Kassel. 26.1.2010 (cf). Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. hat sich nach einer Klausurtagung zum Thema „Kirchliche Ämter auf Zeit“ in Kassel grundsätzlich gegen eine Amtszeitbegrenzung für Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer ausgesprochen.

Wie der Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Klaus Weber, am Dienstag mitteilte, halte man den Wechsel in Gemeindepfarrstellen zwar grundsätzlich nach 10-15 Jahren für sinnvoll, allerdings sollte dieser Wechsel freiwillig geschehen und durch gute Instrumente einer verantwortungsvollen Personalführung begleitet werden.
Eine Amtszeitbegrenzung sei überflüssig, so Weber weiter, weil die meisten Pfarrerinnen und Pfarrer nach 8 bis 15 Jahren ohnehin die Stelle wechselten. Eine Begrenzung bringe demgegenüber erhebliche Nachteile: „Eine starre gesetzliche Regelung wird in der Regel weder der gemeindlichen noch der persönlichen Situation der Pfarrerin oder des Pfarrers gerecht, sondern schafft bei den Betroffenen Verunsicherung, erzeugt Ärger und Konflikte sowohl in den Familien als auch in den Gemeinden, lähmt die Motivation und gefährdet gewachsene vertrauensvolle Beziehungen in den Gemeinden“, so Weber wörtlich.

Der Vorsitzende verwies darauf, dass die Lebendigkeit einer Gemeinde nicht von der Häufigkeit des Wechsels auf einer Pfarrstelle abhänge, sondern von dem Engagement vieler Christen. Dieser Blickwinkel würde durch eine gesetzliche Regelung verengt. Auch für die Lösung von Konflikten in einer Gemeinde sei die Amtszeitbegrenzung kein angemessenes Mittel, da Konflikte zum Wohl der Gemeinden und der Betroffenen sofort bearbeitet werden müssten.

Demgegenüber forderte Weber den Ausbau der Instrumente einer verantwortungs-vollen Personalführung: „Pfarrerinnen und Pfarrer brauchen Ansprechpersonen zur kritischen Reflexion ihrer Arbeit in der Gemeinde“, sagte Weber und verwies auf die  Personalgespräche als wichtige und gute Instrumente, die ergänzt würden durch regelmäßige Visitationen, in denen nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer sondern auch die weiteren Mitarbeitenden und die gemeindliche Situation in den Blick komme. Im Rahmen dieser Personalführung müssten auch gezielt Hilfen und Perspektiven für die weitere Berufsplanung der Pfarrerinnen und Pfarrer zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise könne eine „Kultur des Wechsels“ Gestalt gewinnen.

Wer hier auf starre Regelungen baue, die Pfarrerinnen und Pfarrer immer stärker reglementieren, erzeuge kein Vertrauen in die Kirche als Arbeitgeberin und hemme die Motivation. „Diese Regelungen wirken auch nicht einladend auf junge Menschen, die wir als Nachwuchs für den Pfarrdienst dringend brauchen“, erklärte der Vorsitzende des Verbandes abschließend.

Zuvor hatten während der Klausurtagung Prof. Dr. Christoph Dinkel und Kirchenrat Dr. Hendrik Munsonius in Referaten zu dem Thema Stellung genommen und Pfarrerin Christine Streck-Spahlinger die aktuelle Situation in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau dargestellt. In der Podiumsdiskussion nahmen neben den Referentinnen und  Referenten auch der Vorsitzende des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Pfarrer Klaus Weber, sowie Oberkirchenrat i.R. Dr. Gerhard Tröger und Pfarrerin Asta Brants aus der Evangelischen Kirche im Rheinland teil. 

Hintergrund:
Dem Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. gehören ca. 20.500 Pfarrerinnen und Pfarrer in 22 Mitgliedsvereinen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland an. Ziel des Verbandes ist, die Gemeinschaft unter den Pfarrerinnen und Pfarrern über die Grenzen der Landeskirchen hinaus zu stärken, den theologischen Austausch zu fördern und die Interessen der Pfarrerinnen und Pfarrer gegenüber den Kirchenleitungen zu vertreten.