Kirche und Arbeitswelt im Nachkriegsdeutschland

Vor ca. 50 Jahren, am 9. März 1966, traf sich in einem Frankfurter Hotel eine Runde von rund 20 evangelischen Unternehmern und Führungskräften. Sie alle verband ein gemeinsames Anliegen, das der einladende Textilunternehmer Dr. Walter Bauer wie folgt in seinem Anschreiben formulierte:

Die evangelische Kirche hat nach dem Zweiten Weltkrieg eine Fülle von Diensten und Einrichtungen geschaffen, die sich mit Fragen der Industriewelt beschäftigen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu Gesprächen und Tagungen versammeln … Die Arbeitnehmerschaft hat sich durch ihre kirchlichen Gremien (z.B. Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) in und außerhalb der Kirche Gehör verschafft, die Arbeitgeberseite war nicht imstande, ihre Auffassungen in gleicher Weise zu artikulieren und zu den verschiedenen Fragen vom evangelischen Standpunkt aus Stellung zu nehmen …1

Obwohl also Unternehmer und Führungskräfte in der Kirche der Nachkriegszeit als Dialogpartner zu Fragen der Wirtschaft und Arbeitswelt immer wieder gesucht, auch von Beginn an eingebunden waren bei der Abfassung der Denkschriften der damals neuen Kammer für soziale Ordnung der EKD2, sahen sie sich von ihrer Kirche nur unzureichend vertreten bzw. in ihr zu wenig wahrgenommen.

Dies lag an der wirtschafts- und sozialpolitischen Neuorientierung der EKD und ihrer Gliedkirchen im Nachkriegsdeutschland, die programmatisch auf der Synode zu Espelkamp im Jahr 1955 formuliert worden war3. Diese Synode rückte die Welt der Arbeit in den Fokus als wesentliches Aufgabenfeld der evangelischen Kirchen. Dahinter stand auch für viele das Eingeständnis eines Versäumnisses: die Erkenntnis, dass die Problematiken und Herausforderungen der industriellen Arbeitswelt, die unter dem Begriff der »sozialen Frage« zu bedenken und zu verhandeln gewesen wären, in den Kirchen nur unzureichend erfolgt waren4. Mächtige Stimmen in der EKD sahen als Folge eine »Ausklammerung der Arbeiterschaft aus der Kirche«5. Daher forderten sie insbesondere eine stärkere kirchliche Präsenz in den Betrieben, eine Begleitung der Arbeiterschaft durch Seelsorge und Bildung und eine sozialwissenschaftliche und sozialethische Schulung der Pfarrerschaft6.

Zugleich sahen sich die Kirchen in den Nachkriegsjahren gefordert, sich im Zuge des Streites um die Neustrukturierung der Gewerkschaftsbewegung zu positionieren. Mit der schließlich erfolgten Parteinahme für die Einheitsgewerkschaft war wohl auch die Hoffnung verbunden, einen neuen und besseren Zugang zur Arbeiterschaft in einer übersichtlich strukturierten, weitgehend befriedeten Gewerkschaftslandschaft zu gewinnen7.


Zur Gründungsgeschichte des AEU

Der hier kurz umrissene Fokus der evangelischen Kirche der Nachkriegszeit auf Arbeiterschaft und Gewerkschaftsbewegung erklärt die Motivation der in Frankfurt versammelten Gründerväter des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU), ein Gremium zu schaffen, »das gegenüber der Synode und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, gegenüber der Sozialkammer und anderen kirchlichen Gremien in der Lage wäre, sich bei wichtigen Fragen des sozialen und gesellschaftlichen Lebens aus den besonderen Kenntnissen der Unternehmerschaft heraus zu äußern und bei der Erarbeitung von sozial-ethischen Stellungnahmen mitzuwirken.«8

Dabei war es keineswegs trivial gewesen, diese Versammlung zu organisieren – aus einem Grund, der bis heute Teil der Herausforderung ist, evangelische Unternehmer und Führungskräfte zusammenzuführen: In der Arbeitswelt spricht man nicht über die eigene Religion oder Konfession, so dass unklar bleibt, ob und wie man mit dem Gegenüber nun über Glauben oder Kirche ins Gespräch kommen kann.

Dennoch etablierte sich der AEU Schritt für Schritt als Dialogpartner zu den Fragen, welche die evangelische Kirche wirtschafts- und sozialpolitisch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten bewegen sollte – von der Frage der Mitbestimmung, welcher die EKD 1968 eine eigene Denkschrift widmete9, über Fragen der Entwicklungshilfe, der Energieversorgung oder der Beschäftigungspolitik – zunehmend nicht nur auf der Bundesebene, sondern auch in neu gegründeten regionalen Arbeitskreisen.


Der AEU heute: eine kirchliche Gemeinschaft

Bis heute sieht der AEU hier eine seiner Aufgaben, wie es in seinem Selbstverständnis nachzulesen ist: »Wir beteiligen uns an der kirchlichen Meinungsbildung zu wirtschafts- und sozialethischen Fragen, um Kirche und Soziale Marktwirtschaft verantwortlich mitzugestalten.«10 Viele der Mitglieder des AEU sind daher auch persönlich engagiert in kirchlichen Gremien, vom Kirchenvorstand bis zur EKD-Synode, oder lassen sich als Referenten und Expertinnen für kirchliche Veranstaltungen gewinnen. Diese Aufgabe ist jedoch bei weitem nicht die einzige Zielsetzung, für die der AEU heute steht. Das wird deutlich an den weiteren Ausführungen des eigenen Selbstverständnisses:

»Wir rüsten uns geistig und geistlich zu, um uns in unserem Glauben zu vergewissern.

Wir suchen ethische Orientierung und fachlichen Austausch, um uns in unserem unternehmerischen Entscheiden und Handeln zu bestärken.«

Es wäre daher missverständlich, den AEU als verlängerten Arm von arbeitgeberorientierten Interessen in der evangelischen Kirche zu begreifen – ein Verdacht, der den AEU von Anfang seiner Gründung bis heute begleitet. Will man dem Selbstzeugnis Glauben schenken, so hat sich der AEU so nie verstanden11. Vielmehr ist gerade in den letzten Jahren innerhalb des AEU eine Entwicklung zu beobachten, sich noch stärker als kirchliche Gemeinschaft bzw. als Paragemeinde zu begreifen.

Das zeigt zum einen die Struktur. Sowohl in den Bundesorganen des Vorstands und des Kuratoriums12 als auch in jedem Leitungskreis der inzwischen 18 regionalen Arbeitsgruppen13 sind Pfarrer und Pfarrerinnen der jeweiligen Landeskirche als Theologische Berater und Beraterinnen vertreten. Diese werden in der Regel von ihren Kirchenleitungen für diese Aufgabe explizit benannt und entsandt. Damit stellt der AEU nicht nur eine institutionelle Verknüpfung zur evangelischen Kirche her, sondern verdeutlicht auch, dass ihm die theologische und geistliche Begleitung seiner Mitglieder ein grundlegendes Anliegen ist. Zum anderen verdeutlichen dies die Angebote und Themen, welche die Bedürfnisse und Wünsche der Mitglieder des AEU widerspiegeln.

Um dieses Selbstverständnis zu illustrieren, möchte ich daher im Folgenden anhand von vier notae ecclesiae die Aufgaben- und Angebotsstruktur des AEU für seine Mitglieder durchbuchstabieren und mit Beispielen hinterlegen14.


Der AEU stiftet und stärkt Gemeinschaft

Der AEU stiftet und stärkt Gemeinschaft – koinonia – zunächst einmal zwischen evangelischen Unternehmern, Führungskräften und Selbständigen. Dies geschieht insbesondere in den regionalen Arbeitsgruppen, die in regelmäßigen Abständen zu unterschiedlichen Veranstaltungen Mitglieder ihres regionalen Einzugsgebiets einladen. Hier kann man zwischen drei unterschiedlichen Kategorien von Veranstaltungen unterscheiden:

Veranstaltungen, in denen inhaltliche, oft wirtschafts- und sozialpolitische Themen im Vordergrund stehen und zu denen externe oder interne Referenten eingeladen werden

Veranstaltungen, in denen der informelle, persönliche Austausch im Vordergrund steht wie etwa regelmäßige Mittagstische

Veranstaltungen, die einen stärker geistlichen Charakter haben wie Gottesdienste, Mittagsgebete, Bibelgesprächsabende, Pilgertouren oder klösterliche Einkehr.

Im Rahmen dieser Veranstaltungen entstehen evangelische Netzwerke in die Unternehmen der Region hinein. Man lernt sich als evangelisch kennen und wahrzunehmen, denn, wie bereits erwähnt, ist die eigene Konfession im unternehmerischen Alltag in der Regel kein Thema. Für einige ist der AEU dadurch auch nach vielen Jahren ohne persönliche Verbindung zur Kirche wieder das erste Erleben kirchlicher Gemeinschaft überhaupt. In einer Zeit, in der die konfessionelle Bindung von Unternehmern und Führungskräften rapide abgenommen hat, ist diese Wirkung des AEU sicherlich nicht zu unterschätzen15.

Aber auch für engagierte Kirchenmitglieder bietet der AEU einen besonderen Mehrwert. Der AEU wird als eigener Ort jenseits des Unternehmens, aber auch jenseits der eigenen Kirchengemeinde in Anspruch genommen, an dem man sich im Kreise evangelischer Christinnen und Christen über Fragen austauschen kann, die einen selbst im beruflichen Alltag als gläubiger Mensch bewegen, berühren und umtreiben. Dieses gemeinsame Ringen und Nachdenken findet sowohl in den Diskussionen im Rahmen der Veranstaltungen, aber auch in Kleingruppengesprächen am Rande von Veranstaltungen statt, ebenso im geschwisterlichen Austausch in einem selbst gewählten geschützten Rahmen zwischen Mitgliedern als auch im seelsorgerischen Kontakt mit den Theologischen Beraterinnen und Beratern.

Der AEU kommt hier einem wichtigen Bedürfnis seiner Mitglieder nach. Denn für viele ist die eigene Kirchengemeinde nicht der Ort geschwisterlicher und seelsorgerischer Begleitung in beruflichen Fragen, weil sie sich dort in ihrer beruflichen Rolle und dem, was diese Rolle an existentiellen Herausforderungen und Anfechtungen im besten christlichen Sinne mit sich bringt, in der Regel nicht verstanden oder wahrgenommen fühlen. Oft liegt das daran, dass evangelische Unternehmer und Führungskräfte auch in ihrer Kirchengemeinde Verantwortung übernehmen und sie es als Risiko und Rollenbruch empfinden, dort dann zugleich als Ratsuchende aufzutreten. Oft sehen sie aber auch niemanden als adäquaten Gesprächspartner in der Gemeinde, der tatsächlich – und das heißt auch: sachlich-fachlich – einzuschätzen wüsste, was sie umtreibt oder quält, selbst die eigene Pastorin oder den eigenen Pfarrer nicht, auch wenn sie den oder die Ortsgeistliche in anderen Zusammenhängen gerne kontaktieren und für kompetent erachten.

Neben eigenen Veranstaltungen kooperiert der AEU auch mit anderen Organisationen, sei es etwa mit den landeskirchlichen Diensten in der Arbeitswelt, sei es mit anderen christlichen Vereinen und Verbänden, deren Zielgruppe Unternehmer und Führungskräfte sind wie der Bund Katholischer Unternehmer16 oder Christen in der Wirtschaft17, sei es mit Arbeitgeber- und Unternehmerverbänden oder örtlichen Industrie- und Handelskammern. So ist der AEU sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene bei den seit einigen Jahren etablierten Dialogforen Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt vertreten18. Er lädt seit vielen Jahren auf dem Evangelischen Kirchentag zu einem Empfang. Und er tritt als Partner beim Kongress christlicher Führungskräfte auf, dem größten christlichen Kongress für Unternehmer und Führungskräfte in Deutschland19. Dort wirken regelmäßig auch Mitglieder des AEU als Referenten und Referentinnen im Programm mit.


Im eigenen Reden und Handeln Zeugnis geben

Durch diese Kooperations- und Vernetzungsarbeit pflegt und stärkt der AEU das gemeinschaftliche Miteinander zwischen Christinnen und Christen, die in der Arbeitswelt in unterschiedlichen Rollen und Funktionen tätig sind, den ökumenischen Austausch zwischen Christinnen und Christen verschiedener konfessioneller Prägungen und im Gegenüber als evangelische Christinnen und Christen den Dialog mit Verantwortungsträgern, die der Kirche kritisch gegenüber stehen oder einer anderen Religion angehören. In all diesen Zusammenhängen bringen die Mitglieder des AEU ins Gespräch, wie ihr evangelisches Bekenntnis im Alltag als Unternehmer oder Führungskraft zum Tragen kommt.

Denn der AEU versteht sich als Organisation, deren Mitglieder sich am Leitwort »protestantisch verantwortlich handeln« orientieren und damit im eigenen Reden wie Handeln Zeugnis – martyria – von dem geben, was es heißt, als getaufte Christinnen und Christen und damit als gerechtfertigte Sünderinnen und Sünder in unternehmerischer und leitender Verantwortung zu stehen20.

Dieses Zeugnisgeben findet im eigenen unternehmerischen Alltag statt, wenn AEU-Mitglieder mit ihrem Glauben nicht hinter dem Berg halten und sie ihre Entscheidungen an ihren christlichen Werthaltungen messen lassen. Es findet in der Öffentlichkeit statt, wo sich AEU-Mitglieder, indem sie ihre beruflichen Kompetenzen einbringen, über ihr Unternehmen hinaus gesellschaftlich und kirchlich engagieren und wo sie sich als evangelische Christinnen und Christen in öffentlichen Beiträgen positionieren.

Auch der AEU als Organisation bietet immer wieder Möglichkeiten zum öffentlichen Zeugnis – durch eigene Publikationen oder durch Auftritte, die Mitglieder explizit als Vertreterinnen und Vertreter des AEU in gesellschaftlichen Foren wahrnehmen21. So hat der AEU in einer eigenen Publikation im vergangenen Jahr aus Anlass des 70. Jahrestages an die Denkschrift des Freiburger Bonhoeffer-Kreises erinnert und damit an die protestantischen Wurzeln der sozialen Marktwirtschaft22. Und anlässlich des 50. Gründungsjubiläums ist in diesem Jahr das Buch »Evangelisch.Erfolgreich.Wirtschaften« erschienen, in dem AEU-Mitglieder zur Sprache bringen, was es für sie heißt, als evangelische Christinnen und Christen in Führungsverantwortung zu stehen23. Die 35 Beiträge und Porträts sollen dazu anregen nachzuvollziehen, wie Evangelisch-Sein und erfolgreiches wirtschaftliches Handeln zusammengehen können, und damit auch einen Impuls zum Reformationsjubiläum 2017 aus unternehmerischer Perspektive bieten.


Geistliche Zurüstung und Feier des Gottesdienstes

Wenn es im Selbstverständnis des AEU heißt »Wir rüsten uns geistig und geistlich zu, um uns in unserem Glauben zu vergewissern«, dann wird damit die geistliche Dimension des AEU angesprochen. Im AEU wird in vielfältiger Weise Gottesdienst gefeiert – leiturgia.

Veranstaltungen von regionalen Arbeitsgruppen schließen in der Regel mit Andachten oder einem Segen – was für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Veranstaltungen in besonderem Maße auszeichnet und unterscheidet, etwa im Vergleich zu Treffen der Rotarier oder des Lion’s Club. An den bundesweiten Veranstaltungen wie den Jahrestagungen oder Rüstzeiten, zu denen die Mitglieder der Leitungskreise geladen sind, gehören Gottesdienste ebenso selbstverständlich zum Programm wie Morgen- und Abendandachten zur geistlichen Zurüstung.

Hier erleben die Mitglieder des AEU, dass und wie ihre beruflichen Themen mit dem Wort Gottes versprochen und damit neu und anders beleuchtet werden. Und sie erleben sich als gottesdienstliche Gemeinschaft unter dem Wort und damit zuvorderst als Brüder und Schwestern in Christus, nicht als Geschäftspartner und -partnerinnen. Die gottesdienstliche Gemeinschaft verdeutlicht auch neuen Interessentinnen und Interessenten, dass der AEU nicht ein weiteres Business Meeting ist, sondern gelebte Kirche.

Vertieft werden kann diese gottesdienstliche Gemeinschaft bei speziellen spirituellen Angeboten wie Pilgertouren oder klösterlichen Retraiten, die auf Bundesebene, vereinzelt inzwischen aber auch von regionalen Arbeitsgruppen durchgeführt werden. Bei diesen geistlichen Angeboten wird inhaltlich speziell auf die Bedürfnisse, Herausforderungen und Fragestellungen von Menschen in unternehmerischer Verantwortung eingegangen24.


Verantwortung für diakonisches Wirken der Kirche

Auch die diakonische Dimension kirchlichen Handelns – diakonia – ist im AEU präsent. Zum einen bringen Leiterinnen und Leiter diakonischer Einrichtungen als AEU-Mitglieder diese Dimension in ihren Beiträgen und als Gastgeber von Veranstaltungen ein. Zum anderen übernehmen viele Mitglieder im Ehrenamt Verantwortung in diakonischen Einrichtungen, diakonisch orientierten kirchlichen Vereinen und kirchlich-sozialen Projekten. Es ist ihnen in der Regel dabei ein Anliegen, mit ihren beruflichen Kompetenzen das diakonische Wirken ihrer Kirche wirkungsvoller und nachhaltiger zu gestalten. Immer wieder hört man auch von Mitgliedern, sie verstünden dieses Engagement als dankbaren Dienst für den Segen, den sie selbst in ihrem Leben empfangen haben.

»Ohne unternehmerisches Handeln kann keine moderne Gesellschaft überleben. Wir brauchen Menschen, die den Mut und die Vision haben, neue Industrie- und Dienstleistungsunternehmen aufzubauen, neue Produkte kreativ zu entwickeln und für sie Märkte zu erschließen … Solches Unternehmertum leistet dem Gemeinwohl große Dienste und verdient deswegen über den wirtschaftlichen Gewinn hinaus soziale Anerkennung.«25

Dieses Zitat findet sich in der im Jahr 2008 erschienenen Denkschrift der EKD »Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive«26. Viele evangelische Christinnen und Christen, die in unternehmerischer Verantwortung stehen, haben diese öffentliche Würdigung von Seiten ihrer Kirche dankbar wahrgenommen. Auch der AEU hat sich hierzu geäußert27. Mit dieser Denkschrift wurde zu »einem neuen Dialog zwischen evangelischer Kirche und Unternehmertum« eingeladen28.

Es ist gut zu wissen, dass dieser Dialog seit 50 Jahren im Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer gepflegt wird – und darüber hinaus dass dort Menschen, die in unternehmerischer Verantwortung stehen, Kirche miteinander leben und erleben.


Anmerkungen:

1 Zit. in Horst O. Hermanni: Unternehmer im Dialog mit ihrer Kirche 1966-1991. Eine Chronik, 19.

2 Nachzulesen etwa in: Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Denkschriften der Evangelischen Kirche in Deutschland, Soziale Ordnung, Wirtschaft, Staat. Band 2/1, Gütersloh 31991.

3 Klaus von Bismarck (Hrsg.): Die Kirche und die Welt der industriellen Arbeit, Witten 1955.

4 Zur Orientierung siehe z.B. Günter Brakelmann: Die soziale Frage des 19. Jahrhunderts, Bielefeld 61979.

5 Eberhard Müller: »Der Strukturwandel des menschlichen Lebens«, in: von Bismarck, 30. Für Müller war dies nicht nur ein historisches, sondern ein aktuelles Phänomen, wie er weiter beschreibt: »Es gibt genügend Beispiele neu entstehender Industriegebiete, in denen die bisherige kirchliche Landbevölkerung gegenwärtig zur Industriearbeit übergeht. Dabei vollzieht sich diese Entwicklung einer Entfremdung von der Kirche vor unseren Augen genauso wie in anderen Gebieten zur Zeit unserer Väter.«

6 Vgl. von Bismarck, 74 ff. Hatten bereits seit Ende der 1940er Jahre einzelne Landeskirchen sog. Sozialsekretäre angestellt, die mit der kirchlichen Begleitung der Arbeiterschaft betraut wurden, so wurde dieser Ansatz von der Synode von Espelkamp allen Landeskirchen anempfohlen. In der Folge wurden deutschlandweit auch sog. Industrie- und Sozialpfarrämter gegründet, die die kirchliche Industrie- und Sozialarbeit wahrnahmen.

7 Wolfgang Schroeder: Die gewerkschaftspolitische Diskussion in der evangelischen Kirche zwischen 1945 und 1955, in: Frank von Auer/Franz Segbers (Hrsg.): Sozialer Protestantismus und Gewerkschaftsbewegung, Köln 1994, 221-243.

8 Hermanni, 29.

9 Kirchenamt der EKD, 85-111.

10 http://www.aeu-online.de/selbstverstaendnis. html.

11 Vgl. Hermanni, 16: »Dabei hat sich der AEU von Anfang an bemüht, brüderlicher Dialogpartner der Kirche, nicht aber Interessenvertreter der Wirtschaft zu sein.«

12 http://www.aeu-online.de/organisation.html.

13 http://www.aeu-online.de/regionale-
arbeitsgruppen.html.

14 Den Impuls dazu nehme ich dankbar auf aus einem Artikel, in welchem Dr. Johannes Rehm in ähnlicher Weise die notae ecclesiae als ekklesiologische Folie für die Beschreibung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt vorgenommen hat, s. Johannes Rehm: »Anwalt ethischer Grundsätze in der Arbeitswelt«, in: Nachrichten der Evang.-Luth. Kirche in Bayern 1/2008, 3-6.

15 So konstatieren die Zahlen der 2. BP-Gesellschaftsstudie »Unternehmer und Gesellschaft«, dass die Konfessionslosen mit 40% inzwischen die größte Gruppe unter den Unternehmerinnen und Unternehmern ist. Zum Vergleich: Mitte der 60er Jahre waren nur rund 10% der Unternehmer und Unternehmerinnen konfessionslos, vgl. S. 5 der Zusammenfassung der Studie, zu finden unter: http://www.bp.com/content/dam/bp-country/de_de/PDFs/Sonstiges/zusammenfassung_bp_studie.pdf. Zur Gesamtauswertung vgl. Franz Walter/Stine Marg (Hrsg.): Sprachlose Elite? – Wie Unternehmer Politik und Gesellschaft sehen, Hamburg 2015.

16 http://www.bku.de/.

17 http://www.ciw.de/.

18 Vgl. z.B. in Bayern: http://www.kda-bayern.de/mitnehmen/forum-kirche-wirtschaft-arbeit/.

19 http://www.fuehrungskraeftekongress.de/.

20 Vgl. hierzu weiterführend die Ausführungen von Dr. Hans-Jürgen Leuchs unter: http://www.aeu-online.de/selbstverstaendnis.html.

21 http://www.aeu-online.de/veroeffentlichungen/publikationen.html.

22 Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (Hg.): 70 Jahre Denkschrift des Freiburger Bonhoeffer-Kreises, Karlsruhe 2015. Diese Publikation kann bestellt werden unter: http://www.aeu-online. de/veroeffentlichungen/publikationen.html. Hier besteht auch ein direkter historischer Bezug, denn der Unternehmer Dr. Walter Bauer, der die Gründung des AEU initiierte, war als Mitglied der Bekennenden Kirche diesem Kreis assoziiert.

23 Peter Barrenstein/Wolfgang Huber/Friedhelm Wachs (Hrsg.): Evangelisch.Erfolgreich.Wirtschaften, Leipzig 2016.

24 http://www.aeu-online.de/ueberregionale- termine.html.

25 Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh 2008, 116.

26 Zur Diskussion über diese Denkschrift vgl. Ulrich Duchrow/Franz Segbers (Hrsg.): Frieden mit dem Kapital?, Oberursel 2008, und Johannes Rehm/Sigrid Reihs (Hrsg.): Kirche und unternehmerisches Handeln, Stuttgart 2010.

27 Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (Hrsg.): Die Unternehmerschrift weiterdenken – Wirtschaftsethische und wirtschaftspolitische Positionen im Lichte der Denkschrift der EKD »Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive«, Karlsruhe 2010. Als Download erhältlich unter: http://www.aeu-online.de/veroeffentlichungen/publikationen.html.

28 So Wolfgang Huber in seinem Vorwort zur Denkschrift »Unternehmerisches Handeln«, 7.

Über die Autorin / den Autor:

Pfarrer Peter Lysy, Pfarrer beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, zusätzlich tätig als Pfarrer in der Wirtschaft bei der AOK Bayern im Projekt »Begleitung von Beschäftigten in Krisen- und Übergangssituationen«, seit 2006 Theologischer Berater der regionalen Arbeitsgruppe München/Bayern des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer.

Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 11/2016

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