Fulda, 26.09.2006 (epd/cf). Der Heidelberger Theologieprofessor Christian Möller hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hart angegriffen für ihr Impulspapier "Kirche der Freiheit". Das Vokabular sei "betriebswirtschaftlich", sagte Möller auf dem Evangelischen Pfarrertag in Fulda, der am Dienstag zu Ende ging. An dem Impulspapier, das die EKD im Juli vorgelegte, hatten PR- und Unternehmensberater mitgeschrieben. Der Theologe kritisierte, die Kirche erscheine darin als Konzern, als "Firma EKD".

Prof. Dr. Christian Möller vor dem Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Fulda

Möller wörtlich: "Mir wurde immer schwindliger bei der permanenten Forderung nach Qualität, Qualitätskontrolle, Qualitätsstandards, Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung, ohne dass ich irgendwo herausfinden konnte, um welche Qualität es denn nun eigentlich geht." Positiv würdigte Möller, dass Bewerbungen von Pfarrern in Zukunft über die Grenzen der Landeskirchen möglich sein sollen. Es sei gut für die Landeskirchen, "wenn jeder Art von landeskirchlicher Inzucht gewehrt wird", sagte Möller in seinem Vortrag zum Thema "Ich weiß, woran ich glaube - Halt und Perspektive in der Krise".

In der auf den Vortrag folgenden Podiumsdiskussion forderte der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, Hermann Beste, die Pfarrer auf, sie müssten neu lernen, von Gott zu reden. "Gott ist nicht nur der gute Gott." Der Trend der Zeit lasse keinen Zweifel an Gott bei Pastoren zu. Diese Fragen müssten unabhängig von Strategiepapieren theologisch geklärt werden. Die stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift Chrismon, Ursula Ott, ging hart mit der auf dem Pfarrertag öffentlich geäußerten Klage wegen Arbeitsüberlastung ins Gericht. «In der Außenwirkung ist es verheerend, wenn die Pfarrer immer nur sagen, wie schlecht es ihnen geht», kritisierte sie. Der Beruf des Pfarrers sei vielmehr ein «wunderbarer» Beruf, in dem viel Selbstbestimmung möglich sei. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) forderte ein stärkeres Selbstbewusstsein des evangelischen Glaubens ein. «Wir müssen den Menschen anderen Glaubens, die unter uns leben, eine Antwort auf die Frage geben: Was glaubt denn ihr?», sagte Wolff.