Thomas de Maizière: Krisenzeiten als Chance zu verstehen
Am Dienstag stand der Vortrag von Kirchentagspräsident de Maizière im Mittelpunkt. Er plädierte dafür, Krisenzeiten als Chance zu verstehen. „Auch wenn es unsicher ist, es ist nicht das Ende, wir können losgehen“, sagte de Maizière. Christlicher Glaube sei mit einem Auftrag verbunden. Dieser laute: Verantwortung übernehmen.
„Wir als Christen müssen mit Unsicherheiten umgehen und in Chancen drehen und in Kreativität verwandeln“, sagte er. Es gehe nicht darum, „das Jammertal zu beschreiten“, sondern sich zuzumuten, etwas zu tun - beispielsweise dem Nächsten zu helfen, notwendige Veränderungen anzupacken oder klassische Strukturen aufzubrechen. „Freiheit führt zwingend zu Ungewissheit“, führte de Maizière weiter aus: „Wer Freiheit will, muss Unsicherheit wollen“. Sicherheiten und Gewissheiten seien dagegen Illusionen. „Wenn wir Freiheit ernst nehmen, dann ist Zukunft ungewiss“, betonte der CDU-Politiker. Was immer, aber besonders auch in Krisen helfe, seien Streit und Debatte.
Podiumsdiskussion: Sicherheit ist verloren gegangen
Auf einem Podium diskutierten am Nachmittag Experten aus Polizei, Justiz, Pflege und Theologie zum Thema „Ende der Sicherheit“.
„Meine Sicherheit ist verloren gegangen“, sagte die Strafverteidigerin Seda Basay-Yildiz. „Wo soll ich hin gehen, wenn ich von denen, die mich schützen sollen, bedroht werde“, sagte die Anwältin aus Frankfurt am Main mit Blick auf in der Vergangenheit aufgetauchte rechtsextremistische Chats von Polizistinnen und Polizisten in Hessen. Basay-Yildiz wurde als Anwältin der Nebenklage im NSU-Prozess bekannt.
An dieser Thematik müsse intensiv gearbeitet werden, sagte Sachsens Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa. Es sei nicht mit einer Ausbildung oder mit einem Schwur getan. Mit Blick auf den Rechtsextremismus innerhalb der Polizei sagte er: Es müsse immer wieder betont werden, was zur DNA der Sicherheitsbehörde gehört und was nicht.
Der frühere Magdeburger evangelische Bischof, Axel Noack, ging auf Unsicherheiten innerhalb der Kirche ein. „Dass die Kirche kleiner wird, macht viele unsicher“, sagte er. Es gelte zu überlegen: „Wie kann man fröhlich kleiner werden?“ Demokratie brauche den unbedingten Diskurs, das versuche die Kirche aufzugreifen, so Noack. Dabei sei es „eine ganz schwere Aufgabe, über den eigenen Tellerrand und Chatgruppenrand hinauszuschauen“.
Der Würzburger Theologieprofessor und Autor Klaas Huizing gab mit Blick auf Kirche und Religion zu bedenken, dass selbst in der Universität die Krise angekommen sei. Junge Leute wollten Ethik und Philosophie studieren, aber nicht Religion.