„Als Motto unseres Pfarrerinnen- und Pfarrertages haben wir „Religion und Demokratie“ gewählt“, so der Vorsitzende vor den Delegierten: „Religion zuerst, denn das ist unsere Profession. Demokratie als Verhältnis dazu. Keinesfalls war religiöse Ausübung schon immer demokratisch geprägt“, sagte Möller. Auch sei Religion keine Voraussetzung für Demokratie. Es gelte, beide Ideale in Verbindung zu setzen, auch wenn ein Konsens hierbei gar nicht so schnell zu finden sei.
Dabei seien Fragen zu stellen: „Wie demokratiebeflissen darf Kirche sein? Wie demokratisch soll Kirche sein? - Diskussionen hierüber führen wir schon einige Jahre, immer wieder und immer mehr, je mehr sich die Situation in unserem Land zuspitzt, je mehr unsere Demokratie grundsätzlich hinterfragt und auch zunehmend paradoxerweise mit demokratischen Mitteln untergraben wird“, so Möller vor der Mitgliederversammlung.
Erklärung zum Umgang mit rechtsextremen Positionen in der Gesellschaft wichtiges Signal
Angesichts dieser Diskussionen habe sich der Vorstand des Verbandes im Frühjahr 2024 entschieden, eine Erklärung zum Umgang mit rechtsextremen Positionen in der Gesellschaft zu erarbeiten, in der sich der Verband gegen Halbwahrheiten, Lügen, Ressentiments, Polemik und Polarisierung wendet. Dabei ging es, so Möller, ausdrücklich „nicht um ein rein politisches Statement, sondern um die Standards unseres Berufsstandes“.
Eine deutliche und klare Mehrheit stehe zu der Erklärung, so Möller. Wohl zum ersten Mal seit vielen Jahren habe der Verbandsvorstand öffentlich Stellung bezogen. „Wir haben etliches Lob hierfür bekommen, aber auch starken Gegenwind. Auch inhaltlich wurden wir angegriffen: Warum wir uns zum Thema Rechtsextremismus äußern, aber nicht zur Frage von Abtreibung. Dass wir mit Stellungnahmen wie der unseren manche Menschen erst recht zum Rechtsextremismus drängen würden. Wir sollten Sündern die Gnade Gottes bezeugen, die Sünder im Evangelium versöhnt.“ Dieses Denken kritisiert Möller als Engführung: „Das finde ich einen gefährlichen theologischen Ansatz, weil er unsere Verantwortung zu wenig in den Blick nimmt. Ja, ich predige gern einen Gott der Vergebung. Aber noch lieber versuche ich, das später eventuell zu Vergebende im Vorfeld zu verhindern. Mit Gottes Hilfe“, sagte Möller vor den Delegierten.
Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung / „Ergebnisse als niederschmetternd empfunden“
Möller ging auch auf die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ein, deren Ansatz neu sei, weil auch nicht konfessionell gebundene Menschen befragt wurden. „Aber daran lag es gar nicht, dass die Ergebnisse als so niederschmetternd empfunden wurden. Es war einfach der Mitgliederschwund quer durch alle Regionen Deutschlands“, so Möller. Vor allem die Kassenwarte der Landeskirchen hätten aufgehorcht: „weniger Mitglieder? Achtung: weniger Einnahmen! Und sofort beginnen überall Sparkonzepte. Kirchliche Einrichtungen werden geschlossen, alles Mögliche auf den Prüfstand gestellt. Und es wird an Stellen über Fusionen nachgedacht, wo dies noch wenige Wochen vorher vehement bestritten wurde. Plötzlich geht doch alles. In rasanter Geschwindigkeit“, so der Vorsitzende des Verbandes.
Möller weiter: „Galt es bisher als fast sicheres Mittel gegen Austritte, wenn Gemeindeglieder ihre oder auch nur irgendeine Pfarrperson persönlich kannten, scheint das jetzt kaum noch eine Rolle zu spielen. Die Beziehungen zu Pfarrerinnen und Pfarrern können sogar gut sein – und trotzdem wird ausgetreten“. Auch der Bonus der diakonischen Arbeit scheine aufgebraucht – wenn nicht gar verspielt, so Möller. „Das schmerzt. Das kratzt an unserem Selbstverständnis und Selbstwertgefühl“, sagte Möller in Kaiserslautern.
Sexualisierte Gewalt in den Kirchen / Dankbar für Aufarbeitung der EKD
Zu alledem hätten auch die Skandale um sexuellen Missbrauch in der Kirche beigetragen. „Ich finde es gut und richtig, dass jetzt endlich ehrlich auch hierüber gesprochen und verhandelt wird. Aber dass dies eben bisher eher vertuscht wurde, hat uns als Kirchen sehr viel Ansehen genommen. Selbstverschuldet“, sagte Möller, der die Evangelische Kirche in Deutschland ausdrücklich für ihre Aufarbeitungsbemühungen lobte: „In der EKD hat man nun endlich sehr gut und behutsam versucht, diese Aufarbeitung in die Wege zu leiten. Ich bin den daran Beteiligten – auch aus unseren Reihen – sehr dankbar für ihre Arbeit, die gewisslich nicht einfach und oft belastend war.“ Die Geschädigten sollten endlich Gehör und Anerkennung finden und Schutzkonzepte erarbeitet werden.
(Christian Fischer, Pressesprecher)
Hinweise für Presseberichterstattung:
Den Wortlaut des Berichts von Pfarrer Eckehard Möller können Sie im Internet unter www.pfarrerverband.de lesen und herunterladen. Das Pressereferat erreichen Sie während der Tagung telefonisch über: (0561) 34070