Fulda, 25.9.2006 (epd). Die evangelischen Pfarrer haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für ihr Perspektivpapier «Kirche der Freiheit» zum Teil heftig kritisiert. «Auch wenn das Impulspapier für ein 'Wachsen gegen den Trend' plädiert, beschreibt es eher einen Abschied von der Volkskirche», sagte der Vorsitzende des Pfarrerverbandes, Klaus Weber, am Montag auf der Mitgliederversammlung in Fulda. Der Verband sprach sich gegen einen Rückzug der Kirche vor Ort aus.
Die EKD setzt in ihrem im Juli vorgelegten Impulspapier in Zukunft mehr auf so genannte Profilgemeinden wie Citykirchen und Netzwerk-Angebote. Die traditionellen Gemeinden vor Ort sollen dagegen weniger werden. Weber mahnte, dabei nicht die Besonderheit der einzelnen Landeskirchen aus dem Blick zu verlieren. Er bezweifelte, dass das Konzept für alle Regionen gleichermaßen der richtige Weg sei.
Als widersprüchlich bezeichnete Weber, dass die EKD einerseits verbesserte Qualitätsstandards bei den Pfarrern fordere, sie aber gleichzeitig vermehrt aus Kostengründen durch Prädikanten und Lektoren ersetzen wolle. «Ehrenamtliche können und dürfen aber kein billiger Ersatz für Hauptamtliche sein, für die in den kirchlichen Haushalten das Geld fehlt», betonte Weber vor 94 Delegierten.
Der Verband sprach sich gegen die Ordination von Laien aus, wie sie bereits in einigen Landeskirchen praktiziert wird. «Es kann nicht darum gehen, durch die Vorstellung einer gemeinsamen Ordination alle kirchlichen Berufe auf vordergründige und unsachgemäße Weise gleichzustellen», sagte Weber.
Dagegen begrüßte der Berufsverband, dass in dem EKD-Papier die Pfarrer in einer «Schlüsselposition» für die Kirche gesehen werden. Er würdigte auch, dass die Pfarrstellen angesichts der zurückgehenden Mitgliederzahlen nur unterproportional gekürzt werden sollen.
Der 69. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag tagt noch bis diesen Dienstag. Er findet alle zwei Jahre statt. In den 22 Einzelvereinen des Verbands sind nach eigenen Angaben etwa 20.000 Pfarrer organisiert.