Die Mehrzahl evangelischer Kirchengemeinden sind Landgemeinden – nicht nur in Bayern oder in Niedersachsen. Dabei ist Land nicht gleich Land. Ländliche Räume sind sehr unterschiedlich strukturiert und geprägt. Doch ohne Perspektive geht ein gewichtiger Teil kirchlicher Arbeit verloren. Thomas Guba resümiert das theologische Nachdenken über »Kirche auf dem Land«, wertet Erfahrungen aus und zeichnet Zukunftsaussichten.

David kam aus Bethlehem – einem Landstädtchen, weit ab von den Metropolen der Alten Welt. Jesus ist in Nazareth aufgewachsen, Galiläa, keine Weltstadt. Ländliche Räume als Quellorte der Erneuerung? Das ist wohl lange her! »Die Stadt als einzige Hoffnung« ist ein Interview mit Joan Clos, dem spanischen Industrieminister, überschrieben.1 Das Leben der Menschheit soll sich künftig in städtischen Räumen organisieren. Warum dann überhaupt noch Nachdenken über »Kirche im ländlichen Raum«? Weil hier Menschen leben und weil es diese Menschen wert sind, dass man sich ihrer geistlichen und spirituellen Bedürfnisse annimmt.

Nun ist »Land« nicht gleich »Land«. Wir haben mittlerweile gelernt, dass ländliche Räume sehr unterschiedlich und nur sehr differenziert miteinander zu vergleichen sind. Mein Land ist Nordostoberfranken und die nördliche Oberpfalz. Mein Land liegt in Bayern, wird dort oft als Problemregion bezeichnet. Mein Land hat eine Vielzahl an Menschen und ganze Industriezweige verloren. Mein Land verändert sich gerade immer noch und das wird auch nicht mehr aufhören. In meinem Land spielt die Landwirtschaft keine große Rolle mehr. Mein Land wird von den Personen her älter. Mein Land ist hügelig, ein Mittelgebirge. Mein Land ist Multikulti. Mein Land hat evangelische Wurzeln. Mein Land ist nicht »mein Land«, aber mein Lebensort.

Was ich hier beschreiben kann und will, ist meine Sicht der Dinge. Dabei sind manche Erkenntnisse nachweisbar. Manche Einsichten sind so, dass ich sie als Perspektive für eine gute Zukunft sehen möchte.

Bevor ich zu »meinem Land« komme, hier einige grundsätzliche Erwägungen: Was tat und tut sich beim Nachdenken der »Kirche auf dem Land« in den letzten Jahren und aktuell? Einige Gedankensplitter ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.


»Wandeln und Gestalten«

Lange Jahre war die »Kirche auf dem Land« gerade kein Thema. Man ging davon aus, dass »Kirche auf dem Land« schon funktioniert. »Kirche auf dem Land« war fast schon so etwas wie ein Stabilitätsfaktor für die Kirche an sich. Wegweisend für die neuere Diskussion war die Dissertation von Kai Hansen.2 Sie hat allerdings wohl hauptsächlich in Insiderkreisen für Aufsehen gesorgt. Eine breitere EKD-Öffentlichkeit erreicht zu haben, ist das Verdienst des EKD Textes 87 »Wandeln und Gestalten – missionarische Chancen und Aufgaben der Evangelischen Kirche in ländlichen Räumen« (2007).3 Der Text kann als eine Reaktion auf das Impulspapier »Kirche der Freiheit« verstanden werden. Nach dem eher programmatischen und globalen Blick auf die Kirche in »Kirche der Freiheit« will »Wandeln und Gestalten« den Blick auf ländliche Räume lenken. Dazu werden sieben Typen kirchlicher Entwicklungsmöglichkeiten in ländlichen Räumen, jeweils mit konkreten Beispielen, definiert. Die Unterscheidungsmerkmale gehen von peripheren Räumen, also dem Abstand zum nächsten Zentrum (Metropole) aus und von der möglichen Wachstumsperspektive. Man kann Kritik an diesem Modell äußern hinsichtlich einer stark durch quantitative Wachstumsaspekte beschriebenen Qualifizierung von Räumen. Man kann dieses Modell aber auch erst einmal akzeptieren, um damit eine gute Grundlage zur Einordnung von Regionen zu gewinnen und erste Kriterien zu erhalten. Was aber die eigentliche Stärke des EKD-Textes ausmacht, ist der Aufbau. Der Text gibt, alleine schon durch seine Gliederung, ein kleines Handlungskonzept für Gemeinden oder Regionen vor.

Zunächst werden Lebensgefühle des Landes und der »Kirche auf dem Land« beschrieben, um in einem zweiten Schritt »sehen zu lernen«. Einmal genau hinschauen, welche Veränderungen finden wir vor? Die bereits angesprochenen sieben Typen helfen »einzuschätzen«: Wo stehen wir eigentlich vor Ort? Dann kommen Handlungsoptionen hinzu. Im vierten Schritt sollen »Entscheidungen gewagt« werden. Sie werden beschrieben als »Verdichten und Wachsen«. Und schließlich soll »mutig gehandelt« werden.

Wer diese Schritte aufmerksam liest und beherzigt, wird sicher Zukunftsaspekte der eigenen Gemeinde oder Region finden und Gemeindearbeit noch einmal anders ausrichten. Das ist für mich der eigentliche Ertrag dieser Schrift.


EKD-Land-Kirchen-Konferenzen

Zwei EKD-Land-Kirchen-Konferenzen fanden bisher statt. Die erste tagte im Jahr 2011 in Gotha, die zweite im Jahr 2013 in Northeim. In den Jahren dazwischen wurden jeweils Fachtagungen der Land-Kirchen-Konferenz abgehalten.

Die Gothaer Konferenz hatte den bezeichnenden Titel »Auf dem Land daheim«.4 Dieses Thema implizierte schon das Veränderungspotential von »Kirche als Heimat«. So war es nicht verwunderlich, dass gerade in den Begegnungen vor Ort und den Exkursionen im Gothaer Land dieses Veränderungspotential als bereichernd erkannt wurde. Ergebnisse der Konferenz waren, dass man erneut darüber nachdenken muss, wie es zu Entlastung bei Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen kommen kann. Dies wird besonders akut, wenn die »Flächen« immer größer werden. Gibt es Alternativen (und welche?) zur parochialen Verwaltung? Es wurde eine buntere und vielfältigere Kirche mit ganz unterschiedlichen Gemeindeformen gewünscht. Zum dritten muss zukünftig stärker darüber nachgedacht werden, welche Amtsverständnisse und welche Kirchenverständnisse dazu helfen, die geistlichen Aufgaben des Wandels zu bewerkstelligen.

Bei der zweiten Land-Kirchen-Konferenz in Northeim lautete der Titel »Abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit« (Koh. 3,3).5 Diese Konferenz nahm, wie auch schon die Vorgängerkonferenz, einen schonungslosen Blick auf die bestehenden Verhältnisse vor. Deutlich wurde, dass Entscheidungen »vor Ort« zu treffen sind. Top-Down-Prozesse waren für die Gestalt der Kirche wenig hilfreich, wenngleich aus organisatorischen und finanziellen Gesichtspunkten manchmal geboten. Der Berliner Bischof Markus Dröge stellte dabei fest, dass ein flächendeckendes Angebot an kirchlichen Leistungen schon heute nicht mehr möglich sei. Er sprach deshalb von »Kirche als einem Netz mit starken Knoten und Kontaktflächen zur Gesellschaft hin«.6 Weiterhin ging es ihm um Aufgabenklarheit für eine kleiner werdende Kirche. Während der Northeimer Land-Kirchen-Konferenz wurde auch dazu aufgerufen, in den einzelnen Gliedkirchen mit regionalen und landeskirchlichen Land-Kirchen-Konferenzen zu beginnen.

Die nächste Land-Kirchen-Konferenz wird im Frühsommer 2015 stattfinden. Dieser Artikel wurde vor Beginn der Konferenz geschrieben und kann daher deren Ergebnisse nicht berücksichtigen.


Zentrum Mission in der Region (ZMiR) und Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG)

Das Handwerkszeug und die Forschungen, die beide Institutionen für ländliche Räume vorlegen, sind mittlerweile so vielfältig, dass sie den Rahmen dieses Artikels sprengen würden. Die einschlägigen Seiten im Netz bieten aber alles an, was wissenswert ist.7 Es gäbe an dieser Stelle viele Akteure und Initiativen zu nennen. Eingehen möchte ich nur kurz auf das Symposium »Mittendrin, Kirche in peripheren ländlichen Räumen« aus dem Sommer 2013 in Greifswald.8 Es wurde maßgeblich von Prof. Dr. Michael Herbst, KR Dr. Thomas Schlegel und Dipl.-Theol. Martin Alex organisiert und durchgeführt. Die Vorträge dieses Symposiums haben das ganze Feld von »Kirche in ländlichen Räumen« eröffnet. Dabei kamen »Exkursionen« nach Frankreich oder Wales genauso vor wie ein Blick auf den Umgang mit Kirchengebäuden. Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong hat ihr Modell der kirchlichen Orte nun auch für die »Fläche« beschrieben. Der katholische Theologe Prof. Dr. Rainer Bucher führt in eine katholische Perspektive zur Kirche an ländlichen Orten ein. Der Humangeograph Prof. Dr. em. Gerhard Henkel unternimmt den Versuch, ein Fitnessprogramm für die Zukunft ländlicher Räume zu installieren und der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, Dr. Thies Gundlach, entwickelt die Perspektive vom »Liebhaber ohne festen Wohnsitz«. Damit beschreibt er sein Gottesverständnis, das Gott eben nicht an ein Gebäude (Kirche) bindet. Wenn die Kirche nicht mehr am Ort wäre, wäre Gott eben doch noch da. Orte und Zeiten, in denen sich Gottes Gegenwart ereignet, seien überraschend vielfältig.

Dieses Symposium hat bei vielen Teilnehmern ein hoffnungsvolles Bild von der Zukunft der Kirche in ländlichen Räumen hervorgerufen. Es war nirgends eine Abbruchs-, sehr häufig aber eine Aufbruchsstimmung zu spüren. Die Notwendigkeit der Veränderungen wurde angenommen. Ob sie vor Ort dann immer umgesetzt werden können, ist allerdings nicht gesagt. Insgesamt erscheinen mir viele Gedanken und Ideen dieses Symposiums anwendbar, wenngleich mit heftigen Widerständen, zumindest in einigen reichen Kirchen der EKD, verbunden zu sein.


Das Land ist hell und weit – und so sind auch die Akteure

Jugendverbände

Seit vielen Jahren arbeiten die katholischen Jugendverbände zum Thema »Kirche auf dem Land« ebenso die Evang. Landjugendverbände und die Landjugendakademie in Altenkirchen, um hier nur einige zu nennen. Die Jugendverbände haben sehr früh erkannt, dass eine »Landflucht« von Jugendlichen einsetzt. Deshalb wurde im Bereich der katholischen Kirche immer von einer besonderen »Landpastoral« gesprochen. Ein Name taucht dabei häufig auf: PD Dr. Brigit Hoyer, langjährige Bundesseelsorgerin der Kath. Landjugendbewegung. In ihrem Buch »Seelsorge auf dem Land« beschreibt sie nötige und mögliche Transformationsprozesse der Kirche auf dem Land.9 Ähnlich wie Rainer Bucher, der Begleiter ihres Habilitationsprojekts an der Uni Graz, geht sie davon aus, dass ein Zusammenwirken von Kirche und anderen gesellschaftlichen Akteuren wichtiger denn je wäre und Kirche dann lebt, wenn sie sich öffnet und sich auf die Veränderungsprozesse der Zeit einlässt. Kirche soll die neuen Orte des Glaubens und Lebens aufsuchen und dabei sein. Damit wird auch ein Perspektivwechsel vom Sozialraum (der Parochie) hin zu einem Aktionsraum (freiwillige Projektgemeinschaft) eröffnet.

Die evangelische Landjugend arbeitet, wie auch die KLJB, an konkreten Themen. So geht es um den demographischen Wandel, um Präsenz auf der »Grünen Woche« in Berlin und um die Gestaltung des Lebens vor Ort. Beide Verbände tun dies aus meiner Sicht mit viel Engagement und einem Sinn für das Praktische. Das ist vielversprechend, denn Jugendliche sind bereit, ihre Region mit zu gestalten. Dazu benötigen sie eine Organisation an ihrer Seite, die ihnen beisteht und Plattformen, auch in die Politik hinein, bietet. Beide Verbände tun dies in vorbildlicher Weise und sind aus dem Gestaltungsraum »Land« nicht wegzudenken.


Evangelische Bildungszentren im ländlichen Raum

Traditionell machen sich die Bildungszentren in den ländlichen Räumen für das Land stark. Oftmals waren oder sind sie die maßgeblichen Akteure der Landeskirchen in den ländlichen Räumen. Dabei ist es schon lange nicht mehr so, dass Land mit Landwirtschaft gleichgesetzt wird. Auch wenn viele dieser Einrichtungen von den früheren »Winterkursen« für Landwirte herkommen, haben sie sich längst weiterentwickelt.10 So geht es um die politische Dimension ländlicher Räume. Themen wie Breitbandausbau, Lebensqualität, Demographie und viele weitere kommen in den Blick. Nicht zuletzt geht es um Persönlichkeitsbildung für »Landmenschen« oder auch um Fortbildungsangebote für Pfarrer in ländlichen Räumen (Dorfpfarrerwoche in Bayern).

Zur Situation in Bayern

Auch in Bayern haben an verschiedenen Orten Menschen angefangen, sich über das Thema »Kirche in ländlichen Räumen« Gedanken zu machen. Auch hier begann das organisierte Nachdenken mit dem EKD-Text »Wandeln und Gestalten«. Schon lange gab es eine »Fachstelle Land« in der Bayerischen Kirche, die aber sehr lokal agierte und mit einem reduzierten Stundenmaß ausgestattet war. Diese Stelle ist am Evang. Bildungszentrum Hesselberg in Mittelfranken angesiedelt.


Unliebsame Veränderungen

Durch Veränderungen in den ländlichen Räumen, besonders in den Räumen entlang der früheren deutsch-deutschen Grenze, sowie entlang der Grenze zur Tschechischen Republik wurde die Kirche aufmerksam auf ländliche Räume insgesamt. In diesen Regionen, die in Bayern auch staatliche Höchstfördergebiete sind, wirkt sich der demographische Wandel dramatisch aus. Im Landkreis Wunsiedel spricht man von einem Bevölkerungsrückgang zwischen 2009 und 2030 von ca. 25%. Geburten gibt es wenige, Sterbefälle viele. Der kurze Aufschwung nach der Grenzöffnung vor 25 Jahren war einer depressiven, von Industriepleiten und Wegzug geprägten Grundstimmung gewichen. So allmählich fängt sich die Region wirtschaftlich, hat aber ein schlechtes Image und weiterhin massive demographische Probleme. Zu diesen Fragen kommen Identitätsprobleme hinzu. Fast jeder in Deutschland kannte Porzellanfirmen wie Rosenthal oder Hutschenreuther in Selb. Diese Firmen existieren auch heute noch, produzieren aber nur mit einem Bruchteil des früheren Personalstandes. Der Stolz der Region hat Schaden genommen. Insgesamt ist die Lage also prekär.

Auf kirchlicher Seite kommt hinzu, dass es immer schwieriger wird, das Interesse für PfarrerInnen an ländlichen Räumen zu wecken. Gerade die grenznahen Räume sind hiervon besonders betroffen. Vakanzen von 1-2 Jahren sind häufig. Eine Besetzung mit Berufsanfängern auf zum Teil traditionsreichen und komplexen Stellen (Kirche ist Trägerin von sozialer Infrastruktur, Kindertagesstätten, ambulante Pflege usw.) ist der Regelfall und führt zu Folgeproblemen. Auf der anderen Seite gehört die bayerische Kirche zu den reichen Kirchen in der EKD. Wir leisten uns in ländlichen Räumen eine Pfarrstelle für je 1200 Gemeindeglieder, jammern also auf hohem Niveau.

Das Thema »Veränderung« ist eines, über das man spricht. Gehandelt wird aber noch recht wenig. Und damit meine ich vor allem Perspektiven in Dekanaten, Regionen und Gemeinden. Eine Zusammenarbeit findet da statt, wo Kollegen sich vertragen und sich gegenseitig helfen wollen. Mittlerweile gibt es einige Kooperationsverträge zwischen Gemeinden. Hier wird dann die Zusammenarbeit auf festeren Boden gestellt. Fusionen von Gemeinden gibt es in Bayern äußerst selten und nur dann, wenn alle Beteiligten das ausdrücklich wünschen. Eine Insel der Glückseligen?

Meine Arbeit der letzten vier Jahre hat mir deutlich gezeigt, dass in den meisten Gemeinden das Wissen da ist, dass es nicht so weiter geht wie bisher. Man spürt die Diskrepanz zwischen »Wollen« und »Können«. Man weiß um den hohen und finanziell belastenden Immobilienbestand. Man weiß um geringer werdende Zahlen, zurückgehenden Gottesdienstbesuch und vieles mehr.11 Nur vereinzelt werden aber bisher daraus Konsequenzen gezogen. Manchmal passiert es, dass man die Konfirmandenarbeit zusammenschließt. Projektarbeit funktioniert auch gemeinsam besser. Weitere Schritte aber sehe ich da noch nicht. Sie sind (finanziell) in der Regel noch nicht nötig. In manchen Dekanaten spricht man von einer Zentralisierung der Verwaltung (gemeinsame Pfarrämter für vier oder fünf Gemeinden). Wir scheuen uns, den Schnitt zu machen und jetzt perspektivisch zu arbeiten. Wir tun es nicht, weil es immer irgendwie noch geht.

Beständigkeit und Bestand am Ort sind wichtig. Und so hat sich in den letzten Jahren so etwas wie eine Zwischenform entwickelt. Wir probieren Dinge gemeinsam aus, die uns verbinden. Diese Dinge tun uns nicht weh, stellen aber Verbindendes in den Vordergrund. Wir lernen uns so kennen und stellen auch unsere Zukunftsfragen. Wir bahnen damit Veränderung an, vollziehen sie aber noch nicht.


Zwei Beispiele

Seit dem Jahr 2012 haben wir eine Reihe von Berggottesdiensten im Fichtelgebirge und im Steinwald ins Leben gerufen.12 Wir leben in einem Mittelgebirge. Viele Menschen bei uns wandern oder fahren Rad in der wunderschönen Landschaft. Im Zeitraum nach Trinitatis bis zum 3. Oktober findet nun an jedem Sonntag ein Gottesdienst auf einem Berg statt. Er wird jeweils von einer Gemeinde veranstaltet und alle anderen sind eingeladen. Auch Touristen in der Region kommen gerne. Mittlerweile gibt es an vielen Orten die Situation, dass Gemeinden, die um die jeweiligen Berge herum angesiedelt sind, miteinander den jeweiligen Berggottesdienst gestalten. Kooperation geschieht hier freiwillig und ungezwungen. Ob einmal mehr daraus wird, wenn der Zeitpunkt zur engeren Zusammenarbeit gekommen ist? Vielleicht.

Ein anderes Beispiel: Wir haben den Impuls der EKD-Land-Kirchen-Konferenz aufgenommen und in der Region ein Landsymposium durchgeführt.13 Das war im Jahr 2013. Wir hatten ein engagiertes Vorbereitungsteam und namhafte Referenten. Unser Symposium hieß »Land in Sicht«. Dieses Symposium hat Aufsehen erregt. Der Bayerische Rundfunk berichtete davon in Radio und Fernsehen. Die Fragen, die gestellt wurden, waren Zukunftsfragen für die Kirche auf dem Land, in unserer Region, aber auch in ganz Bayern. Ein neues Kirchen- und Gemeindeverständnis wurde angebahnt. Beteiligte Institutionen (z.B. das Amt für Gemeindedienst in der ELKB oder das Amt für Jugendarbeit in der ELKB) bekamen Hausaufgaben mit usw. Eine wirklich runde Sache. Teilnehmende kamen aus ganz Bayern, auch darüber hinaus. Auch aus der Region kamen Teilnehmer und mit denen, die dabei waren, sind wir nach wie vor im Gespräch. Viele KollegInnen aber interessieren sich nicht. Sie wollen nicht über Veränderungen nachdenken, bevor sie denn eingetreten sind. Ich werde nachdenklich, denn es ist doch sonst gar nicht unsere Art, abzuwarten und alles zu ertragen. Der Veränderungsdruck ist einfach noch nicht da. Freilich, einige KollegInnen sind mit dem Landgedanken neu infiziert worden und freuen sich darüber, ihr Gemeindeleben zukunftsfähig zu machen.


Das Thema ist angekommen – auch in Bayern

Seit Kurzem gibt es in Bayern einen »Fachbeirat Ländliche Räume«. Er setzt sich im Wesentlichen aus Mitarbeitenden der ländlichen Bildungszentren zusammen und dem Abteilungsleiter für die ländlichen Räume im Landeskirchenamt. Eine jährliche Fachkonferenz zum Thema der ländlichen Räume wurde ins Leben gerufen. Hier sind Synodale aus dem Ausschuss »Ländliche Räume« genauso vertreten wie Mitarbeitende aus kirchlichen Einrichtungen, von »Mission Eine Welt« und anderen Organisationen. Es geht um den Austausch. Es geht um die Arbeitsbereiche und darum, sich mit anderen Menschen und deren Themen zu vernetzen. Das scheint zu funktionieren.

Erfreulich ist, dass sich die Landessynode der ELKB im Frühjahr 2016 mit dem Thema »Ländliche Räume« befassen wird. Das ist m.E. überfällig. Die Bayerische Landeskirche bietet so viel an Fläche mit unterschiedlichsten Traditionen, die einmal in den Blick genommen werden müssen, zumal es seit der Landtagswahl im Jahr 2013 sogar ein »Heimatministerium« mit Sitz in Nürnberg gibt.14 Es ist das erste Ministerium außerhalb der Landeshauptstadt München.

In Bayern ist das Thema also angekommen. Ich will damit nicht behaupten, dass damit auch alles gut ist. Dennoch ist das Thema spürbar da und worüber man redet und worüber man sich austauscht, das kann man dann auch bearbeiten. Angekommen ist das Thema auch bei Regionalplanern und weiteren Organisationen. So hat die »Akademie Ländlicher Raum in Bayern« im Jahr 2013 zu ihrem alljährlichen Sommerkolloquium unter dem Titel: »Kirche im ländlichen Raum – Resignation oder Aufbruch« eingeladen.15 Nicht nur, dass sich die Akademie damit beschäftigt, war wichtig. Wichtiger noch war, dass man die Kirchen als äußerst wichtigen Partner in den ländlichen Räumen ansah. Die Kirchen sind eben noch mit einer guten Infrastruktur vor Ort. Und auch die seelsorgerliche Notwendigkeit von Kirche vor Ort wurde von der Akademie gesehen.

Regionalplaner sprachen mich in den vergangenen Jahren häufig an. »Wir finden bei der Kirche niemanden, der sich mit einbringen will«, war die Klage, wenn es um regionale Dinge ging. Bei Dorferneuerungen ist die Kirche mit dabei. Wenn es um größere Zusammenhänge geht, sind wir oft nicht mehr dabei. Andere Akteure setzen darauf, dass wir mitdenken und womöglich auch mittragen. Hier ist für uns noch Luft nach oben, auch in Bayern.


Ein vorläufiges Fazit und ein Ausblick

Was tut sich also auf dem Land und wo geht der Weg der Kirche auf dem Land hin? Mittlerweile sind viele mit dem Thema »Kirche in ländlichen Räumen« unterwegs. Es gibt Untersuchungen zu Spezialfragen wie dem Pfarrerbild auf dem Land. Es gibt mittlerweile auch mehrere Dissertationsprojekte, die sich mit dem Thema beschäftigen. Wie ich es sehe, behandeln wir das Thema nicht mehr unter einer rein strukturellen Debatte. In den Anfängen ging es ja darum, dass einige Landeskirchen das Land unter dem Gesichtspunkt der »Optimierung von Pfarrstellen« und dem Gesichtspunkt »Pfarrverbände« gesehen haben. Der Humangeograph Gerhard Henkel warnt ausdrücklich vor zu großen Zusammenschlüssen. Er tut dies mit seinem Blick auf die röm.-kath. Kirche. Unter dem Stichwort »Amtskirche beseitigt Volkskirche« führt er 15 Thesen an. Eine zentrale Aussage bezieht sich auf ein gerne verwendetes Argument zu den Synergieeffekten: »Fusionierte Einheitsgemeinden sind keineswegs kostengünstiger als Verbandsgemeinden«. Außerdem merkt er an: »Gemeindefusionen dienen in keiner Weise der Seelsorge vor Ort oder gar einem aktiveren Gemeindeleben. Durch Gemeindefusionen beseitigt die Amtskirche die Ortsgemeinden und damit die lokale Basis der Kirche.«16

Nun kann man einwenden, dass es gar keine Fusionen braucht und sie auch in Bayern derzeit nicht favorisiert werden. Das gilt aber nicht für alle Kirchen in der EKD. Henkel bezieht seine Anhaltspunkte auch aus der Gebietsreform auf kommunaler Ebene in den 70er Jahren und hat wohl Recht, wenn er vor solchen Schritten warnt. Ohnehin glaube ich, dass sich Strukturen nur schwer verändern lassen und strukturelle Maßnahmen immer als »herrschaftlicher Akt« von oben nach unten empfunden werden. Damit sind sie unbeliebt und nicht zeitgemäß.

Es bietet sich an, auch auf dem Land die Dinge anders anzuschauen. Schauen wir sie einmal von der Ortsgemeinde her an. Dieser Blick käme sozusagen von unten. Ortsgemeinden schauen erst einmal auf sich. Schon das Dekanat als nächste Größe wird hauptsächlich als Verwaltungseinheit gesehen. Dabei könnte es ja auch etwas zur Regionalisierung beitragen.

Gemeinden sollten beginnen, ihre Stärken zu definieren. Dies sehe ich in neueren Veröffentlichungen, die gelungenes Leben in Landgemeinden beschreiben.17 Dabei geschieht häufig gar nichts Spektakuläres. Vielmehr ist es so, dass Gemeindeleben durch intensives Miteinanderleben aktiviert wird. Offensichtlich ist es nicht die Zeit der großen theologischen und theoretischen Entwürfe für eine »Theologie des Landes«, wir haben es eher mit dem Phänomen der an der gelungenen Praxis interessierten KollegInnen und Gemeindeglieder zu tun. In einer sich ausdifferenzierenden, globalisierten Welt ist eine Rückbesinnung auf Regionalisierung und Personalisierung ja nur allzu nachvollziehbar. Die Regionalbewegungen unserer Zeit machen dies deutlich.


Zukunfts-Themen

Stadt-Land-Partnerschaft

Ich merke, dass es beim Thema »Kirche auf dem Land« eine gewisse Konkurrenz gibt. Das Thema vermittelt den Eindruck als wäre »Kirche auf dem Land« etwas ganz anderes und eine Konkurrenz zum Thema »Kirche in der Stadt«. Das ist nicht so, ganz im Gegenteil. Eben weil wir auf dem Land merken, dass wir die Bewegungen der Städte mit einer immer kürzeren zeitlichen Verzögerung nachvollziehen, ist unser Thema so wichtig. Es wäre gut, wenn mehr Stadt-Land-Partnerschaften entstünden oder auch gemeinsame Gespräche stattfänden, denn tendenziell geht es der »Kirche auf dem Land« nicht anders als der »Kirche in der Stadt«.18 Das betrifft die Beteiligungskultur an kirchlichen Veranstaltungen, die Erreichbarkeit von Menschen, das Nachdenken über eine gute Zukunft von Kirche überhaupt. Stadt und Land sind zwei sehr ähnliche Seiten der ­Medaille mit der Aufschrift »Wie gewinnt Kirche Zukunft?«

Pfarrstellenbesetzung und Befähigung von Ehrenamtlichen

Auch hier muss ich ein wenig vorsichtig sein, weil ich spüre, dass auch Pfarrstellen in Städten sich nicht mehr »von alleine besetzen« lassen. Dennoch wage ich es, aus eigener Anschauung heraus zu sagen, dass die Besetzung mancher Pfarrstellen in peripheren Räumen fast unmöglich geworden ist. Die Bayerische Synodalpräsidentin hat vor Kurzem ein Dienstfahrzeug für PfarrerInnen in ländlichen Räumen vorgeschlagen. Das ist eine Idee; ob es eine Lösung ist? Freilich suchen und brauchen wir genau solche Ideen, um Stellen in der Peripherie attraktiv zu halten. An den Gemeinden liegt es nicht. Diese sind dort nicht schlechter oder besser als andernorts. Es liegt an der scheinbaren Entfernung von den Metropolen mit ihren Angeboten.

Sicher aber ist es nötig, dass die Gemeinden ihre Hausaufgaben machen und die Pfarrdienstwohnungen in einem guten Zustand halten. Die Dekanate sind gebeten, sich um neue PfarrkollegInnen intensiv zu kümmern. Ein Onboarding-Programm für periphere Räume hielte ich für angemessen. Kirche hat gute Beziehungen und kann sich einsetzen für den mitkommenden Lebenspartner, kann helfen, die richtige Schule für die Kinder zu finden und die Anfangsphase des neuen Dienstes begleiten. Ich sehe, dass genau das nur äußerst selten passiert. Ich merke aber, dass immer mehr Aufgaben auf zum Teil stark belastete Ehrenamtliche übertragen werden, und bin ratlos, wie man dieses Problem lösen kann.


Gottesdienste mit kleinen Zahlen

Auch auf dem Land haben wir Gottesdienste, die von immer weniger Menschen besucht werden. Dafür haben wir aber oft noch eine Vielzahl von Gottesdiensten.19 Man macht es sich wohl zu leicht, wenn man einfach eine Gleichung aufmacht und sagt: die Anzahl der Gottesdienstbesucher geteilt durch weniger Gottesdienste ergibt mehr Gottesdienstbesucher pro Gottesdienst. Freilich macht es auch dem, der den Gottesdienst hält, mehr Freude vor einer gut gefüllten Kirche zu stehen als vor einer fast leeren.

Nun gibt es eine Zahl an neueren Ideen und Ansätzen wie z.B. die »Egelner Agende«.20 Im Kirchenkreis Egeln ist für jeden Sonntag im Jahr ein Gottesdienstentwurf ausgearbeitet worden und dieser kann von Ehrenamtlichen vor Ort gehalten werden. Dabei werden Lesetexte verteilt. Ich finde diese Agende sehr gelungen und niederschwellig angelegt. Dennoch: Es braucht jemanden, der initiativ wird, jemanden, der sich zuständig fühlt. Das gibt es nicht mehr überall.

Ob es dann so ist, dass der »Tisch nicht mehr gedeckt wird, wo kein Hunger mehr da ist«, wie Thomas Schlegel vermutet?21 Wer entscheidet das? Wer hat den Mut zur Konzentration von kirchlichen Angeboten?

Wir werden das Problem nicht loswerden und müssen uns eingestehen, dass wir an vielen Orten diese Veränderungen erleben oder erlebt haben. Oder stimmt es nicht, dass nach dem Krieg in den bayerischen Diasporagebieten viel mehr Gottesdienstorte da waren als sie es heute sind? Pfarrer haben damals oft an fünf oder sechs Orten jeden Sonntag Gottesdienst gehalten. In der gleichen Region sind es heute maximal zwei pro Sonntag. Wir können uns verändern, wenn sich die Bedarfe verändern, und sollten den Mut haben, dies auch zu tun.


Definition von Kernaufgaben

In die gleiche Richtung geht der Aspekt, Kernaufgaben von Gemeinden zu definieren. Damit meine ich nicht, dass ein kirchenleitendes Gremium diese vorschreibt und nach unten durchreicht. Im Prinzip sind diese Aufgaben ja in den Kirchenordnungen auch schon verankert. An manchen Orten aber können gar nicht mehr alle Aufgaben durchgeführt werden, weil es nicht genügend Ehrenamtliche dafür gibt. An anderen Orten hat man sich so verzettelt, dass man nicht mehr weiß, wie das alles noch zusammengeführt werden soll.

Es ist Zeit, dass sich auch ländliche Gemeinden aufmachen und Ziele bzw. Gestaltungshorizonte definieren. »Wandeln und Gestalten« könnte eine erste Hilfe dazu sein. Gemeindeberatungen wären wunderbare externe Ergänzungen. Dazu gehört es, in Zukunft auch viel öfters Nein zu sagen. Nicht jede Möglichkeit darf ergriffen werden, weil es dann auch zu viel sein könnte. Nichts ist für mich schlimmer als wenn die Qualität unserer Veranstaltungen nachlässt, weil die Vielzahl zunimmt und irgendwo die Zeit fehlt, die Dinge gut zu machen.

Eine Kernaufgabe wird es sein, den demografischen Wandel auch in den Gemeinden und Regionen zu bewältigen. Es wird eine weitere Kernaufgaben sein, Diakonie als konkret werdende Form von Kirche am Ort zu halten. Das Thema »Armut« wird in ländlichen Räumen auch wieder ein wichtiger Faktor werden, leider.22


Erprobungsräume

Vielleicht darf man sich als Pfarrer auch etwas wünschen, ich will es jedenfalls tun. Ich würde mir Erprobungsräume wünschen. Ich würde mir wünschen, dass Gemeinden, noch besser Kleinregionen, Dinge miteinander ausprobieren dürfen. Ob sie zum Schluss kommen, bestimmte Gebäude bestimmten Anliegen zu widmen, also vielleicht eine Kirche als Hochzeitskirche, eine andere als Jugendkirche zu definieren, wäre für mich nur ein äußeres Zeichen. Vielleicht entdeckt man, dass Parochiegrenzen nicht mehr zeitgemäß sind. Vielleicht merkt man, dass eine Arbeit nach Maßgabe der eigenen Begabungen viel mehr Spaß macht als das Rundumprogramm, das man als Landpfarrer halt so macht. Ich wünsche mir also viel mehr Kreativität und »gspinnert’s Zeug«.23 Denn es muss doch nicht alles so bleiben wie es war, oder?

Regionale und Vor-Ort-Lösungen

Wenn man von »Kirche auf dem Land« spricht, so spricht man von unterschiedlichen Landstrichen, Dialekten, Entwicklungsmöglichkeiten usw. Kurz gesagt: Vielleicht ist nicht jedes Dorf anders, aber jede Region ist schon anders als die Nachbarregion. Wir brauchen deshalb individuelle Lösungen. Ideen, die an einer Stelle fruchten, mögen an der anderen nicht verheißungsvoll sein, brächten aber auch dort wichtige Denkanstöße. Es wird nicht anders gehen als eine bunte Flickenlandschaft an Kirchlichkeit anzulegen und die Freude über die Einzigartigkeit und Andersheit des Nachbarn zu leben. Ein Blick über den eigenen Horizont lohnt sich dabei. Ich habe ausgezeichnete Erfahrungen damit gemacht, in die Mitteldeutsche Kirche oder in die EKBO zu schauen. Dort gibt es viele verheißungsvolle Beispiele einer Kirche der Zukunft. Regionale Kirche sein, bedeutet nicht automatisch, alles selbst erfinden zu müssen.

Ein Rundblick zum Thema »Kirche auf dem Land«

Es wäre sehr bedauerlich, wenn sich Kirche aus ländlichen Regionen allmählich zurückziehen würde, weil man kein Personal dafür mehr findet oder weil die Räume nicht attraktiv sind. Wir hatten als Kirchen am Ort schon immer einen Auftrag, die Regionen mit zu entwickeln. Gerade in peripheren Räumen haben wir diesen Auftrag mehr denn je. Wir sind oft Kooperationspartner anderer gesellschaftlicher Akteure geworden. Dass wir dabei auch noch »ganz« Kirche sind, scheint die Kooperationspartner nicht zu stören. Das sollte uns Hoffnung geben, mit ihnen zusammen über »Kirche und Region« in der Zukunft nachzudenken.

Literatur (in Auswahl)

Alex, Martin/Schlegel, Thomas (Hg.): Mittendrin! ­Kirche in peripheren ländlichen Regionen, Neukirchen 2014

Bölts, Stefan/Nethöfel, Wolfgang (Hg.): Aufbruch in die Region, Hamburg 2008

Bucher, Rainer: … wenn nichts bleibt wie es war. Zur prekären Zukunft der katholischen Kirche, Würzburg, 2. Aufl. 2012

Clausen, Matthias/Herbst, Michael/Schlegel, Thomas (Hg.): Alles auf Anfang. Missionarische Impulse für Kirche in nachchristlicher Zeit, Neukirchen 2013

Clos, Joan: http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/ megastaedte/64802/die-stadt-als-einzige-
hoffnung

Cordes, Harm: Kirche im Dorf – Glaube im Alltag. Impulse für die kirchliche Arbeit im ländlichen Raum, Leipzig 2013

Dünkel, Frieder/Herbst, Michael/Schlegel, Thomas (Hg.): Think Rural! Dynamiken des Wandels in peripheren ländlichen Räumen und ihre Implikationen für die Daseinsvorsorge, Wiesbaden 2014

Evangelischer Dienst auf dem Lande (Hg.): Landkirche – Achtung Wanderbaustelle. Kirche im ländlichen Raum 01/2013, Altenkirchen 2013

Franke, Silke/Magel, Holger (Hg.):Kirche im ländlichen Raum – Resignation oder Aufbruch?, Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen 89, München 2013

Guba, Thomas/Theologischer Arbeitskreis im Netzwerk: »Gemeinsam für die Region« (Hg.): Kirche für die Region, Ergebnisse theologischen Nachdenkens über die Situation in Kirche und Gesellschaft in Nordostbayern, Eigenverlag, Bad Alexandersbad 2011

Guba, Thomas u.a. (Hg.): Land in Sicht, Bad Alexandersbad 2014

Hansen, Kai: Evangelische Kirchen in ländlichen Räumen: Ein Rundblick über Geschichte und Gegenwart, Berlin, 2. Aufl. 2010

Henkel, Gerhard: Das Dorf, Stuttgart 2012

Hoyer, Birgit: Seelsorge auf dem Land. Räume verletzbarer Theologie, Praktische Theologie heute Bd. 119, 2011

Jakubek, Ulrich/Strauß, Florian (Hg.):Netzwerke sichtbar machen, Amt für Gemeindedienst in der ELKB, Nürnberg 2014

Karle, Isolde: Kirche im Reformstress, Gütersloh 2010

Kirchenamt der EKD (Hg.): Region – Gestaltungsraum der Kirche, Kirche im Aufbruch Band 4, Leipzig, 2012

Kirchenamt der EKD (Hg.):Du stellst meine Füße auf weiten Raum – Perspektiven für »Kirche in der Fläche«, Dokumentation der 1. Fachtagung der Land-Kirchen-Konferenz, Hannover 2012

Kirchenamt der EKD (Hg.): Abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit. Dokumentation der 2. Land-Kirchen-Konferenz, Hannover 2014

Kirchenamt der EKD (Hg.): Kirche im Aufbruch praktisch, Kirche im Aufbruch Band 6, Leipzig 2012

Kirchenamt der EKD (Hg.): Wandeln und Gestalten. Missionarische Chancen und Aufgaben der Evangelischen Kirche in ländlichen Räumen, EKD Texte 87, Hannover 2007

Knieling, Rainer: Plädoyer für unvollkommene Gemeinden, Göttingen 2009

Kötter, Ralf: Das Land ist hell und weit. Leidenschaftliche Kirche in der Mitte der Gesellschaft, Berlin 2014

Pohl-Patalong, Uta: Von der Ortskirche zu kirchlichen Orten, Göttingen 2004

Schlegel, Thomas/Alex, Martin (Hg.): Leuchtfeuer oder Lichternetz. Missionarische Impulse für ländliche Räume, Neukirchen 2012

Winkler, Marlis: Nähe, die beschämt. Armut auf dem Land, Berlin 2010


Anmerkungen:

1 S. Clos, Joan: http://www.bpb.de/gesellschaft/ staedte/ megastaedte/64802/die-stadt-als- einzige-hoffnung.

2 Auf dem Umschlag seines Buches schreibt Hansen: »Obwohl ländliche Räume in Theologie und Kirche nach wie vor eher am Rande des Interesses stehen …« Hansen geht also davon aus, dass ländliche Räume bisher kaum im Blick waren und äußert die Hoffnung, dass man sich stärker mit ihnen beschäftigen möge.

3 Als Download unter http://www.ekd.de/EKD-
Texte/ekdtext_87.html.

4 Gotha bot sich als Tagungsort einer Kirche der östlichen Bundesländer an. Strukturelle, theologische und politische Konsequenzen von Beheimatung bzw. Entfremdung von Kirche konnten exemplarisch gesehen werden.

5 Die Herausforderungen der Kirche im 21. Jh., insbesondere in ländlichen Räumen, wurden thematisiert. Günther Beckstein forderte dazu auf, »Kirchturmdenken« zu überwinden. Weiterhin empfahl er, die Gemeindegliederzahl als Rechnungsgröße für Personalstellen und Finanzierung abzulösen. Sie ist als Bemessungsrundlage in peripheren Räumen ungeeignet (s. epd-Dokumentation 17/2014, 7).

6 »Je größer die Maschen, desto fester die Knoten«. Leitbilder für eine »Kirche in der Fläche«, epd-Dokumentation 17/2014, 29ff.

7 www.zmir.de und http://www.theologie.uni-greifswald.de/ieeg.

8 Dieses Symposium war zweifellos ein Meilenstein in der Diskussion um die »Kirche in ländlichen Räumen«, speziell für periphere ländliche Räume.

9 Ein katholischer Ansatz, der sich insgesamt sehr »evangelisch« liest. Wer sich mit der »Kirche auf dem Land« auseinandersetzt, sollte sich die Gedanken Hoyers einmal vergegenwärtigen. Dieser Ansatz ist m.E. ein sehr interessanter und verheißungsvoller für die beiden großen Kirchen.

10 Ein kurzer Blick in die Programme der Evang. Bildungszentren in ländlichen Räumen zeigt dies. Hier geht es eben nicht mehr nur um das »Filzen einer Tasche oder das Buchbinden an einem Samstag«. Die regionalpolitischen, theologischen und kirchlichen Zukunftsfragen ländlicher Räume werden in grundtvigscher Tradition gemeinsam er- und bearbeitet.

11 In meinem Lebensumfeld wurde beispielsweise die V. KMU nur sehr zaghaft rezipiert. Woran das liegt, kann ich derzeit nicht sagen. Mag sein, dass die Ergebnisse den Alltag schon so stark widerspiegeln, dass man sich damit gar nicht mehr befassen mag.

12 http:// www.gemeinsamfuerdieregion.de/berggottesdienste-2015/.

13 Die Dokumentation des Symposiums ist nur noch in wenigen Exemplaren schriftlich erhältlich. Eine Onlineversion wird vorbereitet.

14 http://www.stmflh.bayern.de/. Das Ministerium heißt offiziell »Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat«.

15 Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, kann online nachsehen unter http://www.akademie-bayern.de/.

16 Das Zitat stammt aus der 1. These. M.W. ist die Thesenreihe bisher unveröffentlicht.

17 So z.B. Harm Cordes oder Ralf Kötter (näheres im Literaturverzeichnis).

18 Seit 25 Jahren arbeitet die Evang. Landvolkshochschule Hohebuch in Württemberg zu diesem Thema. Dort mehr bei Dr. Clemens Dirscherl.

19 Macht es Sinn eine Gottesdiensttradition aufrecht zu halten, die nicht mehr angenommen wird? Wir feiern ökumenische Passionsandachten in einer Gemeinde mit ca. 3000 evangelischen und katholischen Christen. Zu den Andachten kommen ca. acht Personen. Man hat den Eindruck, dass diese dem Pfarrer zu liebe kommen. Kann man diese Tradition beenden und andere Formen anbieten? Die größten Widerstände leisten dabei diejenigen, die gar nicht kommen, mit dem Hinweis darauf, dass das »schon immer so war« – ein Totschlagargument.

20 http://www.kirchenkreis-egeln.de/gemeinde agende/. Bestellen kann man die Agende bei der Superintendentur Kirchenkreis Egeln, Stadtkirchhof 2, 39435 Egeln.

21 So Thomas Schlegel anlässlich einer Diskussion beim Symposium in Bad Alexandersbad. Näheres dazu bei Guba u.a. (Hg.): Land in Sicht: Thomas Schlegel, Im Jahre 2040: (Leit)bilder für Kirche in ländlichen Räumen, 53ff.

22 Besonders betroffen macht mich die Tatsache, dass Armut auf dem Land stigmatisiert wird. Mehr dazu bei Marlis Winkler (s. Literaturverzeichnis).

23 »Gspinnert’s Zeug« ist ein umgangssprachlicher Ausdruck in Franken, um Kreativität, Ideenreichtum und Zukunftsfragen in einem wertfreien Raum zu beraten.


 

Über die Autorin / den Autor:

Dekan Thomas Guba, Dekan in Bad Berneck, von 2011-2014 Projektstelle »Gemeinde- und Regionalentwicklung in Nordostbayern« mit Sitz in Bad Alexandersbad, Bayern.

Aus: Deutsches Pfarrerblatt - Heft 7/2015

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