Hannover, 1.9.2011. Die Veröffentlichung des Artikels „Vom Nationalgott Jahwe zum Herrn der Welt und aller Völker“ von Jochen Vollmer im Deutschen Pfarrerblatt 8/2011 hat in der Leserschaft und darüber hinaus teils heftige Kontroversen ausgelöst. Der Vorstand des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland hat sich aus diesem Grund am Donnerstag, 1.9.2011, zu einer Sondersitzung in Hannover getroffen und folgende Stellungnahme verabschiedet. Wir dokumentieren die Stellungnahme im Wortlaut:

Der Verbandsvorstand betont nachdrücklich, dass alle im Deutschen Pfarrerblatt veröffentlichten Artikel ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers wiedergeben und weist alle Versuche zurück, den Verband auf die inhaltliche Position des in der Öffentlichkeit und in den Medien heftig diskutierten Artikels von Jochen Vollmer festzulegen. Das Deutsche Pfarrerblatt soll ein offenes und freies Forum von Pfarrerinnen und Pfarrern für Pfarrerinnen und Pfarrer sein und bleiben und auch weiterhin Raum bieten für unbequeme Positionen. Die heftigen Reaktionen auf den Artikel von Jochen Vollmer zeigen uns aber, dass viele, die sich um den christlich-jüdischen Dialog und um die Verständigung im israelisch-palästinensischen Konflikt bemühen, durch diese Veröffentlichung verärgert sind und sich verletzt fühlen. Wir werden die eingegangenen Rückmeldungen mit großer Sorgfalt prüfen und bewerten. Selbstverständlich werden auch in diesem Fall kontroverse Leserreaktionen im Deutschen Pfarrerblatt veröffentlicht.
 
Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland steht unmissverständlich auf der Linie der Studien des Rates der EKD „Christen und Juden“ I bis III (1975 - 2000) sowie der Synodalerklärungen zahlreicher Gliedkirchen zur Neubestimmung ihres Verhältnisses zu Israel und zum Judentum aus dem Jahr 1998 und den folgenden Jahren. Dies hat der Verbandsvorstand auf einer Sondersitzung am 1. September 2011 in Hannover bekräftigt.
 
Als Verbandsvorstand stellen wir uns mit Nachdruck hinter die Erklärung der Bayerischen Landessynode von 1998: „Christen unterstützen das Bestreben des jüdischen Volkes nach einer gesicherten Existenz in einem eigenen Staat.“
 
Viele Menschen in unseren Gemeinden bewegt aber auch die Frage, wie Israel zu einem dauerhaften Frieden mit seinen nichtjüdischen Bürgerinnen und Bürgern und mit seinen Nachbarn finden kann. Als Verband schließen wir uns auch hier der Erklärung der Bayerischen Landessynode von 1998: „Zugleich sorgen sie [die Christen] sich um eine Friedenslösung im Nahen Osten, die die Rechte auch der Palästinenser und insbesondere der Christen unter ihnen einschließt und Sicherheit für alle dort lebenden Menschen gewährleistet.“
 
Mit der Synode der EKD  sehen wir die „Bemühungen um ein geschwisterliches Verhältnis von Christen und Juden“ als „eine für die Kirche und Theologie zentrale Herausforderung und bleibende Aufgabe.“ („50 Jahre Erklärung von Weißensee“, EKD-Synode 2000.)
 
Wir unterstützen die Gemeinden in ihrem Bestreben, alle ernsthaften Friedensaktivitäten, die auf eine Versöhnung aller betroffenen Bevölkerungsgruppen zielen, nach ihren Möglichkeiten zu fördern, und wir ermutigen sie, diese mit ihren Gebeten zu begleiten.
 
Klaus Weber, Verbandsvorsitzender