Plakat zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Speyer. (Bildquelle: Karl Hoffmann, Neustadt/Haardt.)

Speyer, 24.9.2008 (epd/cf). Als wichtigsten Beitrag der Kirchen zur Werteorientierung der Gesellschaft hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, das Beten bezeichnet. Aufgabe evangelischer Pfarrer sei es, vor allem "Lehrer des Betens" zu sein, sagte Huber am Dienstag beim 70. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Speyer. Rund 700 evangelische Pfarrer diskutieren bei der Veranstaltung bis Mittwoch über das Thema Werte.
In der Gesellschaft gebe es seit einigen Jahren eine positive Grundstimmung gegenüber religiösen Fragen, sagte der Ratsvorsitzende. Die Kirchen müssten das neu erwachte Interesse der Menschen an der Religion nutzen und ihnen Glaubenshilfe leisten. Dabei müssten sie ihr eigenes christliches Profil bewahren und sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen, die Verkündigung, Mission, Seelsorge und Bildung.

Menschenbild nicht "auf Konsumentengröße stutzen"

Zugleich widersprach der Ratsvorsitzende der Annahme, die Kirche sei eine "Bundesagentur für Werte". "Unser Auftrag erschöpft sich nicht darin, Werte bereit zu stellen", sagte Huber. Die christliche Kirche sei vielmehr wie ein "quer stehender Fels in der Brandung", indem sie für die Wahrheit eintrete. Die dem Motto des Pfarrertages zugrunde liegende "goldene Regel": "Was du nicht willst, das man dir tu’ ..." könne als Orientierungsschnur zur Wertebildung anregen. Ihre Erweiterung über die eigene Generation hinaus sei jedoch unerlässlich. Dabei gehe es nicht nur um ökologische, sondern ebenso um soziale und kulturelle Nachhaltigkeit.

Die Werteorientierung machte Huber in erster Linie an der Würde des Menschen fest und erteilte in diesem Zusammenhang der aktiven Sterbehilfe eine Absage: "Der Tod des Menschen behält etwas Unverfügbares. Wir dürfen ihn nicht willkürlich herbeiführen. Das Sterben hat seine Zeit." Am Beispiel des Sonntagsschutzes und der Kampagne der evangelischen Kirche "Gott sei Dank, es ist Sonntag" sagte Huber, es dürfe nicht zugelassen werden, dass das Menschenbild auf "Konsumentengröße gestutzt" werde. Von der Wirtschaft forderte er verantwortungsvolles Handeln.

Cherdron: Zeit der Beliebigkeit ist vorbei

Zuvor hatte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), Eberhard Cherdron, im Eröffnungsgottesdienst zum 70. Deutschen Pfarrertag in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche Christen dazu aufgefordert, sich an Wertediskussion zu beteiligen. "Wir spüren, dass die Zeit der Beliebigkeit vorbei ist", sagte er in seiner Predigt am Montagabend. "Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium zu verkündigen, die ethische Orientierung und eine entsprechende Praxis miteinander zu verbinden", so Cherdron.

Speyer erinnere als die Stadt der Protestation "an den Wert und die Tugend der Tapferkeit": "Die reformatorische Minderheit musste auf dem Reichstag 1529 große Tapferkeit beweisen, um sich gegen Kaiser, Papst und die Mehrheit des Reichstages zu behaupten." Glaubensüberzeugung und Besinnung auf den Wert der freien Meinungsäußerung seien hier zusammen gekommen.

Zu Gast in der Pfalz: Bunter Abend unter dem Jumbojet

Neben Referaten und Diskussionen bot der Pfarrerinnen und Pfarrertag wieder Gelegenheit zum Kennenlernen und Austausch von Erfahrungen. Am Montag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Reihe von Ehrengästen zum «Abend der Begegnung» in einer Festhalle auf dem Gelände der Technikmuseum. Dort leuchtete ein angestrahlter Jumbojet weithin sichtbar in die Nacht und sorgte für eine einmalige Kulisse. Auch wenn Technik und Kirche sich sonst ja oft eher kritisch begegnen, in Speyer gingen sie eine gelungene Synthese ein.

Nach dem "Pfälzer Büffet" mit Saumagen und anderen Leckereien begeisterten der Kabarettist Jakob Habekost mit seiner "MundARTacke" die Gäste. Der nächste Deutsche Pfarrerinnen und Pfarrertag findet 2010 statt. Nähere Informationen nach aktuellem Planungsstand auf pfarrverband.de.