern sehen sie genau diese Realität als diejenige, auf die sich die Verheißung bezieht: In der Situation ergeht der ‚Anruf‘, der den Hörer und die Hörerin auf-hören lassen kann.36 Solches Hören der Anrufung und solches Auf-hören gelingt ubi et quando visum est Deo, das heißt, der Prediger verfügt nicht über die den Glauben entfaltende Kraft weder der biblischen Texte noch seiner Predigt.37
„Der Auftrag der Predigt hingegen, für den die predigende Kirche voll verantwortlich ist, liegt ganz und gar im Bereich zwischenmenschlicher Verständigung.“38 Die systematisch-theologische Frage, was die Predigt ist und sein kann, gehört, da ist sich Lange sicher, in die Prolegomena der Praktischen Theologie und darf die andere Frage, „wie man eine Predigt mache, besser, was man tue, wenn man predige, und wie man es verantwortlich tun könne, nicht relativieren und als ‚Kinderspiel‘, als bloß technisches Problem abqualifizieren, sondern sie muss sie als selbständige Frage ermöglichen und begründen und dann freilich auch begrenzen.“39
Mit diesen Formulierungen leistet Ernst Lange eine präzise Zuordnung der Aufgaben von systematischer und praktischer Theologie, ohne die eine gegen die andere ab- oder aufzuwerten. Für die Gemeinde am Brunsbüttler Damm war es „immer eine Lebensfrage, über Predigt und Gottesdienst theologisch nachzudenken“40. Aus dieser Arbeit und Langes Engagement als Professor an der Kirchlichen Hochschule in Berlin entstand seine Predigtpraxis und in deren Kontext und im Anschluss daran seine homiletischen Überlegungen. Dabei war er sich mit Helmut Gollwitzer einig, „dass die Predigtarbeit in der Regel vor der Exegese beginnt: Sonntags nach dem Gottesdienst den Text für die kommende Woche in deutscher Übersetzung – wie ein Gemeindeglied – aufmerksam lesen und sich einprägen, die Woche über in den Widerfahrnissen des Alltags auf ihn hören, dann donnerstags oder freitags exegesieren.“41 D.h. „aller methodischen Erschließung geht etwas Existentielles voraus, eine Haltung vorbehaltloser Partizipation, vorbehaltloser Teilhabe am Geschick des Hörers, die durch homiletische Technik auf keine Weise zu ersetzen ist.“42
Primat der Praxis
Den Primat der Praxis betont Lange auch in seinen Überlegungen zur Predigt: Aus der Partizipation am Leben der Hörer erwächst die Vorbereitung der Predigt. Dabei weiß sich Lange mit Gollwitzer einig darin, dass „das isolierte Individuum, an das sich manche Predigt richtet, eine eigens für solche Predigt zurechtgemachte Fiktion ist. Wir wirklichen Hörer sind mit jedem Atemzug mit der ganzen Gesellschaft verbunden. Alle unsere Beziehungen werden von der Botschaft getroffen: Produktion und Konsumtion, Gelderwerb und Geldverwendung, Aktie und Lohn, Pädagogik und Sexualität.“43 So entsteht die Predigt aus einem gemeinsamen Lebenszusammenhang und dem darin stattfindenden Gespräch und ist selbst „ernstzunehmen und wahrzunehmen als die Eröffnung eines Gesprächs“44.
Aus dieser nicht lediglich gottesdienstlichen und homiletischen, sondern ebenso gesellschaftlichen und politischen Praxis und ihren theoretischen Reflexionen entstand Langes Vorschlag für ein „neues“ homiletisches Verfahren, das sich in den Predigtstudien spiegelt. 1968 erschien ihr erster Band und er beginnt mit einem „Brief an einen Prediger“: „Lieber Freund, am kommenden Sonntag werden wir wieder zu predigen haben. Was hilft uns dabei?“45 Die Predigtstudien, deren Konzeption Lange in einem Kreis mit Kolleg*innen erarbeitet hatte46, wollen bis heute „Hilfe zur Selbsthilfe … auf der Suche nach einem wirklichkeitsgerechten Predigtverständnis und nach einem praxisnahen Verfahren für die Predigtarbeit“ sein.47
In acht Schritte in zwei Abteilungen ist der Kommunikationsprozess jeder Predigtstudie unterteilt, deren Sammlung so etwas wie eine praktische Homiletik in actu verdeutlicht; „dabei geht der Referent A immer vom Bibeltext aus, der Referent B von der homiletischen Situation. B hat für seine Ausarbeitung das Manuskript von A jeweils vorliegen gehabt“48. Das Ziel ist, dass sich Bibeltext und Situation, Verheißung und Wirklichkeit einander versprechen – immer wieder neu ausgehend von der Treue Gottes zu den Menschen, zu seiner ganzen Schöpfung. In den acht Schritten jeder Predigtstudie geht es um die „Kommunikation des Evangeliums“, wobei Prediger*innen erste Hörer*innen des Textes sind, um dann wieder zu den erwarteten Hörer*innen ihrer Predigt zurückzukehren.
Kein folgenloses Gerede von Gott
In seinen Predigten und seinen Überlegungen zur Predigtlehre war Ernst Lange in einem weiteren Punkt mit Helmut Gollwitzer einig. Gollwitzer schreibt: „Das Totsagen Gottes geschieht nicht nur auf atheistische Weise. Noch wirksamer geschieht es im Totreden Gottes überall da, wo die Rede von Gott folgenloses Gerede ist. Wo hat das seine Grenze? Wo hat das Reden vom lebendigen Gott – vom schöpferischen Quell des Lebens, vom sterbenden und auferweckten Bruder des Menschen, vom neu schaffenden, Vereinigung wirkenden Geist – die ihm entsprechenden Folgen, also die revolutionären, sowohl individuell wie politisch-sozial? Die Frage, auf jeden selbst angewandt, verschlägt einem die häufig beliebte Kritik an den Kirchen und den Frommen, aber sie kann deshalb doch nicht unterlassen werden. Das folgenlose Gerede von Gott und das hinsichtlich der Folgen ahnungslose Totsagen Gottes arbeiten sich in die Hände. Nur Lebensfolgen, nur darauffolgende Lebenszeichen können christliche Rede von Gott verifizieren.“49
In den 1960er Jahren beschrieb Gollwitzers Freund Gustav Heinemann, der spätere Bundespräsident, „unsere abendländische Ideologie“ in drei Sätzen: „Sieht man wirklich nicht, dass die dominierende Weltanschauung unter uns nur aus drei Sätzen besteht: Viel verdienen, – Soldaten, die das verteidigen, – und Kirchen, die beides segnen?“50. Vielleicht ist die vielberedete „Predigtnot“ ja gar keine Predigtnot, sondern eine lange andauernde Handlungsnot, dass die real existierende Kirchen Schalom predigen und dies „folgenloses Gerede“ bleibt. Dabei freilich „verbraucht sich dann die biblische Verheißung im Kampf der Kirchen um ihren Bestand“ (Ernst Lange). Als ein jüngstes deutliches Beispiel sehe ich das Ökumene-Papier der evangelischen und katholischen Kirchen vom März diesen Jahres, das beispielsweise den konziliaren Prozess (40 Jahre seit Vancouver 1983) oder die ökumenischen Versammlungen in der DDR, der BRD und in Basel (35 Jahre seit 1989) weder würdigt noch erwähnt – es geht um die kleine katholisch-evangelische Ökumene und deren institutionelle Bestandswahrung. So werden Kirchen „zu kirchlichen Ortsvereinen“: „sie bewahren die Asche, anstatt das Feuer der Tradition anzufachen“51.
Anmerkungen
1 P. Cornehl, Nachwort. In: E. Lange, Chancen des Alltags. München 1984. 346-357, Zitat S. 346.
2 Titel aus den letzten 30 Jahren verweisen auf Schwerpunkte der noch jungen Rezeptionsgeschichte der Schriften dieses „Klassikers der protestantischen Predigtlehre“ (Vgl. Chr. Albrecht/M. Weeber (Hg.), Klassiker der protestantischen Predigtlehre, Tübingen 2002). Vgl. F. Krotz, Im Lichte der Verheißung. Die homiletische Theorie Ernst Langes. In: WuPiKuG 69. Jg. 1980, 14-25; R. Bohren, Die Differenz zwischen Meinen und Sagen. Anmerkungen zu Ernst Lange, Predigen als Beruf. In: Pastoraltheologie 70. Jg. 1981. 416-430; P. Krusche, Die Schwierigkeit, Ernst Lange zu verstehen. In: ebd., 431-441; K.-P. Jörns, Der Gang in die Wüste als Weg zur Predigt. In: Evang. Theologie 42. Jg. 1982, 389-403; J. v. d. Laan, Die Predigt als ‚neues Wort‘. In: Berliner Theologische Zeitschrift 9. Jg. 1992, 202-216; J. Hermelink, Der „Ernstfall des Glaubens“ als Kriterium der Predigt: Ernst Lange. In: ders., Die homiletische Situation. Göttingen 1992, 156-221; V. Drehsen, Predigtlegitimation im homiletischen Verfahren: Ernst Lange. In: Chr. Albrecht/M. Weeber (Hg.), a.a.O., 225-246; M. Bröking-Bortfeld. Kreuz der Wirklichkeit und Horizonte der Hoffnung, Stuttgart 2004; A. Grözinger, „Ich rede mit dem Hörer über sein Leben“. In: ders., Homiletik. Lehrbuch Praktische Theologie, Bd. 2, Gütersloh 2008, 70-74.
3 Dieses von mir gekürzte Bild seines Lehrers zeichnete der württembergische Pfarrer Georg Friedrich Pfäfflin, der bei Ernst Lange an der Kirchlichen Hochschule Berlin studierte.
4 Vgl. T. Veerkamp, Die Welt anders. Politische Geschichte der großen Erzählung, Berlin 2016.
5 Vgl. E. Lange, Dem Leben trauen – Andachten und Predigten. Hg. v. M. Bröking-Bortfeldt, 2. überarbeitete Aufl. Rothenburg 2002. Vgl. weiter die „biblische Theologie in nuce, deren Mitte die Darstellung der Verkündigung und Praxis Jesu ist“ (P. Cornehl, a.a.O., 347f), in: E. Lange, Chancen des Alltags, München 1984, 66-109.
6 E. Lange, Die verbesserliche Welt, Stuttgart 1968, 5.
7 Ebd.
8 Ich argumentiere hier gegen den Mainstream der Rezeption Ernst Langes, die mit R. Bohren, a.a.O., begonnen hatte.
9 K. Barth, Das Wort Gottes und die Theologie, München 1925, 158.
10 E. Lange, Chancen des Alltags, a.a.O., 323f.
11 E. Lange, Man hat die Schafe nicht wegen der Weide. Predigt zu Matthäus 21, 12-17, 16. Mai 1965. In: G.F. Pfäfflin/H. Ruppel, Ernst Lange Lesebuch, a.a.O., 147-156, Zitat S. 151.
12 H. Rosa, Demokratie braucht Religion. Über ein eigentümliches Resonanzverhältnis, München 2023, 58-65 i. A. Die Parallele zu Rosa legt sich auch deshalb nahe, da er selbst davon ausgeht, „dass das gesamte religiöse Denken … auf die Idee und Vergegenwärtigung von Resonanzverhältnissen hin angelegt“ ist (68).
13 H. Arendt, Vita activa oder vom tätigen Leben, München 2010, 15 und 243.
14 K.-H. Miskotte, Wenn die Götter schweigen, München 1963, 91.
15 E. Lange, Predigen als Beruf, München 1982, 112.
16 A.a.O., 49.
17 A.a.O., 30.
18 A.a.O., 51.
19 A.a.O., 126.
20 D. Bonhoeffer, Zur theologischen Begründung der Weltbundarbeit. In: DBW 11, Gütersloh 1994, 327-344, Zitat S. 332.
21 K. Barth, Der Christ in der Gesellschaft. In: ders., Das Wort Gottes und die Theologie, a.a.O., 33-69, Zitate S. 33 und 45.
22 A.a.O., 67.
23 A.a.O., 69.
24 D. Bonhoeffer, DBW 11, a.a.O.
25 E. Lange, Zur Aufgabe christlicher Rede. In: E. Lange, Die verbesserliche Welt, a.a.O., 78-94, Zitate S. 90f und 84.
26 E. Lange, Wille zum Dienst. In: G. Orth (Hg.), Agape – unsere ersten 40 Jahre, Rothenburg 1991, 131-141, Zitat S. 138.
27 E. Lange, Zur Aufgabe christlicher Rede, a.a.O., 84f. Kursiv im Text.
28 E. Lange, Chancen des Alltags, a.a.O., 116.
29 E. Lange, Zaungast des Glücks. Lukas 19, 1-10. In: E. Lange u.a. (Hg.), Predigtstudien V/2, Stuttgart/Berlin 1971, 125-128, Zitat S. 128.
30 K. Barth, Das Wort Gottes und die Theologie, a.a.O., 43.
31 E. Lange, Die verbesserliche Welt: „Ninive wäre unverbesserlich, wenn – lassen sie es mich um der Klarheit willen so anstößig wie möglich ausdrücken – Gott unverbesserlich wäre. Die Buße Ninives wäre eine sinnlose, menschenverführende Utopie, wenn es nicht die Buße Gottes gäbe.“ (37; vgl. Jona 3,10)
32 E. Lange, Der Wille zum Dienst, a.a.O., 139.
33 E. Lange, Die verbesserliche Welt, a.a.O., 36f.
34 A.a.O., 38, 46, 48.
35 K. Barth, Das Wort Gottes und die Theologie, a.a.O., 48. Vgl. zum „Logos der Gesellschaft“ und der „Logik Gottes“ F.-W. Marquardts Analyse des Tambacher Vortrags in: F.-W. Marquardt, Theologie und Sozialismus. Das Beispiel Karl Barth, München/Mainz 1972, 202-207.
36 Vgl. dazu E. Lange, Chancen des Alltags, a.a.O., 130ff.
37 Vgl. dazu J. v. d. Laan, Zweimal die Wirklichkeit. Anfechtung und Verheißung im theologischen Denken Ernst Langes. In: G. Orth (Hg.), Chancen des Alltags zwischen Wirklichkeit und Verheißung. Ernst Langes ökumenische Existenz als Herausforderung, Rothenburg 1992, 29-40.
38 E. Lange, Chancen des Alltags, a.a.O., 324.
39 E. Lange, Predigen als Beruf, a.a.O., 20.
40 E. Lange, Die verbesserliche Welt, a.a.O., 78.
41 E. Lange, Chancen des Alltags, a.a.O., 331.
42 E. Lange, Predigen als Beruf, a.a.O., 30.
43 H. Gollwitzer, Veränderung im Diesseits, München 1973, 178f unter Verweis auf L. Ragaz und „das neue Sozialleben Israels und der christlichen Gemeinde als zwei neue soziale Gruppen“.
44 E. Lange, Chancen des Alltags, a.a.O., 330.
45 E. Lange, Brief an einen Prediger. In: E. Lange u.a. (Hg.), Predigtstudien für das Kirchenjahr 1968/69. Perikopenreihe III – Erster Halbband, Stuttgart/Berlin 1968, 7-17, Zitat S. 7.
46 Vgl. E. Lange u.a. (Hg.), Zur Theorie und Praxis der Predigtarbeit. Predigtstudien Beiheft 1, Stuttgart 1968.
47 E. Lange, Brief an einen Prediger, a.a.O., 17, 8 und 9.
48 A.a.O., 9.
49 H. Gollwitzer, Krummes Holz – aufrechter Gang. Zur Frage nach dem Sinn des Lebens, München 1970, 11f.
50 Zitiert in: D. Koch, Heinemann und die Deutschlandfrage, München 1972, 507.
51 Die Formulierung geht zurück auf eine parlamentarische Auseinandersetzung im Jahr 1910 des französischen Sozialisten und Pazifisten Jean Jaurés mit dem antisemitischen, rechtsnationalen Schriftsteller und Politiker Maurice Barrès und lautete vor seiner vielfachen Umformung und Zuschreibung an andere Autoren von Konfuzius bis Gustav Mahler folgendermaßen: „Herr Barrès fordert uns öfter auf, in die Vergangenheit zurückzugehen; für die, die nicht mehr sind und die, die zur Unbeweglichkeit erstarrt, gleichsam heilig geworden sind, hegt er eine Art pietätvolle Verehrung. Nun, meine Herren, auch wir verehren die Vergangenheit. Aber man ehrt und achtet sie nicht wirklich, indem man sich zu den verloschenen Jahrhunderten zurückwendet und eine lange Kette von Phantomen betrachtet: die richtige Art, die Vergangenheit zu betrachten, ist, das Werk der lebendigen Kräfte, die in der Vergangenheit gewirkt haben, in die Zukunft weiterzuführen.“ Genau dafür steht für mich Leben und Werk Ernst Langes. Vgl. G. Orth, Ich möchte etwas für den Frieden tun – Ernst Lange oder: „Das Paradies könnte heute sein…“, Reihe des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie: edition pace, BoD Norderstedt 2024.
Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 7/2024