Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland hielt der Vorsitzende des Verbandes, Andreas Kahnt, seinen letzten Vorstandsbericht. Nach zehnjähriger Amtszeit scheidet er altersbedingt – wie viele Kolleginnen und Kollegen aus dem bisherigen Vorstand – aus. Themen seines Berichts sind unter anderem die anhaltende Friedensproblematik, der Arbeits- und Gesundheitsschutz für Menschen im Pfarrdienst sowie die Unterstützung der Evangelischen Partnerhilfe für Pfarrerinnen und Pfarrer und ihre Familien in Mittel- und Osteuropa.*
I Krieg und Frieden
Seit nahezu 20 Monaten beschäftigen uns der Krieg in der Ukraine und die Frage nach Wegen zum Frieden. Das gilt nicht zuletzt für Pfarrerinnen und Pfarrer zwischen Flüchtlingshilfe, Friedensethik und Ratlosigkeit. Im Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt wurden die verschiedenen Haltungen diskutiert. Sie standen am Ende aber unvereinbar nebeneinander. Damit geben sie die Situation in der EKD wieder. Einigkeit herrscht in der Beurteilung, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine einen Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt. Darüber aber, wie christlich-theologisch begründet darauf reagiert werden kann, gehen die Meinungen auseinander. Für die „Kinder“ der Friedensbewegung bedeutet die Haltung zu Krieg und Frieden eine enorme emotionale und geistliche Herausforderung. Die Beheimatung im Pazifismus ist infrage gestellt.
In dem Dilemma, einerseits alles für den Frieden tun zu wollen, es aber ohne Waffen nicht zu können, stecken wir bis zur Stunde, und ein Ende des Krieges ist nicht absehbar. Es wäre aber grundfalsch, darüber einfach zur Tagesordnung überzugehen. Der Krieg bleibt ein Stachel im Fleisch aller Menschen, die Frieden wollen. In Wilhelmshaven steht auf einem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg ein Wort Gustav Heinemanns. Es lautet: „Der Friede ist der Ernstfall, in dem wir uns alle zu bewähren haben.“
Ich höre das wie die Aufforderung, beständig aufzubrechen und den Frieden zu leben, der mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist. 375 Jahre nach dem westfälischen Frieden stehen wir damit in einer Tradition, die ungeahnte Kräfte mobilisieren konnte, um nach 30 Jahren Krieg endlich Frieden für die erschöpften und traumatisierten Menschen in Europa zu erreichen. „Der Friede ist der Ernstfall.“ Wir wissen, dass es nach 1648 noch ein weiter Weg war bis zu dem Europa, wie wir es heute kennen. Darin müssen wir uns als Kirche Jesu Christi bewähren. Und das bedeutet nicht zuletzt für uns als Pfarrerinnen und Pfarrer, das eigene Selbstverständnis an der Kommunikation des Evangeliums zu schärfen und weiterzuentwickeln; mutig und mit guten theologischen und friedensethischen Überlegungen.
II Pfarrer/Pfarrerin – ein Beruf im Wandel
Die Zumutungen, die den Pfarrberuf in den letzten gut 30 Jahren verändert haben, sind hinlänglich bekannt. Wir haben den Wandel von den Babyboomern zum Personalmangel, vom „dagobertinischen Zeitalter der Kirche“ zu unaufhörlichen Sparrunden, vom Aufbruch in friedensbewegten Zeiten bis zum Krieg in der Ukraine erlebt. In allen Veränderungen hat der Verband gemäß seinem Antritt vor inzwischen 131 Jahren für Pflichten und Rechte von Pfarrern und später auch von Pfarrerinnen gekämpft.
Das war damals ein Aufbruch und das ist es heute noch. Denn die Beharrlichkeit ist enorm, mit der manche Kirchen und seit der Einführung des aktuellen Pfarrdienstgesetzes 2010 auch die EKD in berufliche Rechte eingreift und dadurch nicht selten Pfarrerinnen und Pfarrer an der Ausübung ihrer Pflichten hindert oder sie doch zumindest einschränkt. Weil die Kirchen sich nachhaltig weigern, ihren Pfarrerinnen und Pfarrern im Rahmen ihrer vom Staat zugestandenen eigenen Gesetzgebungsbefugnis dieselben Vertretungsrechte einzuräumen wie allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wird der Verband auch in Zukunft daran erinnern müssen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer weder Verschiebemasse noch Sparschwein sind. Wenn es denn Aufgabe unseres Berufsstandes ist, das Evangelium von Jesus Christus unter die Leute zu bringen und damit die vornehmste Aufgabe der Kirche mit zu verantworten, dann muss alles darangesetzt werden, den Pfarrberuf zu stärken und zu sichern.
In diesem Zusammenhang wird derzeit nicht von ungefähr in der Dienstrechtlichen Kommission über die die Anwendung der § 79 und 80 des Pfarrdienstgesetzes debattiert. Dort geht es um die Feststellung einer sog. nachhaltigen Störung. In fast allen Fällen trägt die Pfarrerin oder der Pfarrer die Konsequenzen mit allen belastenden und nicht selten traumatisierenden Folgen nicht zuletzt auch für die Familien.
Zwei Themen zum Wandel im Pfarrberuf möchte ich im Folgenden stärker beleuchten, und zwar den Arbeits- und Gesundheitsschutz, einschließlich des Themas „Arbeitszeit“, und die inter-, multi- oder sonstwie genannten professionellen Teams.
Arbeits- und Gesundheitsschutz
Wie bereits mehrfach erwähnt, ist der Arbeits- und Gesundheitsschutz Leitungsaufgabe! Die für Personal und Dienstrecht Verantwortlichen in den Kirchen haben die Pflicht, Arbeits- und Gesundheitsschutz für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, also auch für Pfarrerinnen und Pfarrer zu gewährleisten. Dazu gehören Gefährdungsbeurteilungen, die in besonderer Weise psychische Gefährdungen einbeziehen. Hier ist der Verband in Zusammenarbeit mit dem Pfälzischen Pfarrverein bereits in Vorleistung gegangen.
Zum Arbeits- und Gesundheitsschutz gehören aber auch Fragen zur Arbeitszeit. Hier hat der Verband im Rahmen der Konferenz der Pfarrvertretungen ein Votum vorgelegt und veröffentlicht. Das Votum wird derzeit in der Dienstrechtlichen Kommission der EKD diskutiert. Am Ende soll eine Empfehlung ins Pfarrdienstgesetz eingetragen werden, mit der die Gliedkirchen aufgefordert werden, Regelungen zur Arbeitszeit einzuführen, die Beruf und Familie, Dienst und Erholung in ein gutes Verhältnis setzen. Ob darin bestimmte Stundenzahlen stehen, zumal solche, die sich an den Regeln für Beamtinnen und Beamten orientieren, ist noch nicht ausgemacht. Die Debatte läuft noch.
Im Juni hat der 6. Fachtag „Pfarramt und Gesundheit“ stattgefunden, wiederum verantwortet von der Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen, von der Evang. Fachstelle für Arbeits- und Gesundheitsschutz (EFAS), vom Verband und maßgeblich unterstützt von der Evang. Kirche in Kurhessen-Waldeck in Person von Andreas Rohnke. Gearbeitet wurde am Thema Arbeitszeit. Dabei waren der Blick in die Industrie sowie in eine Kirche der Schweiz und in die Kirche in Norwegen erhellend. Zwar sind die Voraussetzungen dort mit denen in den Kirchen in Deutschland nicht in allen Punkten vergleichbar, aber es zeigte sich, dass sowohl in einem führenden Betrieb der Medizinbranche als auch in den beiden genannten Kirchen der Mensch mit seiner Gesundheit als Voraussetzung für Arbeitskraft und Arbeitslust im Zentrum des Interesses der Verantwortlichen steht. Die Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist damit nicht weniger gefragt, aber sie ist eingebettet in Strukturen, die Gesundheit, Familienstand, Alter und andere Faktoren im Blick haben.
Geregelte Vertrauensarbeitszeit
In vielen Gliedkirchen der EKD hat sich nicht zuletzt aufgrund der Forderungen und der Vorarbeit im Verband, in Pfarrvereinen und Pfarrvertretungen die Haltung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz geändert. Endlich wird er als für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anerkannt. In der Folge haben einige Kirchen Dienstvereinbarungen oder Dienstordnungen erlassen, einige sogar in Zusammenarbeit mit den Pfarrvertretungen, und nicht wenige Kirchen probieren den westfälischen Aufgabenplaner. Aber noch immer geht die Bandbreite von 42 bis zu 48 Wochenstunden oder ungeregelt auch darüber hinaus. Dabei hat die Synode der Evang. Kirche im Rheinland im Januar 2023 41 Stunden auch für Pfarrerinnen und Pfarrer beschlossen. Übrigens sehr zum Ärger anderer Kirchen, die sich nun unter Zugzwang sehen.
Damit ist aber keine sklavisch festgelegte Zahl benannt, sondern es geht um eine Vertrauensarbeitszeit, die im Jahresschnitt jedoch nicht dauerhaft überschritten werden soll. Eine so verstandene Arbeitszeit entspricht am ehesten der Freiheit, die der Pfarrberuf braucht, sie lässt die Möglichkeit, nach Situation und Neigung auch mehr zu tun, und sie gibt einen Rahmen, der vor Selbst- und Fremdausbeutung schützt. Bis alle Gliedkirchen sich zu vergleichbaren Regelungen durchgerungen haben, wird es noch dauern. Vielleicht kein Aufbruch des Verbandes mehr zu neuen Ufern, aber zu mancher Diskussionsrunde mit vielen dicken Brettern, die es zu bohren gilt. Wesentliches Argument werden dabei die beruflichen Bedingungen des theologischen Nachwuchses sein. Denn die jüngeren und jungen Leute haben weite Teile ihres Berufslebens noch vor sich und werden unter Übernahme staatlicher Regelungen voraussichtlich länger als bis zum Alter von 67 Jahren Dienst tun.
Nicht ohne Grund haben Vereine und Verband sich seit inzwischen über zehn Jahren mit der Frage beschäftigt, wie der Dienst so gestaltet und begrenzt werden kann, dass Pfarrerinnen und Pfarrer unter einem wachsenden Arbeitsdruck nicht zerbrechen. Damit haben sie die Arbeit der Kirchenleitungen übernommen. Denen fiel nämlich außer Stellenstreichungen und dadurch erhöhtem Arbeitsdruck wenig ein. Obwohl längst absehbar war, dass die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer zurückgehen würde, kam von der Dienstgeberseite lange vorwiegend Widerstand oder gar nichts zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz. Der Verband und die Vereine indes haben stets auch die jüngere Generation im Pfarrdienst im Blick behalten. In vielen Vorständen sind Vikare oder Pfarrerinnen im Probedienst als ständige Gäste vertreten. So auch im Verbandsvorstand. Dadurch wird das Gespräch zwischen den Generationen gefördert und das gegenseitige Verständnis vertieft.
Multiprofessionelle Teams
Sie werden zwar gern als moderne Form partnerschaftlichen Dienstes verstanden, aber ohne den heraufziehenden Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern würden multiprofessionelle Teams nicht als wesentlicher Teil der Lösung ausbleibenden Nachwuchses im Pfarrdienst etabliert. Mal abgesehen davon, dass unterschiedliche Vorstellungen in den Kirchen über solche Teams herrschen, erweist sich an ihnen ein wesentliches Problem: Der Wert der Theologie nimmt in den Kirchen ab. Die Idee ist zwar, in jedem Team einen Pfarrer oder eine Pfarrerin zu haben. Aber zum einen wird sich das nicht umsetzen lassen, und zum andern drängen gerade Angehörige anderer Berufsgruppen in den Teams gern in den Pfarrdienst, und zwar ohne theologische Ausbildung, so als könnte Pfarrdienst eigentlich jeder und jede. (Praktischer Nebeneffekt für den Haushalt: Sie werden wie in ihren Ursprungsberufen bezahlt.) Und selbst da, wo eine Pfarrerin oder ein Pfarrer Teil eines Teams ist, kann die Theologie unter die Räder kommen. Denn bei Abstimmungen kann die Pfarrerin oder der Pfarrer überstimmt werden, auch wenn theologische Gesichtspunkte das verbieten.
Vielerorts sind multiprofessionelle Teams bislang nur angedacht oder in einer Projektphase. Andernorts sind sie aber bereits installiert. Die mit solchen Teams einhergehenden Probleme werden anlässlich der Fuldaer Runde vom Verband im Januar 2024 gründlich untersucht. Dabei sollen allerdings auch die Chancen benannt werden, die durch ein gutes Zusammenwirken der verschiedenen Berufe in der Kirche bestehen oder neu entstehen können. Lösen werden sie den Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern nicht. Dagegen, dass unter der Hand der Stellenwert der Theologie und damit die Kommunikation des Evangeliums in den Kirchen leidet, wird der Verband seine Stimme vehement erheben. Denn an der Theologie erweist sich, ob die Kirche ihrem Auftrag gerecht wird oder an ihrer Illusion zugrunde geht, durch Verwaltung des Mangels sich selbst zu retten.
Ein Bild für Kirchenentwicklung aus Württemberg zum Schluss: „Vom Dorfarzt zur Praxisgemeinschaft“. Dieser Euphemismus will Kirche mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten beschreiben. Sofern damit auch multiprofessionelle Teams gemeint sind, ist Vorsicht geboten: In Praxisgemeinschaften arbeiten durchweg Ärztinnen und Ärzte. Geht es freilich darum, Pfarrteams für Regionen zu etablieren, deren Mitglieder je nach Kompetenz und Neigung hier und da in Gemeinden tätig sind, birgt auch das Probleme. Denn Klimaschutz und vermehrte Mobilität lässt sich kaum vereinbaren. Und Pfarrteams, die gut miteinander arbeiten, wackeln, wenn ein Mitglied des Teams ausscheidet und sich kein passender Ersatz findet. Und mal abgesehen davon, dass das reformatorische Gemeindeprinzip tangiert wird, wäre noch auf eine Tendenz in der Kirche Anhalts hinzuweisen: Dort werden Pfarrerinnen und Pfarrer nach Umsetzung der jüngsten Strukturreform zukünftig in „unendlichen Bereichen“ Dienst tun.
III Evangelische Partnerhilfe
Neben der Theologie war die tätige Hilfe stets Kennzeichen der Kirche. Wesentliche Einrichtungen der inneren Mission, der Diakonie und sonstiger kirchlicher Sozialarbeit verdanken sich den Ideen und dem Einsatz von Pfarrern und später auch Pfarrerinnen.
Der Verband ist Gründungsmitglied der Evang. Partnerhilfe. In den Kirchen Mittel- und Osteuropas unterstützt sie direkt und von Mensch zu Mensch Pfarrerinnen und Pfarrer und andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und deren Familien. Das ist auch über 30 Jahre nach den politischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa dringend nötig. Denn die finanziellen und personellen Probleme in den Kirchen werden nicht überall besser, sondern vielfach schlechter. Das gilt insbesondere für Ruheständler, für die nie eine auskömmliche Altersversorgung aufgebaut wurde. Bei gleichzeitig steigenden Kosten im Gesundheitswesen kann das ganz schnell zur Verarmung führen. Die Gemeinden helfen, wo sie können. Aber auch deren Substanz, die komplett auf Freiwilligkeit beruht, ist schwach. Die Evang. Partnerhilfe konzentriert sich deshalb in einigen Ländern inzwischen auf die Unterstützung der Alten und Kranken.
Zusätzlich herausgefordert sind die Gemeinden durch Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie werden in Pfarrhäusern oder Gemeindehäusern untergebracht. Das wenige, was da ist, wird geteilt. Und wir reden hier von Pfarrgehältern zwischen 360 und 650 Euro bei teils gleich hohen Lebenshaltungskosten wie bei uns. Dazu kommt die Inflation, die in dieser Situation besonders schwer wiegt. Partnerhilfe von zum Beispiel 600 Euro bedeutet da eine enorme Hilfe für Pfarrfamilien. Ohne die Partnerhilfe ist an eine neue Waschmaschine, neue Reifen für das Auto, das überwiegend für den Gemeindedienst genutzt wird, Medikamente oder Ausstattung für Schule und weitere Ausbildung der Kinder nicht zu denken.
2022 hat die Partnerhilfe ein Programm speziell für die Aufnahme von Flüchtlingen aus und für Gemeinden in der Ukraine aufgelegt. Das war vor allem als Hilfe für die gedacht, die helfen. Über die rund 1,5 Mio. Euro Spenden hinaus, die 2022 verteilt werden konnten, kamen noch einmal rund 175.000 Euro hinzu. Das war ein sehr erfreuliches Ergebnis in einer Zeit, in der das Spendenaufkommen der Partnerhilfe zurückgeht.
Dieser Rückgang hat die Mitgliederversammlung der Partnerhilfe veranlasst, darüber nachzudenken, ob das Spendenaufkommen und der Verteilungsaufwand in einem guten Verhältnis stehen. Dabei wird insbesondere zu bedenken sein, dass die Kenntnis und das persönliche Interesse jüngerer Pfarrerinnen und Pfarrer an den Kirchen in Mittel- und Osteuropa zurückgehen werden. Die Zahl der potentiellen Spenderinnen und Spender wird ebenfalls sinken. Fundraising ist ein Thema und wird vom Geschäftsführer der Partnerhilfe intensiv verfolgt, hat aber seine Grenzen. Ob die Partnerhilfe selbständig bleibt oder sich einem anderen Werk anschließt oder ihre Arbeit aufgeben muss, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Mir persönlich wäre daran gelegen, dass ein neuer Verbandsvorstand die Partnerhilfe als wesentliches Kennzeichen seiner Arbeit versteht und mit ihr in eine gute und von großer Solidarität für Pfarrerinnen und Pfarrer in Mittel- und Osteuropa geprägte Zukunft aufbricht und sich allem widersetzt, was diese besondere Hilfe von Mensch zu Mensch angreift.
IV Aufarbeitung der Verbandsgeschichte
Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Verbandes evang. Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. seit seiner Gründung, v.a. im 20. Jh., schreitet voran. Allerdings nicht in dem Tempo, wie es der Vorstand ursprünglich vorgesehen hatte. Denn eigentlich war der Plan, das Buch in diesen Tagen im Hofgeismar vorzulegen. Corona und der Wechsel Prof. Dr. Katharina Kunters an die Universität von Helsinki haben die Arbeit verzögert.
Diese Verzögerung sollte angesichts von 131 Jahren Verbandsgeschichte kein Problem sein. Viel wichtiger ist, Zeugnis davon abzugeben, aus welchen Beweggründen heraus der Verband gegründet wurde, was ihn beschäftigt, erfreut oder belastet hat. Besonders das Kapitel über die 1930er und 40er Jahre kann dafür sensibilisieren, wie gefährdet die Freiheit der Kommunikation des Evangeliums unter sich verändernden gesellschaftlichen und politischen Bedingungen ist. Gerade die eher schwierigen Zeiten mögen daran erinnern, wie wichtig Zusammenhalt und Solidarität unter Pfarrerinnen und Pfarrern zu allen Zeiten ist. Durch die wissenschaftliche Aufarbeitung macht der Verband seine Geschichte für die Zukunft erfahrbar und gibt damit kommenden Generationen eine Erfahrungsstütze bei zukünftigen Entscheidungen mit.
Um dem Buchprojekt nun eine zeitlich verlässliche Perspektive zu geben, hat Frau Dr. Kunter einen Plan vorgelegt, den der Vorstand gutheißt. Der Plan sieht vor, bis Ende 2023 bisher nicht eingesehene Quellen im Evang. Zentralarchiv zu sichten und das Kapitel über die Geschichte des Verbandes in der NS-Zeit zu schreiben. Was bereits vorliegt, sind erste Schwerpunkte für die Verbandsgeschichte in Unterlagen zur Kirchen-, Sozial- und Kulturgeschichte aus der Zeit nach 1945. Zur Vertiefung wird Frau Dr. Kunter 2024 noch einmal intensiv im Pfarrhausarchiv in Eisenach und anderen Archiven recherchieren sowie eine Analyse des Deutschen Pfarrerblattes vornehmen. Anschließend wird sie mit dem Manuskript beginnen. Im Frühjahr 2025 soll das Manuskript vorliegen und im Herbst desselben Jahres das Buch erscheinen.
Schon Ende 2023 wird es ein Gespräch zwischen der das Projekt begleitenden Gruppe aus dem Vorstand geben, um Grundzüge für das Manuskript festzulegen. Dann werden auch für den Buchdruck infrage kommende Verlage genauer in Augenschein genommen.
V Kommunikation des Verbandes nach innen und außen
Wie bereits im Vorjahresbericht erwähnt, beschäftigen den Verband die erheblich gestiegenen Kosten bei der Produktion des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblattes. Vor allem bei Papier und Energie, aber auch beim Versand und im Zuge der Inflation bei gleichzeitiger Stagnation der Einnahmen aus Werbung mussten Erhöhungen in Kauf genommen werden. Durch die Umlage gehen die gestiegenen Kosten vor allem zulasten der Vereine. Der Vorstand hat die Situation zum Anlass genommen, grundsätzlich über die Kommunikation des Verbandes nach innen und nach außen nachzudenken – nicht nur, aber auch unter Kostengesichtspunkten.
Eine Arbeitsgruppe konnte inzwischen Vorschläge unterbreiten, die der Vorstand für gut erachtet und beschlossen hat. Die Vorschläge gehen in zwei Richtungen: Zum einen sollen die Kosten reduziert, zum andern die Einnahmen erhöht werden, ohne die Vereine weiter zu belasten. Beides muss jedoch zusammengesehen werden – und zwar zusätzlich vor dem Hintergrund, dass die Bereitschaft zu Werbung in Printprodukten, zurückgeht. Das wiederum bedeutet, dass Werbung auf der Homepage des Verbandes ermöglicht werden muss.
Um beide Ziele zu erreichen, hat der Vorstand folgendes beschlossen:
¬ Predigtimpulse und Rezensionen erscheinen ab November 2023 nur noch auf der Homepage. Das reduziert die Kosten für die Produktion und den Versand des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblattes. Die Frequentierung der Homepage wird erhöht, was sie interessanter für Werbung macht.
¬ In Ausgabe neun des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblattes hat Dr. Peter Haigis die Veränderungen erläutert und dazu ermuntert, die Predigtimpulse zukünftig auf der Homepage zu lesen. Hinweise zur Änderung werden bis zum Ende des ersten Quartals 2024 in jeder Ausgabe erscheinen. Ein Archiv für die Predigtimpulse wird eingerichtet.
¬ Werbung auf der Homepage soll zurückhaltend möglich sein. Die auch für das Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt geltenden Regelungen bleiben gewahrt. Werbung darf den redaktionellen Teil optisch nicht zurückdrängen. Unterschiedliche Formate bei Endgeräten werden bedacht.
¬ Zusätzlich zur Werbung wird eine Stellenbörse als Möglichkeit für Ausschreibungen in Kirche und Diakonie auf der Homepage eingerichtet.
¬ In spätestens zwei Jahren wird evaluiert, ob die Maßnahmen die Erwartungen erfüllen.
Die Arbeitsgruppe hat sich zusätzlich zu den bereits beschlossenen Punkten auch mit Schritten hin zu einem ePaper anstelle von Print und mit einer App des Verbandes befasst. Beide bringen jedoch große Herausforderungen technischer und finanzieller Art mit sich. Deshalb schlägt die Arbeitsgruppe diese Punkte dem neuen Vorstand zur Befassung vor.
Ob der Verband nach innen und nach außen zukünftig verstärkt digital kommunizieren wird, hängt von vielen technischen Voraussetzungen ab. Eine davon ist die Frage nach eMail-Adressen. Die können nur freiwillig zur Verfügung gestellt werden und unterliegen nicht selten einer hohen Frequenz bei Veränderungen. Vor diesem Problem stehen freilich auch die Vereine.
In Zusammenhang mit der Frage zukünftiger Kommunikation muss der allmählich zu beobachtende Rückgang der Vereinsmitglieder gesehen werden. Deshalb regt der Vorstand eine Arbeitsgruppe des neuen Vorstands an, die sich mit der mittleren Finanzplanung des Verbandes beschäftigt.
Am Ende bleibt der Ausblick auf ein ganz wesentliches Kommunikationsinstrument des Verbandes mit seinen Mitgliedern: der Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag. Der findet in Verbindung mit der nächsten Mitgliederversammlung vom 23. bis 25. September 2024 in Kaiserslautern statt. Ein Thema, das die besondere Bedeutung der Pfalz für die Entwicklung der Demokratie in Deutschland in aktueller Perspektive aufgreift, ist dafür in Vorbereitung. Weitere Informationen hierzu folgen in den nächsten Ausgaben des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatts.
Anmerkung
* Vorstandsbericht auf der Mitgliederversammlung des Verbandes Evang. Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. in Hofgeismar am 25. September 2023. – Der Bericht, der mit einer Reihe von Danksagungen anlässlich der Verabschiedung des bisherigen Vorstands endete, ist in voller Länge auf der Homepage des Verbandes (www.pfarrerverband.de) nachzulesen.
Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 11/2023